Preview - Ravenswatch : Curse of the Dead Gods, aber mit Koop
- PC
Als Passtech Games das Roguelite Curse of the Dead Gods 2020 in den Early Access schickte, mussten sich das Studio und ihr Spiel zahlreiche Trittbrettfahrer-Vorwürfe gefallen lassen. Das zwei Jahre zuvor veröffentlichte Hades ähnelte dem Titel schließlich in vielen Punkte. Unter der oberflächlich gleichen Prämisse verbirgt sich aber ein eigenständiges Spiel mit durchdachten Mechaniken und einem genialen Kampfsystem. Mit Ravenswatch befindet sich seit geraumer Zeit das nächste Projekt von Passtech in der Mache. Nach mehreren Stunden mit der am 6. April 2023 startenden Early-Access-Fassung bin ich mir sicher: Veteranen werden sich direkt wohlfühlen, durch den Koop-Ansatz bietet der Titel aber auch einen Anreiz für Neueinsteiger.
Noch vor dem ersten Spielstart sticht bei Ravenswatch schon das ungewöhnliche und coole Setting ins Auge. Die Entwickler verfolgen einen düsteren Märchen-Ansatz. Die sechs spielbaren Charaktere der Early-Access-Fassung stellen allesamt bekannte Figuren aus altertümlichen Sagen und Kindergeschichten dar oder orientieren sich zumindest an ihnen: der Rattenfänger, Rotkäppchen, Beowulf, die Schneekönigin, Aladin und die Meerjungfrau Melusine. Im fertigen Spiel sollen zehn Figuren wählbar sein.
Natürlich bietet jeder Recke ein eigenes Skillset. Die Fähigkeiten unterscheiden sich dabei so stark voneinander, dass sie regelrecht als eigene Klassen durchgehen. Beowulf markiert den klassischen Nahkämpfer mit einem dicken Schwert und führt einen kleinen Wyvern auf der Schulter mit. Aktiviert ihr diesen, verstärkt er den nächsten Angriff, beispielsweise wird der Wirbelangriff mit Feuerschaden aufgewertet.
Der Rattenfänger hingegen macht seinem Namen alle Ehre: in regelmäßigen Abständen beschwört er die kleinen Nager herbei und jagt sie auf die Nekker und anderen Monster. Mit seiner Flöte feuert er zudem tödliche Noten ab. Die beiden Figuren nutzte ich in meiner Zeit mit der Alpha hauptsächlich und schon alleine das Herumexperimentieren mit ihnen sorgt für viele spaßige Anläufe.
Wenn die Geisterstunde schlägt
Ravenswatch liegt ein simpler Tag-Nacht-Wechsel zugrunde. Alle paar Minuten ändert sich die Tageszeit, was sich gleich in mehrfacher Weise auswirkt. Besonders cool fand ich Rotkäppchens Late-Night-Transformation. Bei Tag lauft ihr als allseits bekannte Lieblingsenkelin von Großmutter durch die Gegend und nutzt einen Dolch zur Verteidigung. Legt sich jedoch die Nacht über die Spielwelt, geschieht etwas, das ganz und gar nicht Kanon ist: Ihr verwandelt euch in den großen bösen Wolf und klatscht Gegner mit euren Krallen aus dem Weg.
Allerdings lauft ihr euch nicht unbegrenzt einen Wolf. Denn nach vier Ingame-Tagen erwacht der Meister-Albtraum genannte Boss eines jeden Levels. Im ersten Kapitel handelt es sich dabei um ein Tentakel-Monster, das kleinere Saugarme spawnt. In meinen ersten Anläufen machte mir der Kampf noch heftige Probleme. Je mehr ich mich aber an den jeweiligen Charakter gewöhnte, umso besser ging er mir von der Hand. Auch wenn ich ihn anschließend in fast jedem Anlauf erlegte, zu leicht gestaltet sich Ravenswatch keinesfalls. Zumal ihr schon in der Early-Access-Version härtere Schwierigkeitsgrade freischaltet.
Ihr merkt schon, der Aufbau des Spiels unterscheidet sich bedeutend von Curse of the Dead Gods. Anstelle mehrerer Ebenen, die ihr nacheinander bereist, bewegt ihr euch durch große und offene Gebiete. Drei Stück soll es im fertigen Spiel geben, die Early-Access-Version bietet nur den ersten Abschnitt. Hier hege ich doch eine gewisse Sorge, dass sich Ravenswatch mit der Zeit abnutzt. Immer auf die ewig gleichen Gegner zu kloppen und ständig denselben Boss zu verhauen, verspricht nur bedingt Langzeitmotivation.
Durch die Zufallsgenerierung erwartet euch in den einzelnen Kapiteln zumindest eine gewisse Abwechslung. So stieß ich auch auf diverse Nebenmissionen. Allerdings glichen sich diese allesamt sehr. Die von den Monstern geplagten Bewohner der Welt benötigen Steine oder Holz, um ihre Behausungen besser zu schützen. Erfolgt die Lieferung nicht schnell genug, scheitert ihr und die Belohnung geht flöten.
Abgesehen von diesen Mini-Geschichten warten noch geheime Höhlen auf euch. Die Grimoires hingegen sind besondere Bücher, die euch nur dann mit neuen Skills versorgen, tötet ihr alle dort befindlichen Gegner im vorgegebenen Zeitlimit. Als Belohnung winken verbesserte Skills mit verkürzter Abklingzeit oder Boni der Gesundheit und des verursachten Schadens. Wahlweise erwerbt ihr diese auch beim Shop, Gold findet ihr überall verteilt.
Märchenhaftes Teamwork
Für einen Titel, der so stark auf seinen Koop-Ansatz aufbaut, spielt sich Ravenswatch auch solo ziemlich rund. Ungeschriebenen Gesetzen zufolge macht aber zusammen alles mehr Spaß und da bildet auch dieses Roguelite keine Ausnahme. Bis zu vier Spieler ziehen gemeinsam in den Kampf, neben einer voll besetzten Testparty mit den Entwicklern absolvierte ich auch ein paar Zweier-Runden mit Gameswelt-Kollege Zeno.
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Hier zeigte sich die wahre Stärke der aktuell verfügbaren Charaktere. Die Skills ergänzen sich sehr gut, noch viel wichtiger fällt allerdings die Wahl der Zusatzfähigkeiten aus. So gewähren einige Upgrades Flächenheilung für das gesamte Team, andere wiederum spielen direkt den Damage Dealern in die Hand. Dieses gebotene Potenzial zum gemeinsamen Experimentieren könnte den vermeintlich geringen Umfang von Ravenswatch ausgleichen. Zumindest in der Theorie.
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