Special - Sozial schwache Kinder und Spiele : Ein Kinderspiel

In der derben Satireserie „South Park“ behauptet ein Viertklässler: „Alles, was Spaß macht, kostet mindestens acht Dollar.“ Dem würden meine jungen PC-Nutzer sicher widersprechen, denn Free-to-play-Spiele wie Tanki Online, Hero Zero und Galaxy Life erfreuen sich bei ihnen großer Beliebtheit. Ich würde schätzen, dass sich nur jedes fünfte Kind für den Internet-Rechner anmeldet, um Hausaufgaben und Ähnliches zu erledigen. Alle anderen sehen sich Videos auf YouTube an oder chatten bei Facebook. Die Mehrheit jedoch zockt gemeinsam oder gegeneinander besagte Browser-Spiele.

Nicht alles bekomme ich im direkten Gespräch mit den Schülern mit. Manchmal vergessen die Jungen und Mädchen auch einfach nur, dass sie nicht unter sich sind.

Vor wenigen Tagen schnappte ich folgenden Dialog zwischen zwei begeisterten Galaxy-Life-Fans auf:

Marvin: „Du hast erst eine Basis? Mann bist du schlecht!“

Jonas: „Du Penner, ich spiele das noch nicht so lange wie du! Außerdem hast du ja auch Geld dafür bezahlt.“

Marvin: „Wenn man Geld bezahlt, dann geht alles viel schneller! Du bist dumm, wenn du dir keine Paysafecard holst, um schneller Einheiten zu bauen!“

Jonas: „Du bist selber dumm. Ich hab vielleicht nicht so viel Taschengeld wie du?“

Folglich spielt auch bei den Gratisspielen die Höhe des Taschengeldes eine nicht unerhebliche Rolle. Wenn sich zwei Schüler an den Internet-Plätzen kennenlernen (oft durch ein gemeinsames Lieblings-Browser-Spiel), dann kommt nicht selten die Frage: „Wie viele Konsolen hast du?“ Manche Kinder zählen dann wie aus der Pistole geschossen auf:

„Einen 3DS, die Wii U, eine Xbox 360 und die PlayStation Vita.“ Ein Junge fügte dann noch hinzu: „Und ich spiele auch oft auf meinem iPhone.“ Dabei war das Handy gar nicht Gegenstand der Frage.

Andere Kinder wiederum weichen der Frage aus oder antworten knapp „Gar keine“, was dann gelegentlich zu einem unangenehmen Schweigen führt. Letztere bringen in der Regel weitaus mehr Interesse für die grafisch oft unspektakulären Browser-Spiele auf, während die anderen Kinder durch das Überangebot an hochwertigen Spielen auf den heimischen Konsolen eher unbeeindruckt bleiben. Trotz der sehr unterschiedlichen Ausstattung im Kinderzimmer und unterschiedlich dicker Geldbörse gibt es einen Aspekt, von dem alle gleichermaßen angetan sind: dem Spielspaß in der Gruppe. Der Faszination von teambasierten Wettkämpfen, des gegenseitigen Verspottens und der Gruppenzugehörigkeit kann sich kaum jemand entziehen. So wird geflucht, gejubelt, gekämpft und unterstützt. Gemeinsam.