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Test - Port Royale 2 : Port Royale 2

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Leider haben es die Entwickler wieder versäumt, dem Seekampf anständige taktische Tiefe zu geben. Zwar hat die Windrichtung inzwischen eine entscheidende Bedeutung und die verschiedenen Schiffstypen haben nun auch wesentlich größere Unterschiede als noch im Vorgänger, was Waffenkraft und vor allem Geschwindigkeit betrifft, leider fehlen aber immer noch so essentielle Punkte wie die Möglichkeit, Segel zu raffen, das Ausnutzen von Luf-Stellungen um dem Gegner Wind aus den Segeln zu nehmen, oder auch die Möglichkeit, mehrere Schiffe gleichzeitig einzusetzen. Oftmals kommt es nämlich vor, dass ihr zwar eine große Flotte auf See habt, ihr aber ein Schiff nach dem anderen verliert, da die KI ihrerseits die ganze Flotte befehligen kann, ihr aber immer nur jeweils ein Schiff. Dass man während des Kampfes nicht einmal sieht, wo sich denn die anderen eigenen Schiffe befinden, und man auf gut Glück wechseln muss, macht ein gezieltes taktisches Vorgehen leider fast unmöglich.

Sehr gut ist die Wahl der verschiedenen Kugelarten gelungen und welche Auswirkungen diese beim Beschuss auf das gegnerische Schiff haben. So ist es durchaus möglich, feindliche Handelsschiffe erst einmal manövrierunfähig zu schießen und danach mit den Massivkugeln die militärischen Begleitschiffe zu versenken oder andersherum. Dann noch schnell die Entermannschaften bereit gemacht und die Handelsschiffe übernommen. Sollte der gegnerische Kapitän sich als renitent erweisen, ist der flotte Degen gefragt, um diesen umzustimmen. Der Fechtkampf erweist sich zwar grafisch als nett umgesetzt, ist aber ansonsten leider eher als Fechtkämpfchen und eigentlich nicht viel besser als beim guten (ur)alten 'Defender of the Crown' gelöst. Schade eigentlich, denn hier wäre eine gute Abwechslung zum üblichen Handelsgeschehen möglich gewesen.

Handeln ist Silber – Produzieren ist Gold!
Richtig Spaß macht 'Port Royale 2' dann, wenn die ersten automatischen Handelsrouten eingerichtet sind, ihr mehrere gut ausgestattet Konvois am laufen habt und ihr daran gehen könnt, Produktionsbetriebe auf die Beine zu stellen. Hier sind alle Logistiker gefragt, denn man kann – genug Geschick vorausgesetzt – so sein eigenes kleines Imperium mit immens komplexen Waren- und Produktionskreisläufen aufbauen. So liefert ihr zum Beispiel aus den Gouverneursstätten Werkzeuge für die Plantagen, diese liefern die Baumwolle für eure Webereien und diese die Hemden für die Kolonialstädte wo sich wiederum eure Plantagen befinden usw. Da dort vermehrt Arbeiter benötigt werden, löst ihr auch dieses Problem gleich selber und richtet einen regelmäßigen Transport-Betrieb ein, Bussing im 17. Jahrhundert – 'Port Royale 2' macht's möglich! Ach ja, Vermieter könnt ihr auch gleich noch spielen, denn irgendwo müssen die guten Leute ja wohnen.

Mit diesen Abläufen könnt ihr Stunden zubringen und ab diesem Zeitpunkt macht der neue Hit von Ascaron absolut süchtig, denn das typische 'ok die 100.000 Gold für die nächste Galeone mach ich noch' setzt unweigerlich bei allen WiSim-Fans ein.

