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Special - Der Amoklauf von Newtown : Der alte Sündenbock

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20 tote Kinder. 6 tote Erwachsene. Erschossen von einem 20-Jährigen. Dieser Amoklauf in Newtown war hinterhältiger, brutaler und drastischer als alle anderen - wenn man diese Art von Ereignissen überhaupt miteinander vergleichen kann. Es ist wohl wirklich so, dass die Amerikaner erst dann intensiver über den Umgang mit und ihr Verhältnis zu Waffen nachdenken, wenn damit ihre eigenen Kinder getötet werden. Die Waffen-Lobby ist gefragt. Bislang hat sie nicht reagiert. Zumindest nicht offiziell. Aber ist es wirklich Zufall, dass die Debatte um strengere Waffengesetze nach kurzer Zeit vom immer wieder gern hochgekochten Thema „Killerspiele“ verdrängt wird?

Das Titelbild der britischen Tageszeitung The Sun vom 17.12. lässt keine Zweifel zu: der Täter war ein Einzelgänger, abhängig vom "umstrittenen" Spiel Call of Duty. Laut The Sun war der Täter "besessen" von diesem Videospiel. In diesem Zusammenhang sollte man wissen, dass diese Tageszeitung generell ungewöhnlich aggressiv agiert und mit extrem plakativen Titelzeilen am Kiosk Leser fängt. Sozusagen eine Art Bild-Zeitung hoch zehn.

Kopierte Dummheiten

Bild.de nimmt die Story der Sun dankbar auf und berichtet mit Berufung auf die britischen Tageszeitung, dass der Täter vom "Computerspiel Call of Duty fasziniert gewesen sei". Überraschend ist dabei die Quelle dieser Information. Nicht etwa ein Freund oder Verwandter der Familie gibt Auskunft über die Hobbys des 20-Jährigen. Nein, der Klempner wird zitiert. Ein Handwerker, der ab und zu für kurze Zeit im Haus war, um Toiletten zu reparieren. Die Angaben dieses Mannes reichen dieser Art von Medien aus, um daraus eine Videospielabhängigkeit herbeizudichten.

Die Online-Seite der Bild-Zeitung zieht noch eine weitere Quelle zurate. So wird unter Berufung auf die US-Tageszeitung Hartford Courant berichtet, dass der Täter "stundenlang das Gewaltspiel Dynasty Warriors" gespielt haben soll. Ich frage mich, ob die Journalisten diese Info auch gebracht hätten, wenn sie wüssten, dass bei Dynasty Warriors gar keine Schusswaffen zum Einsatz kommen. Vermutlich war der Begriff "Warrior" (zu Deutsch "Krieger") einfach zu verlockend, um das Spiel nicht zu nennen. Passt halt gerade gut.

Verdrängte Wahrheiten

Irgendwann später im US-Artikel wird dann auch mal mehr am Rande erwähnt, dass die Mutter des Täters selbst leidenschaftliche Waffensammlerin war. Die Tatwaffen gehörten der Mutter. Die Hausfrau war regelmäßig mit ihren Söhnen auf den Schießstand gegangen; zum Übungsschießen. Der gemeinsame Waffengebrauch als Familientradition. Schöne heile Welt. Zerstört nur durch die bösen, brutalen Gewaltspiele. Da wundert es mich auch nicht mehr, dass Verfechter des Waffenbesitzes in den USA die krude These verbreiten, es brauche mehr Waffen, damit solche Amokläufe verhindert werden können. Nach dem Motto: Hätten die Kinder in der Sandy-Hook-Schule ebenfalls Pistolen gehabt, hätten sie den Irren einfach abknallen können und alles wäre gut.

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