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Test - Pentiment : Bayrischer Mittelalter-Krimi von den Fallout-Machern

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Greift zu, wenn...

… ihr gerne mittelalterliche Romane lest, die vor dem Hintergrund einer Krimi-Handlung historische Zusammenhänge vermitteln.

Spart es euch, wenn...

… euch die Geduld fürs Lesen langatmiger Sprechblasen-Dramaturgie fehlt oder ihr von interaktiven Geschichten nachhaltige Entscheidungen und fesselnde Entwicklungen erwartet.

Fazit

Matthias Grimm - Portraitvon Matthias Grimm
Interaktiver Mittelalter-Krimi voller Entscheidungen und Verzweigungen, der aber erzählerisch reichlich langatmig und spielerisch unausgegoren auftritt

Gelingt es Entwickler Obsidian Entertainment in der produktionstechnisch bescheideneren Form eines Indie-Spiels, seine unbestrittenen Talente endlich einmal zur vollen Entfaltung zu bringen? Nun, zunächst einmal gelingt ihnen ein beeindruckend komplexer Einblick in den sozialen Mikrokosmos einer bayrischen Kleinstadt im ausgehenden Mittelalter, vor dessen historischen Hintergründen gesellschaftliche Umwälzungen wie die beginnende Reformation und die Bauernkriege beleuchtet werden, während ihr in einem Mordfall ermittelt und nebenbei einen interessanten Einblick in Land, Leute und Zeitgeschehen nehmt.

Da ihr dabei nicht annähernd allen Spuren folgen, allen Indizien nachgehen und alle Zeugen befragen könnt, darüberhinaus eure Entscheidungen in den Dialogen regelmäßig das Verhalten eurer Mitmenschen beeinflussen, ergeben sich erstaunlich umfangreiche Verzweigungen im Geschehen.

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Leider entstehen diese Variationen im narrativen Verlauf aber bei näherer Betrachtung weniger durch eure (viel zu seltenen) Entscheidungen, sondern vielmehr einfach nur durch die Lücken im Plot, die der Spielablauf zwangsweise dort hinterlässt. Dieser gestaltet sich zudem reichlich zäh und langatmig, da ihr die meiste Zeit der stattlichen 20 Stunden Spieldauer lediglich mit dem mühseligen Lesen und Wegklicken weitgehend recht unspannender Sprechblasen verbringt. Trotz zahlreicher Genre-Einflüsse durch Rollenspiele und interaktive Filme ist Pentiment im Kern dann doch vor allem eine geschwätzige Visual Novel, die zwar interessante Einblicke in das Leben und die gesellschaftlichen Zusammenhänge der damaligen Zeit gewährt, dabei letztlich aber zu oberflächlich und selbstgefällig bleibt.

Zudem kann Pentiment diese Defizite auch ästhetisch nicht auffangen, da die simple 2D-Grafik im Stile mittelalterlicher Buch-Illustrationen schnell ihren Reiz verliert und weniger den Eindruck einer Hommage an eine künstlerischen Tradition hinterlässt, sondern eher den von schludriger Kinderbuch-Malerei.

Überblick

Pro

  • interessante historische Einblicke ins bayrische Spätmittelalter
  • Spielweise beeinflusst stark den Verlauf der Handlung
  • riesige Spielwelt und zahlreiche NPCs breiten einen faszinierenden Mikrokosmos aus
  • stattlicher Umfang von 20 Stunden
  • zum Launch direkt im Game Pass

Contra

  • zähe Erzählweise
  • Variationen im Plot entstehen hauptsächlich nur durch erzählerische Lücken
  • Entscheidungen und Rollenspiel-Aspekte wirken sich zu wenig aus
  • Dialoge oft nur banal und langatmig statt authentisch und erkenntnisreich
  • Grafikstil ist eher schludrig als künstlerisch visionär
  • irritierend lieblose Soundeffekte

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