Test - Razer Barracuda Pro : Angriff auf die Champions League
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Seit der Einführung der Triforce-Titanium-Treiber konnte Razer in den letzten Monaten so einige richtig gute Headsets raushauen. Mit dem Barracude Pro will man nun auch im High-End-Bereich angreifen, immerhin kostet das Gaming-Headset satte 289,99 Euro. Doch so ambitioniert diese Attacke auch aussieht und von einigen guten Features gestützt wird: so ganz wird das wohl nicht hinhauen, denn Razer leistet sich einige Schnitzer.
Das Razer Barracuda Pro erreicht uns in einem schicken Karton und gerade als wir uns darüber freuen, dass viel Pappe statt Plastik an Bord ist, stolpern wir doch noch über ein Kunststoffformteil im Innern des Kartons. Hätte man sich eigentlich sparen können, zumal das Headset in einem schicken und stabilen Hardcase mit einem Aufbewahrungsfach für Kabel und Dongle in der Kiste liegt.
Die Verarbeitung des Headsets selbst hingegen überzeugt sofort. Dezent in mattem Schwarz gehalten, macht das Headset einen robusten Eindruck. Dank drehbarer Ohrmuscheln, dicker und weicher Polster und guter Verstellbarkeit gibt es am Tragekomfort nichts auszusetzen. Einzig die Tatsache, dass Kunstlederbezüge für die Polster gewählt wurden anstatt Mikrofaser oder ähnlichem Textilmaterial mag dem einen oder anderen etwas säuerlich aufstoßen – speziell bei den aktuell herrschenden Temperaturen.
Der Anschluss erfolgt mittels eines USB-C-Dongles, der mit einem USB-C- auf USB-A-Kabel verlängert werden kann. Als Ladekabel dient ein USB-C-Kabel. Das Barracuda Pro wird kabellos betrieben, wahlweise mit 2,4-Ghz-Verbindung oder Bluetooth 5.2. Anschlussmöglichkeiten rein via Kabel sind nicht vorhanden. Damit können aber dennoch PCs, Playstation-Konsolen und mobile Geräte weitgehend abgedeckt werden. Nur Xbox-Besitzer werden keinen Spaß an dem Headset haben.
Hauptaugenmerk liegt ohnehin beim PC, denn nur dort könnt ihr THX Spatial als Surround-System via Synapse-Software aktivieren. Ohnehin bietet die Software einige Einstellmöglichkeiten, vom 10-Band-Equalizer über Active Noise Cancellation bis hin zu verschiedenen Klangverbesserungen. Auch für die Nutzung an mobilen Geräten gibt es für iOS und Android Razer-Audio-Apps, die allem voran Equalizer bieten.
Die Bedienung am Headset fällt denkbar simpel aus. An der linken Seite befinden sich Power-Taste, Stummschaltung und Lautstärkeregler. An der rechten Seite gibt es lediglich eine Kombitaste, die allerdings ein ganzes Füllhorn von Aufgaben übernimmt, von der Anrufsteuerung über ANC bis hin zum Switchen der Verbindung. Muss man sich zwar erstmal einprägen, geht dann aber gut von der Hand.
Was man vermisst, ist ein Mikrofonarm. Das Barracuda Pro arbeitet mit integrierten Mikrofonen, die quasi einen virtuellen Mikrofonarm erzeugen sollen. Das klappt auch ganz okay, kommt aber bei weitem nicht an einen echten Mikrofonarm heran. Die Sprachübertragung klingt generell etwas „entfernt“, leiserer Sprache geht zuweilen etwas unter und eine Dynamik ist kaum zu spüren. Für den Voice-Chat reicht das gerade noch so, aber für fortgeschrittenere Aufnahmen dann doch eher nicht. Schade.
Wie schon erwähnt, verfügt das Barracuda über Active Noise Cancellation, die via Software in verschiedenen Stufen eingestellt werden kann. Auch die entpuppt sich als etwas zweischneidiges Schwert. Tiefere Klänge werden insgesamt recht gut rausgefiltert, bei höheren Frequenzen schwächelt die ANC aber dann doch etwas. Auch der Betrieb mit Durchlassen der Umgebungsgeräusche ist nicht optimal gelöst. Das geht besser.
Klanglich hat das Barracuda Pro ebenfalls sein Stärken und seine Schwächen, was konkret in diesem Fall bedeutet, dass das Potenzial der an sich sehr guten Triforce-Titanium-Treiber nicht wirklich voll genutzt wird. Die Standardeinstellung ist uns in den oberen Mitten zu scharf, die vorhandenen Presets für Gaming, Filme und Musik sind okay, aber auch nicht mehr. Wer das volle Potenzial des Headsets erleben will, kommt nicht umhin, sich etwas ausgiebiger mit dem Equalizer zu beschäftigen. Immerhin erlaubt es die Software, eigene Presets und Profile anzulegen. Das will aber nicht jeder, hierbei hat Razer so ein bisschen eine Chance vertan.
Beschäftigt man sich etwas ausgiebiger mit dem EQ, gelingt es aber am Ende, wirklich gute Presets zu bauen, die klanglich auch in der preislichen Liga des Headsets mitspielen können. Das Razer Barracuda Pro ist halt grundsätzlich kein schlechtes Headset, ganz im Gegenteil. Am Ende weist es dann aber doch einige Schwachpunkte auf, die in der Preisklasse nicht unbedingt vorkommen sollten. Da Razer aber gern mal die eigenen Produkte einem Refresh unterzieht, könnte es beim nächsten Modell des Barracuda Pro durchaus besser werden.
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