Test - Rise of Prussia : Sieben Jahre Krieg
- PC
Ein Ausflug in die Welt des Barocks gefällig? Weiße Zopfperücke, Puder und preußischer Militärrock stehen euch gut? Dann solltet ihr eventuell einen Blick auf Rise of Prussia werfen!
Mit Rise of Prussia präsentiert Ageod ein weiteres rundenbasiertes Strategiespiel. Ein Genre, in dem das Entwicklerteam schon einige Erfahrungen gesammelt hat. So verwundert es nicht, dass Kenner sofort Ähnlichkeiten mit älteren Spielen von Ageod, zum Beispiel Birth of America, bemerken. Als geschichtlicher Hintergrund muss diesmal die Spanne von 1756 bis 1763 dienen, genau genommen der Siebenjährige Krieg, in dem Friedrich der Große gegen Russland, Frankreich und Österreich kämpfte. Eine recht passende Wahl für ein Strategiespiel, schließlich gelten die Preußen als die Mitbegründer des modernen Militärwesens.
Als Spielkarte dient ein Gebiet, das Deutschland und seine Nachbarstaaten einschließt. Es ist in 1000 Regionen aufgeteilt, was natürlicher wirkt als die übliche Unterteilung in hexagonale Felder. Spielen dürft ihr jeweils auf der preußischen oder auf der österreichischen Seite. Eure Einheiten könnt ihr in zwei- oder dreidimensionaler Ansicht darstellen lassen, zusätzlich findet ihr sie, als Spielkarten dargestellt, am unteren Bildschirmrand. Von dort aus könnt ihr sie auch per „drag and drop" an einem neuen Zielort platzieren. Obwohl sich das einfach anhört, ist Rise of Prussia kein leicht zugängliches Spiel.
Weltherrschaftspläne
Das Versprechen der Entwickler, möglichst wenig Mikromanagement von Einsteigern zu fordern, wurde zwar erfüllt, trotzdem kratzen die drei Tutorial-Kampagnen nur an der Oberfläche. Das bemerkt ihr schon, während ihr sie spielt, da die Hilfstexte immer wieder auf das Handbuch verweisen. Grundsätzlich haben wir auch nichts dagegen, uns in ein Spiel selbst einzuarbeiten. Trotzdem finden wir, dass eine leichte Einstiegskampagne mit weiteren Erklärungen nach den Tutorials wesentlich mehr Lerneffekt gehabt hätte. Doch im Ist-Zustand bleibt euch nichts anderes übrig, als euch durch die sieben Kampagnen zu wursteln und euch die Feinheiten der Befehlskettenbildung, des Nachschubwesens und anderer wichtiger Punkte selbst beizubringen.
Preußische Nüchternheit erwartet euch auch, wenn Armeen auf dem Schlachtfeld aufeinandertreffen. Es wird zwar anhand der verschiedensten Variablen - wie Sichtweite, Einheitengröße, Gelände und Wetter - berechnet, wer gewinnt, doch geschieht all dies im Hintergrund, ohne dass ihr eingreifen könnt. Für euch ist nur ein Fenster sichtbar, in dem die abnehmende Gesamtstärke der Armee angezeigt wird. Die Auswertung erfolgt dann in Form von Textnachrichten, die vielleicht vor zehn Jahren einmal modern waren, inzwischen aber völlig trostlos wirken. Zum Glück baut sich im Verlauf des Spiels trotzdem Spannung auf - vor allem, wenn ihr den Blick auf das große Ganze gerichtet haltet.
So hübsch wie ein preußischer Kasernenhof
Denn Fragen wie „Schaffen die Verbündeten es, uns den Rücken gegen die Franzosen freizuhalten?" oder „Kommt der Wintereinbruch unserem Angriff zuvor?" steigern natürlich für alle Hobby-Generäle den Nervenkitzel. Der sich übrigens so gar nicht einstellen will, wenn wir auf die grafische Präsentation und die Übersichtlichkeit blicken. Klein gedruckte Texte mit Massen von Tippfehlern plagen euch, Statistiken sind schwer zugänglich und teilweise auch einfach zu massiv, um sie so zu überblicken, wie es eigentlich nötig wäre. Der Rest ist schlichtweg unspektakulär.
Für echte Fans der Epoche, die ja folglich auch Anhänger der zeitgenössischen Musik sein müssten, ist die musikalische Untermalung von Rise of Prussia sicher ein wahres Fest für die Ohren. Denn obwohl die Stücke manchmal scheinbar willkürlich stoppen und wieder beginnen, ist die Auswahl, Vielfalt und Qualität beachtlich. Wer allerdings nicht auf Cello & Co steht, wird sich schnell genervt fühlen. Die restliche Geräuschkulisse ist relativ zurückhaltend, ab und an erklingen Hufgetrappel oder marschierende Stiefel, wenn ihr eure Armee verschiebt. Bei den Gefechten hört ihr Musketenschüsse und Schreie von Getroffenen.
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