Technik die begeistert?
'HUH wo stellt man hier die Auflösung ein?' werden sich viele technisch versiertere Spieler fragen und enttäuscht feststellen, dass man dies in 'Port Royale 2' schlicht nicht kann. Begründet wird dies mit dem erhöhten Aufwand um die vielen Isografiken für verschiedene Auflösungen neu zu rendern. Wer sich auf seinem 21 Zoll Supermonitor mit 1024x768 Pixeln rumschlagen muss, wird wenig Verständnis für diese Argumentation aufweisen. Einsteiger werden sich dagegen freuen, dass ihnen das Spiel praktisch alles abnimmt und die Konfiguration der Grafik grade mal ein paar Punkte umfasst. Ein Tipp: Schaltet den Fenstermodus ein, dann gleicht sich die Spielauflösung eurer Desktop-Auflösung an – umständlich aber wirkungsvoll.

Insgesamt zeigte sich das Spiel auf unseren Testrechnern als bugbereinigt und lauffreudig, einzig der Kopierschutz der CD machte ab und an Mucken, wohl ein Leiden der heutigen Copy-Gesellschaft.

Grafisch befindet sich der Ascaron-Kracher auf angemessenem Niveau und das Feeling der Zeit und die Atmosphäre insgesamt kommen astrein rüber. Die Menüs sind schick, die Segel rauschen im Wind und die Balken biegen sich wenn man zu schnell von Lee nach Luf wechselt. Für ein Wirtschaftsspiel ist die Grafik recht gut, AHA-Effekte dürfte es allerdings nicht geben.

Einen besonderen Trumpf spielt 'Port Royale 2' bei der Musik aus, selten habe ich eine dermaßen stimmungsvolle Untermalung bei einem Spiel dieses Genres erlebt. Hinzukommen die perfekten SFX, beim Kampf oder auch beim Handel etc. Großes Lob hier an die Programmierer.

Kein Multiplayer
Einen Rüffel müssen sich die Ascaronis trotz des tollen Spiels aufgrund des fehlenden Multiplayer-Modus gefallen lassen. Gerade als Online-Spiele-Magazin müssen wir im Interesse unserer Leser diesen Punkt besonders hervorheben. Wie schön wäre es doch gewesen, wenn man sich – und sei es nur im LAN! – die Aufgaben teilen und gemeinsam Szenarien erfüllen könnte, denn wie heißt es so schön: Geteilte Freud ist doppelte Freud! Auch im Seekampf hätte man dann endlich wenigstens zwei Schiffe steuern können usw.

Dass ein Konkurrenzmodus bei einer so großen Spielewelt unter Umständen nicht unbedingt Sinn macht, wird der ein oder andere Multiplayer-Fan ja noch verstehen, warum man aber nicht einmal im LAN in Kooperation spielen kann, entzieht sich einfach meinem Verständnis. Klar so ein Multiplayer-Modus braucht ein gutes Konzept, geniale Ideen und vielleicht auch ziemlich viel Geld, wert gewesen wäre das aber allemal.

 

Fazit

von Vitus Hoffmann
Verdammt! Wieder schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Eines das 'Port Royale 2' in den Himmel loben möchte, dass das süchtig machende Spielprinzip, die komplexen Handlungsabläufe und die hervorragende Bedienbarkeit des Ganzen loben möchte aber auch eines, das das Spiel aufgrund des fehlenden Tiefgangs bei den Seekämpfen, aufgrund des fehlenden Multiplayer-Modus und aufgrund der im Mittelteil des Spiels aufkommenden leichten Langatmigkeit verteufeln möchte. Herausgekommen ist hoffentlich eine möglichst objektive Wertung, die dem insgesamt wirklich sehr guten Titel gerecht wird. Für die 90 Prozent Hürde hätte es aber noch mal ein Tüpfelchen mehr Mut und Entwicklergeist benötigt.

Überblick

Pro

  • ultrakomplexer Langzeitspaß
  • geniale Hintergrundmusik
  • wunderbar einfache Bedienung

Contra

  • fehlender Multiplayer-Modus
  • zu wenig Taktik bei Seekämpfen
  • um Teil langatmig

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