Länderauswahl:
Du wurdest von unserer Mobile-Seite hierher weitergeleitet.

Special - 1080p und 60 fps : Die Herrschaft der Zahlen

  • Multi
Von  |  |  | Kommentieren

Und so führt das eine zum anderen. Publisher setzen 1080p mit grafischer Qualität abseits der Auflösung gleich und bewerben ihre Produkte dementsprechend. Eine simple Zahl wird zum Verkaufsargument hochstilisiert und fälschlicherweise mit einem qualitativ hochwertigen Spielerlebnis gleichgesetzt. Die Frage nach der Auflösung mag Aufschluss darüber geben, welche Version eines Spiels (bei den richtigen Voraussetzungen) die optisch überlegene ist. Doch sie verrät uns nicht, ob das entsprechende Spiel überhaupt gut ist. Wenn diese Zahlen etwas geschafft haben, dann dass wir nicht mehr über das Spiel selbst, sondern noch mehr als sonst über seine Darstellung diskutieren.

Bildratenzahlung

Nun darf man sich angesichts der häufigen Auseinandersetzung zu Recht fragen, warum denn die Bildrate von Spielen weit weniger im Mittelpunkt steht. Das wird in erster Linie wohl daran liegen, dass sich die unterschiedlichen Konsolenversionen eines Spiels in dieser Hinsicht einfach nicht oder kaum voneinander unterscheiden. Spielt ihr Call of Duty auf PS4 oder Xbox One? Es spielt keine Rolle, denn welche Version ihr auch zockt, 60 Bilder pro Sekunde (engl. frames per second, kurz: fps) sind in beiden Fällen drin. Natürlich kann es auch in diesem Fall kleinere Unterschiede geben, sodass die eine Version gefühlt häufiger mit kleineren Rucklern zu kämpfen hat. Doch während diese nur stellenweise auftreten können, ist eine höhere beziehungsweise niedrigere Auflösung immer präsent.


Die Entwickler von The Order: 1886 verzichteten bewusst auf 60 fps

Es ist andererseits aber auch paradox. Denn während der Unterschied zwischen 720p und 1080p ja erst bei größeren Monitoren oder einer zu kurzen Distanz wirklich zum Tragen kommt, macht sich eine doppelt so hohe Bildrate deutlich bemerkbar, und zwar nicht nur fürs eigene Auge. Besonders für den E-Sport ausgelegte Spiele zielen häufig auf eine höhere Bildrate ab. Denn so wird die Latenz zwischen Eingabe und Reaktion im Spiel deutlich minimiert und die eigene Reaktionsfähigkeit gewinnt eine noch größerer Bedeutung. Doch auch die generelle Spielerfahrung profitiert enorm von einer höheren Bildrate. Dazu muss man sich nur Vergleichsvideos zu den alten und aktuellen Versionen von Spielen wie GTA V oder Dark Souls II anschauen.

Doch eine hohe fps-Zahl fordert entsprechend viele Ressourcen und hat folglich auch Einfluss auf das Spiel selbst. So muss seitens der Verantwortlichen im Laufe der Entwicklung eines Spiels abgewägt werden, welches Ziel man verfolgt.

Das bestätigt auch Pawl Rohleder, Lead Technology Producer bei Techland:

„Ich denke nicht, dass es einen universellen Moment während der Produktion gibt, wenn Entwickler über die angepeilte Bildrate eines Konsolenspiels entscheiden. Es hängt sehr stark vom Spiel ab und wie es sich im Laufe der Zeit entwickelt. Bei einem großen, weitläufigen Spiel, das zahlreiche Objekte beherbergt und bei dem mehrere komplexe System parallel arbeiten, sind 30 fps ein realistisches Ziel. Man kann Dinge austesten und 60 fps anpeilen – ab einem bestimmten Punkt wird man erkennen, ob es das wert ist oder ob zu viele Kompromisse gemacht werden müssen. Genau diese Kompromisse betreffen meist den Kern eines Spiels. Wenn man damit anfängt, so viele Dinge bei solch komplizierten, simultan laufenden Systemen und Grafiken zu ändern, ändert man damit auch, wie sich das Spiel verhält. Als Entwickler ist die höchste Priorität immer, eine flüssige Performance mit einer garantierten Stabilität sicherzustellen. Wenn das Anpeilen von 60 fps diese Verpflichtung gefährdet, ist die Entscheidung zugunsten von 30 fps keine schwere.“


Dying Light von Techland

Will man die visuellen Möglichkeiten eines Spiel vollkommen ausschöpfen, so werden auf Konsole kaum 60 fps möglich sein. Bestimmte Genres profitieren dabei natürlich von einer höheren Bildrate. Rennspiele wirken etwas rasanter, Beat-'em-ups und Ego-Shooter werden präziser. Kurz gesagt: Spiele, die auf Wettbewerben eingesetzt werden, kommen um 60 fps nicht herum.

Aber auch in diesem Fall heißt 60 fps nicht, dass es sich dabei um ein gutes Spiel handeln muss. Zwar kann eine flüssige Wiedergabe die Spielerfahrung angenehmer wirken lassen, doch es ist eben nur ein Tell der gesamten Erfahrung. Auch das reicht bereits, um Spiele mit 60 fps zu bewerben. Wir sollten versuchen uns allmählich davon zu lösen, dass uns einfache Zahlen eine vollkommene Wahrheit präsentieren. Schlussendlich sind Spiele doch weitaus mehr als nur technische Fakten. Wenn wir bereit sind, das zu akzeptieren, kann man auch wieder vernünftig über Spiele anstatt von Zahlen reden.

Könnte dichinteressieren

Kommentarezum Artikel