Test - Pokémon Sonne und Mond : Das beste Pokémon in 20 Jahren!
- 3DS
Nieder mit dem System!
20 Jahren lang blieb die Pokémon-Formel nahezu unangetastet: Ein Junge oder Mädchen macht sich auf die Reise, ein Pokémon-Meister zu werden und sie sich alle zu schnappen. Dazu müssen in Arenen Orden verdient und die regionale Liga muss ins Schwitzen gebracht werden. Ganz nebenbei wird einer fiesen Organisation das Handwerk gelegt, die nicht weniger beabsichtigt, als eine neue Weltordnung zu schaffen. Zum runden Geburtstag hat Game Freak den Vorschlaghammer ausgepackt und die versteinerten Überreste aus der Game-Boy-Ära aufgebrochen.
Statt von Stadt zu Stadt zu ziehen, um eine Arena nach der anderen zu meistern, müsst ihr euch in Alola auf Inselwanderschaft begeben, in deren Zuge ihr auf jeder Insel mehrere Prüfungen ablegt. Mal müsst ihr bestimmte Pokémon in einer Höhle besiegen, mal die Unterschiede von Pokémon-Tänzen erkennen. Anschließend wartet ein Kampf gegen ein starkes Herrscher-Pokemon auf euch, das zusammen mit einem Helfer, der unterstützende Attacken einsetzt, gar nicht mal so leicht zu knackende Strategien gegen euch anwendet. Ohne EP-Teiler gestalten sich die Kämpfe durchaus etwas fordernder als in den letzten Jahren. Habt ihr die Prüfungen aller Captains einer Insel abgelegt, dürft ihr gegen den Inselkönig antreten, den "Arenaleiter" der Insel, wenn man so will.
Das klingt zunächst lediglich nach einer Umbenennung, spielt sich jedoch ganz anders als das bisherige System. Ich finde es erfrischend, nicht zu wissen, worin die nächste – recht einfache – Aufgabe besteht, statt nur auf den nächsten Arenakampf hinzuarbeiten. Ab der ersten Prüfung werden auch wilde Pokémon um Hilfe rufen, wenn ihr sie nicht schnell genug besiegen könnt. Das bringt zwar mehr Erfahrung, ist allerdings eine sehr lästige Angelegenheit, da die Unterstützung in derselben Runde des Angriffs gerufen werden kann. Nicht immer naht Hilfe, doch mit etwas Pech wird daraus schnell ein Endloskampf.
Ein weiteres System, das abgeschafft wurde, ist die ungelenke Mechanik der VMs. Vorbei sind die Zeiten, in denen die raren Attacken- und Team-Slots an die für das Voranschreiten notwendigen Angriffe verschwendet werden mussten. Geflogen, gesurft und zertrümmert wird ab sofort per PokeMobil. Nach und nach könnt ihr einfach auf Knopfdruck auf einem Pokémon reiten, wodurch das entsprechende Hindernis überwunden wird. Game Freak hat erfreulicherweise das in X und Y eingeführte Feature sinnvoll ausgebaut, das sich ganz nebenbei perfekt in das Thema „Natürlichkeit“ der Spiele einfügt. Viele weitere lästige und sinnfreie Barrieren wurden entfernt. Ihr müsst etwa für ein gerade gefangenes Pokémon nicht mehr erst zum Pokémon Center stapfen.
Bis die Nähte platzen
In den vergangenen Monaten fiel es schwer, den Überblick über die vielen Features zu behalten, die Pokémon Sonne und Mond füllen. Alola-Formen, Ultrabestien, Inselwanderschaft, Prüfungen, Captains, Inselkönige, Schutzpatronen, Pokémon Resort, Battle Royale, Z-Attacken, Pokémon-Sucher, PokéMobil und Festival Plaza klingt nach viel und ist es auch. Neues wird allerdings nach und nach eingeführt, sodass ihr keine Orientierungslosigkeit oder gar Überforderung zu befürchten habt. Viele Funktionen wie beispielsweise die Beerenzucht werden einfach auf zusätzliche Menüpunkte auf dem unteren Bildschirm ausgelagert. All das hat allerdings seinen Preis.
Wie eingangs erwähnt, werden nun auch Trainer im Kampfbildschirm gezeigt, die Attacken gestikulierend anweisen. Dadurch kommen zusätzliche Parameter hinzu, durch die selbst ein New 3DS ins Schwitzen kommt. Stehen in einem Doppelkampf vier Pokémon und zwei Trainer im Ring und fängt die Kamera alle Figuren auf einmal ein, kommt es vor allem beim Ur-3DS zu so massiven Bildeinbrüchen, dass selbst ein Daumenkino flüssiger aussieht. Kein Wunder, dass Pokémon Sonne und Mond gänzlich auf den 3-D-Effekt verzichten, der schon in X und Y Schwierigkeiten machte. Bedauerlicherweise trifft das natürlich auf den neuen Battle-Royale-Modus mit vier Trainern und vier Pokémon zu.
Das bringt mich, so überragend die neuen Editionen sind, zu einem weiteren Negativpunkt. Trailer haben es lange angedeutet: Die neuen, imposant inszenierten Z-Attacken sind im herkömmlichen Spielverlauf meiner Meinung nach zu mächtig geraten. Wer nicht auf kompetitiver Ebene spielt und seine Pokémon auf gewisse Werte hin züchtet, sieht sich einem extrem starken Angriff gegenüber, der selbst bei nachteiligem Attackentyp fünf Sechstel der HP-Anzeige abziehen kann. Bei doppelter Resistenz kann der Schaden aber auch verschwindend gering ausfallen. Immerhin kann ein solcher Angriff nur einmal pro Kampf und nicht zusammen mit der Mega-Entwicklung verwendet werden.
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