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Test - Sébastien Loeb Rally Evo : Meisterhafter Rallye-Spaß?

  • PS4
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Sébastien Loeb ist längst eine Legende des Rallye-Sports, ja, sogar des Rennsports allgemein. Keiner holte mehr Weltmeistertitel, bis er sich vor wenigen Jahren zurückzog und sich fortan dem Hillclimb widmete. Milestone aus Mailand hat sich die Kooperation mit Loeb gesichert, um nach vier WRC-Titeln ein eigenes Rallye-Spiel zu entwickeln. Selbiges ist nun auf dem Markt und hat mit WRC 5 Konkurrenz hinter sowie mit DiRT Rally vor sich. Wo positioniert sich Sébastien Loeb Rally Evo?

Am Umfang des Spiels gibt es jedenfalls nichts zu bemängeln. Euch erwartet ein großes Angebot an 58 Fahrzeugen aus allen Rallye-Klassen und -Epochen seit den 70er-Jahren, die allerdings erst gegen verdiente Credits gekauft oder gemietet in eurer Garage landen. Auch an Strecken mangelt es nicht, zudem wurden sie anhand von GPS-Daten echter Pisten erstellt und sind daher sehr authentisch mit länderspezifischen Gegebenheiten. Satte 300 Kilometer aus 8 Ländern wurden für das Spiel umgesetzt, darunter normale Pisten, aber auch Hillclimb- und Rallycross-Strecken.

Viel Umfang, wenig Spannung

Selbst bei den Spielmodi und Rennvarianten wurde nicht gespart. Neben den typischen Point-to-Point-Rennen erlebt ihr Rallycross, Elimination-Rennen und Hillclimb. Das alles verpackt in das übliche schnelle Spiel in Form von Etappen, Rallyes oder Meisterschaften, einer Karriere sowie das Herzstück, der Loeb-Experience. Letztere ist gerade für Fans des Rallye-Sports eine kleine Offenbarung und ein Vorbild, wie man einen Celebrity-Modus gestalten kann. Ihr bekommt massig Informationen zur Karriere von Loeb in Form von Videos und Interviews, zudem spielt ihr wichtige Highlights seiner Karriere nach. Das ist schön gemacht und sowohl informativ als auch unterhaltsam.

Das kann man von der Karriere jedoch nicht behaupten. Zwar ist reichlich zu tun, da es massig Kategorien und Blöcke von Rallyes gibt, doch leider bleibt die Motivation schnell auf der Strecke. Ihr fahrt nämlich ausschließlich Einzeletappen, um dort Credits und Ranglistenpunkte zu ergattern. Warum man die einzelnen Blöcke nicht als Meisterschaften mit Wertung und allem Drumherum gestaltet hat, ist ein Rätsel. Schlussendlich „grindet“ ihr euch durch zig Einzelrennen, nur um für eure Credits neue Fahrzeuge freizuschalten. Das hätte man besser machen können. Positiv ist lediglich, dass ihr, entsprechend Credits vorausgesetzt, nicht erst noch die einzelnen Blöcke freispielen müsst.

Starke Strecken, schwaches Feeling

So umfangreich das Spiel auch ist, spielerisch leistet es sich leider einige Schwächen. Sébastien Loeb Rally möchte eher eine Simulation sein, landet aber schlussendlich zwischen den Stühlen. Zwar fahren sich die Boliden grundsätzlich recht ordentlich, sieht man mal von der Neigung der Fahrzeuge zum Übersteuern ab, so richtiges Rallye-Feeling will allerdings nicht aufkommen. Das liegt vor allem daran, dass die Unebenheiten und Oberflächengegebenheiten der Pisten zu wenig zu spüren sind. Insbesondere beim Spielen mit dem Gamepad ist uns das Ganze nicht griffig genug. Überdies werden die Rumble-Funktionen viel zu wenig genutzt.

Sébastien Loeb Rally Evo - Launch Trailer
Anlässlich der Veröffentlichung von Sébastien Loeb Rally Evo gibt es hier den Launch Trailer für euch.

Mit einem Lenkrad schlägt das Spiel sich ein bisschen besser, aber auch hier hätte es gern mehr Force Feedback bezüglich des Untergrunds sein dürfen. Das schlappe Schadensmodell ist ebenfalls kein Höhepunkt. Abgesehen davon, dass Kollisionen kaum spürbar sind, muss man schon einiges mit den Boliden anstellen, um Auswirkungen auf das Fahrverhalten festzustellen. Auch da wäre noch deutlich mehr drin gewesen. Immerhin, die überaus anspruchsvollen Pisten und die hart kalkulierten Gegnerzeiten machen das Spiel durchaus anspruchsvoll und bewahren es vor einem Reinfall. Aber Rallye ist nun mal Gefühl, und das fehlt hier ein wenig.

Technisch kein Glanzlicht

Technisch waren keine Höchstleistungen zu erwarten, Milestone arbeitet mit relativ kleinem Budget. Die grundsätzliche Gestaltung der Umgebungen und Fahrzeuge geht in Ordnung, allerdings hapert es oft am Detail. Verwaschene Texturen, eine eher unansehnliche Cockpit-Ansicht oder der Blick auf eine megaunscharfe Motorhaube trüben den Eindruck. Dafür ist die Weitsicht recht gut und die Performance leistet sich insgesamt nur wenige Absacker. Der Sound könnte noch einen Tick mehr Power vertragen, dafür sind die Ansagen des Beifahrers weitgehend akkurat und nicht so roboterhaft wie bei WRC 5.

Fazit

Andreas Philipp - Portraitvon Andreas Philipp
Von der Piste abgekommen

Leider hat Milestone es auch dieses Mal nicht geschafft, sich aus dem Schlagloch des Rallye-Mittelmaßes zu befreien – Sébastien Loeb bleibt nur im realen Leben meisterlich. Zwar glänzt das Spiel mit viel Umfang, einer zumindest für Rallye-Fans interessanten und informativen Loeb-Experience und wunderbaren, weil authentischen Streckenverläufen. Neben technischen Macken und wohl budgetbedingter Detailarmut hapert es aber vor allem an einer motivierenden Karriere und einem richtigen Rallye-Feeling beim Fahren.

Die Strecken sind mir etwas zu glattgebügelt, das so typische Über-Stock-und-Stein-Gefühl kommt nie auf, mit dem Gamepad noch deutlich weniger als mit einem Lenkrad. Das ist schade, denn der Ansatz war im Grunde nicht schlecht. So gilt es für Rallye-Fans also weiterhin, bis zum April zu warten, wenn der potenzielle Genre-Primus DiRT Rally endlich auf die Konsolen kommt.

Überblick

Pro

  • viel Umfang aus verschiedenen Epochen
  • für Rallye-Fans interessante Loeb-Experience
  • sehr interessante Originalpisten
  • verschiedene Rennvarianten
  • anspruchsvoller Schwierigkeitsgrad

Contra

  • relativ öde Karriere
  • mit Controller kommt wenig Rallye-Feeling auf
  • schlappes Schadensmodell
  • technische Macken (Objekt-Pop-ups, sporadisch Framerate-Probleme)
  • teils matschige Texturen
  • insgesamt oft detailarm, speziell im Cockpit

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