Test - Sonic und die Geheimen Ringe : Sonic fühlt sich wie in 1001 Nacht
- Wii
Der Kern von ’Sonic und die Geheimen Ringe’ ist der Abenteuermodus. Hier absolviert ihr nach einem etwas lahmen Tutorial zahlreiche Missionen, um nach und nach in allen sieben Welten die Endgegner zu besiegen und die Weltringe zu sammeln. Außerdem schaltet ihr regelmäßig neue Extras, Gadgets, Upgrades und Missionen frei. Insgesamt etwa einhundert (recht kurze) Levels warten auf euch – einige müsst ihr erledigen, andere sind bloß Bonus. Jede Welt versetzt euch in ein anderes Szenario: Neben einer orientalischen Landschaft erkundet ihr etwa eine Dinosaurier-Gegend, eine Fabrik und eine fliegende Festung (’Panzer Dragoon’ lässt grüßen).
Im Grunde gibt es zwar pro Welt nur eine lange Strecke, je nach Mission ist diese aber etwas verändert, weist euch auf Alternativrouten hin oder konfrontiert euch mit anderen Gefahren. So trefft ihr auf typische Hüpfaufgaben, zerschmettert diverse simple Gegner, greift nach vielen Ringen und Perlen auf der Straße, hüpft per Bumper oder Katapult über weite Distanzen, weicht Kakteen aus, öffnet Schatztruhen, haltet die Augen nach versteckten Items offen, schlittert auf schmalen Kanten entlang, geht Stachelkugeln aus dem Weg und rennt per Extra-Turbo rasend schnell durch Loopings, Korkenzieherwege und vieles mehr – was man halt so alles von einem richtigen ’Sonic’-Spiel erwartet. Das Salz in der Suppe sind hierbei die freischaltbaren Upgrades, die ihr auf bis zu vier Fingerringe verteilt. Habt ihr den flinken Igel entsprechend aufgelevelt, könnt ihr mittels Punkten diverse Extra-Fähigkeiten aktivieren. So wird Sonic nicht nur agiler, sondern kann mit Special-Moves, Sonder-Turbos und Ähnlichem aufwarten. Einige Missionen sind gar nur mit dem richtigen Extra zu schaffen. So seht ihr etwa in einem Wettrennen gegen einen Geist ohne Turbo alt aus, während eine gesteigerte Agilität zum Beispiel dabei hilft, in einer Sondermission keine Töpfe zu zerbrechen oder allen Feinden aus dem Weg zu gehen. Das Upgraden macht entsprechend Spaß, sorgt für Motivation und bringt ein wenig Taktik in das Abenteuer. Dies ist auch nötig, denn zuweilen sorgen einige Patzer im Spieldesign für Frust. So wird beispielsweise das Upgrade-System euch in keinem Tutorial näher gebracht, zugleich ist nicht immer klar, wie ihr denn nun die nächste Mission freischaltet. Auch der eine oder andere unnötige Tod durch die Steuerung oder die nicht immer perfekte Perspektivenführung nagen ein wenig am Spielspaß.
Lahme PartyWährend der Abenteuermodus den Solospielern vorbehalten bleibt, hat Sega dem Titel einen eigenständigen Mehrspieler-Part spendiert. Im Partymodus dürfen bis zu vier Spieler mit bekannten ’Sonic’-Figuren antreten und sich gegenseitig die Punkte streitig machen. Wer zu wenig Kumpels hat, ersetzt diese durch CPU-Recken. Offensichtlich haben sich die Entwickler beim Mehrspielermodus an ’Mario Party’ orientiert – zwar gibt’s keine Extras und kein Brettspiel-Design, aber es sind immerhin unterschiedliche Spielvarianten und Konfigurationsoptionen vorhanden. Im Zentrum des Geschehens stehen 40 Party-Spiele, die euch Punkte bringen. Mal sollt ihr schneller als euer Kontrahent einem Fakir den Teppich unter dem Hintern wegziehen, mal vorgegebene Flaggen-Kommandos nachwedeln, Holz zerhacken, per Wiimote-Lautsprecher nach dem Inhalt von Schatzkisten lauschen, auf Kugeln balancieren, im Paddelboot Gegenstände einsammeln und so weiter. Die Spiele machen ordentlich Gebrauch von der Wii-Steuerung und können durchaus unterhalten, aber irgendwie wirkt der ganze Mehrspielermodus etwas altbacken, aufgesetzt, unoriginell und wenig spannend. So ist es eine nette Zugabe, die aber nicht für Begeisterung sorgt. Bezüglich Multiplayer-Spaß können einige andere Wii-Titel mehr punkten.
Wenig zu bemäkeln gibt es dagegen bei der Grafik. Tatsächlich ist ’Sonic und die Geheimen Ringe’ eines der schönsten der bislang erhältlichen Wii-Spiele. Detailreiche Stages, knackige Texturen, eine gelungene Weitsicht, ein toll gestalteter Hauptcharakter, ein pfeilschnelles Scroling, tolle Spezialeffekte, wie Wasseranimationen und Hitzeflimmern, atmosphärische Locations und eine insgesamt sehr saubere technische Umsetzung zeigen, was in der Nintendo-Konsole steckt. Da stört es nicht so arg, dass die zuweilen niedrige Framerate ein noch besseres Geschwindigkeitsgefühl verhindert und die lahmen Standbild-Storyzwischensequenzen bald zum Wegdrücken einladen. Weniger lobenswert ist auch der Sound: Dass die ’Sonic’-Spiele über einen trashig-kitschigen Rock/Pop-Soundtrack verfügen, ist ja Tradition und die vorliegenden Songs haben zumindest ansatzweise etwas Charme. Dafür sorgt die schwache englische Sprachausgabe für Kopfschütteln – immerhin dürft ihr auf japanische Stimmen umschalten.
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