Test - PT Boats: Knights of the Sea : Nichts für Landratten!
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PT Boats ist das Kürzel für die sogenannten Patrol Torpedo Boats, welche im Zweiten Weltkrieg von vielen Nationen verwendet wurden. Die Entwickler von Akella haben über sechs Jahre an PT Boats: Knights of the Sea gearbeitet, bei dem diese Torpedoboote im Vordergrund stehen. Nun bitten sie euch an Bord!
Volle Kraft voraus!
Gischt spritzt über den Bug des kleinen Schnellbootes, als unser Kapitän den Gashebel nach vorne schiebt, um die drei V12-Schiffsmotoren auf Touren zu bringen. Mit über 70 Kilometer pro Stunde schießt das wendige Vosper-Torpedoboot der Royal Navy durch die eisigen Gewässer des Ärmelkanals. Bald muss der feindliche Konvoi aufkreuzen! Vor uns teilt sich der Nebel, ein Frachtschiff taucht auf. Ein Nachzügler, der scheinbar außerhalb des Geleitschutzes fährt. Kaum ist er mit dem Fernglas ins Visier genommen, kommt auch schon der Befehl: Torpedos los und mit voller Kraft abdrehen!
Was wie eine Geschichte aus dem Leben eines Schnellbootkommandanten klingt, ist eine typische Szene aus PT Boats. In sechs Episoden, die verschiedenen Einsatzorten wie dem Ärmelkanal, der Baltischen See oder der Nordsee vor Norwegen entsprechen, dürft ihr maritime Missionen bestreiten. Dabei müssen die gleichen fünf Aufträge jeweils für beide teilnehmenden Kriegsparteien gespielt werden, sodass eine stattliche Anzahl zusammenkommt. Darüber mag man sich angesichts längerer Spielzeit freuen und manchmal ist es auch interessant, im Konflikt beide Seiten zu erleben. Allerdings macht die Vorhersehbarkeit manche der „Doppelaufträge" auch relativ langweilig.
Strammstehen!
Bevor ihr euch den Episoden widmet, müsst ihr ein Tutorial absolvieren. Dort gilt es, drei Missionen zu bestehen, während euch das Wesentliche zur Steuerung und einige Grundlagen zum taktischen Vorgehen auf See eingetrichtert werden. Um die versprochene Mischung aus Strategie, Action und einer Prise Simulation im Spiel umsetzen zu können, haben sich die Entwickler verschiedener Ansichten und Steuerungsmodi bedient. Da wäre eine Third-Person-Ansicht, aus der ihr das Boot selbst kontrolliert. Zusätzlich dürft ihr die Waffenstationen durchschalten und dort die verschiedenen Schnellfeuerkanonen und Maschinengewehre selbst bedienen. Torpedos werden von der Brücke aus abgefeuert, wo ein Fernglas mit Zielvorrichtung bereitliegt.
Um taktisch und mit Überblick vorzugehen, könnt ihr euch des 3D- und des 2D-Taktik-Modus bedienen. Ersterer ist leider ziemlich missraten, da ihr fast nie den passenden Blickwinkel findet und die Kamera nicht weit genug vom Geschehen wegzoomen kann, um einen echten Überblick zu geben. Beim 2D-Modus handelt es sich um eine schlichte Karte des Gebiets, in dem ihr operiert. Eure Schiffe und alle Feinde innerhalb des Radarbereichs sind dort mit verschiedenen Symbolen eingezeichnet, die Befehle gebt ihr wie bei einem traditionellen Echtzeitstrategietitel. Hier könnt ihr übrigens auch die Kontrolle über andere Schiffstypen übernehmen. Insgesamt erinnert das Konzept ein bisschen an die Battlestations-Reihe von Eidos. Allerdings legt man dort noch mehr Gewicht auf Action als bei PT Boats.
Seekrank
Die Optik von PT Boats ist, kurz gesagt, einfach der Hammer! Akella bietet allerfeinste DirectX-10-Grafik, gespickt mit besonderen Effektarten wie „Advanced Ocean Rendering". Leider ist aber bekanntlich nicht alles Gold, was glänzt, und so bringen die „Ritter der Meere" auch einige empfindliche Macken mit. Es kam zum Beispiel oftmals vor, dass Aufträge aus unerfindlichen Gründen einfach nicht zu erfüllen waren. Teilweise fühlten wir uns purer Willkür ausgeliefert. Bei einem Einsatz mussten wir unentdeckt eine feindliche Flotte aufspüren und diese dann innerhalb von fünf Minuten zerstören. Die Mission hätte also, selbst wenn wir erfolglos gewesen wären, fünf Minuten nach dem Sichten des Feindes beendet sein müssen.
In der Praxis spielten wir den Auftrag sechs Mal, ohne dass es überhaupt ein Ende gab. Einmal erhielten wir erst nach über zwei Stunden (!) die Meldung „Auftrag fehlgeschlagen!". Wobei noch anzumerken ist, dass die Spielgeschwindigkeit modifiziert werden kann und wir von diesen zwei Stunden über eine Stunde lang mit vierfacher Spielgeschwindigkeit den Ozean abgesucht haben. Wir sind uns nicht ganz sicher, ob es an der Übersetzung der Auftragsbeschreibungen und der mündlichen Hinweise liegt oder an den vom Programm abgefragten Variablen während der Missionen. Manchmal ist wohl beides Schuld. Zum Glück müsst ihr von den zehn Einsätzen jeder Episode nur sechs schaffen, um die nächste Episode freizuschalten. Sonst hättet ihr nur wenig Aussicht, PT Boats jemals wirklich durchzuspielen.
Kaufen oder nicht?
PT Boats: Knights of the Sea hat durchaus erinnerungswürdige Momente, bietet einen guten Überblick über die Schnellboote des Zweiten Weltkriegs, lässt euch Schiffstypen der verschiedensten Nationen steuern und kann grafisch glänzen. Trotzdem hinterlassen einige der bemängelten Umstände einen faden Beigeschmack, der eine wirklich gute Wertung verhindert. Wer sich für die Ära und den Seekrieg interessiert und trotzdem nicht sicher ist, ob PT Boats bei ihm punkten kann, sollte sich das Spiel lieber erst mal ausleihen.
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