Test - Rising Lords : Test: Diese ungewöhnliche Mittelalter-Strategie sollten Einsteiger ausprobieren
- PC
- XSX
- NSw
Vier Jahre lang werkelte das deutsche Entwicklerstudio Argonwood mit Sitz in Nordrhein-Westfalen an der Early-Access-Version von Rising Lords. Seit einigen Tagen ist der Titel nun in der finalen Fassung verfügbar. Das mussten wir uns natürlich genauer ansehen, immerhin hatten die Entwickler einige wichtige Änderungen versprochen. Haben sie Wort gehalten?
Bei Rising Lords handelt es sich um ein Mittelalter-Strategiespiel der klassischen Art. Im Fokus steht vor allem die Reichsverwaltung mit nahezu all ihren aus anderen Genrevertretern bekannten Facetten. So müsst ihr nicht nur für die Gewinnung von lebensnotwendigen Ressourcen sorgen, sondern auch ein Auge auf die möglichst effiziente Einteilung eurer Arbeitskräfte sowie die Verteilung von Essensrationen haben. Auch solche Punkte wie das Eintreiben von Steuern sowie der heikle Tanz auf dem Parkett der Diplomatie stehen bei Rising Lords auf dem Programm.
Das alles funktioniert recht simpel und ist auch von Einsteigern schnell erlernt – einem hervorragenden Tutorial sei Dank. Lediglich das Versetzen von Bauern auf verschiedene Felder ist mitunter etwas fummelig, zudem dürften die Anzeigen gerne etwas übersichtlicher gestaltet sein. Abgesehen davon bietet Rising Lords zumindest bei diesem Aspekt des Spielgeschehen solide Hausmannskost ohne allzu weitreichende Innovationen.
Eine Frage der Moral
Spannender und vor allem interessanter wird es hingegen auf dem Schlachtfeld. Egal, ob ihr euch für ein einzelnes Szenario oder die Kampagne entscheidet, werdet ihr früher oder später in zahlreiche Kämpfe verwickelt. Hierbei greifen die Entwickler von Argonwood zu einigen speziellen Kniffen, die Rising Lords von der Konkurrenz etwas abheben. Die Gefechte finden stets in einem separaten Areal statt, das hinsichtlich des Aufbaus an die Spiele von Heroes of Might & Magic erinnert.
Entscheidend für Sieg oder Niederlage ist vor allem die Moral der eigenen Truppen. Sollte diese auf den Nullpunkt sinken, ist die Schlacht verloren. Selbiges gilt bei der Gefangennahme eures Anführers. Es zählt demnach nicht nur die rein militärische Macht der Einheiten, sondern auch der letztliche Verlauf eines Gefechts und die damit verbundenen Auswirkungen auf die geistige Verfassung der Einheiten.
Hierbei kommt ein weiterer Kniff zum Einsatz, denn Rising Lords wirft zusätzlich zu den bisher erwähnten Gameplay-Aspekten einige Elemente eines Brett- und Kartenspiels in die Waagschale. Die Karten verleihen euch beispielsweise Spezialattacken wie etwa den Einsatz von Feuerpfeilen oder gewähren einen Bonus auf die Moral der eigenen Truppen. Somit kommt eine weitere taktische Note ins Spielgeschehen, die man nicht unterschätzen sollte. Die möglichst vorausschauende Zusammenstellung eures Kartendecks kann das berühmte Zünglein an der Waage darstellen, die den Ausgang eines Kampfes entscheidend beeinflusst.
All diese feinen Ideen können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Gefechte in Rising Lords nicht so komplex und taktisch ausfallen wie in einigen Genrekollegen. Das liegt nicht nur an der vergleichsweise geringen Anzahl verschiedener Einheiten, sondern auch an der Tatsache, dass selbst Einsteiger relativ schnell eine taktische Vorgehensweise ausknobeln werden, die mit ziemlicher Sicherheit immer zum Sieg führt.
Zu simpel, um gut zu sein?
Diesen Vorwurf – sofern es denn tatsächlich einer ist – muss sich das Spiel auch bei anderen Aspekten wie etwa der Reichsverwaltung gefallen lassen. Bitte nicht falsch verstehen: Rising Lords ist beileibe kein simples Spiel für nebenbei. Es bietet jedoch nicht die Komplexität und den Tiefgang, den sich vor allem die Hardcore-Strategen unter euch sicherlich wünschen. Wer hingegen einen angenehmen, jedoch nicht übertrieben simplen Einstieg ins Genre sucht, dürfte auf seine Kosten kommen.
Es gibt allerdings noch weitere Gründe, warum Rising Lords nicht ganz über den Status eines gefälligen, aber nicht herausragenden Spiels hinauskommt. Den ebenso speziellen wie etwas detailarmen Grafikstil nach Art von Battle Brothers mit seinen Wasserkopf-Figuren lassen wir an dieser Stelle ganz bewusst außen vor. Auch hinsichtlich des dank vieler Spielmodi enormen Umfangs gibt es wenig zu meckern.
>> Dunkles Zeitalter: Die 10 besten Mittelalter-Spiele <<
Die Kampagne hingegen gehört definitiv nicht zum Glanzstück von Rising Lords. Stets kommt das Gefühl auf, dass deren Entwicklung nicht die oberste Priorität der Entwickler genoss. Sowohl bezüglich der Inszenierung als auch der Missionsgestaltung gibt es sehr viel Luft nach oben. Weder fällt die Kampagne sonderlich abwechslungsreich aus, noch baut sie anhaltende Spannung auf. Zudem scheint das Balancing nicht ausgewogen zu sein, oftmals schwankt der Schwierigkeitsgrad ebenso abrupt wie stark.
Es gibt jedoch noch Hoffnung: Die Entwickler von Argonwood haben bereits angekündigt, Rising Lords nach dem Release stetig zu erweitern und neue Features sowie Inhalte hinzufügen. Möglicherweise schöpfen die Neuerungen in der Zukunft noch mehr von dem unbestritten vorhandenen Potenzial aus.
Kommentarezum Artikel