Preview - Pagan Online : Diablo im Action-Modus
- PC
Von Diablo 4 gibt es noch immer keine Spur, andere Actionrollenspiele sind bereits etwas in die Jahre gekommen oder lassen – wie etwa Warhammer Chaosbane – noch auf sich warten. Das relativ unbekannte Entwicklerstudio Mad Head Games springt mit Pagan Online in die Bresche. Der Titel macht einiges anders als die Konkurrenz und bringt dadurch frischen Wind ins Hack-&-Slay-Einerlei.
„Wenn Blizzard sich mit der Ankündigung von Diablo 4 schon so lange bitten lässt, nehmen wir die Sache halt selbst in die Hand.“ Das oder Ähnliches haben sich wohl die Entwickler des serbischen Studios Mad Head Games gedacht, bevor sie sich an die Arbeit zum Actionrollenspiel Pagan Online gemacht haben. Doch wenngleich die Ähnlichkeiten zum großen Vorbild zweifellos nicht von der Hand zu weisen sind, geht das Spiel auch erfrischend andere Wege.
Weg mit den Fantasy-Einerlei
Das fängt bereits bei der Hintergrundgeschichte an. Im Gegensatz zu vielen anderen Action-RPGs findet ihr euch nicht in einem typischen Fantasyszenario voller Elfen, Zwerge und Magier wieder. Stattdessen besinnen sich die Entwickler von Mad Head Games auf ihre eigenen Wurzeln und entwerfen eine Welt, die auf den Mythen und Sagen der slawischen Kultur basiert. Das ist schon mal eine wohltuende Abwechslung zum gewohnten Einheitsbrei. Dieser Ansatz zieht sich sogar bis ins Design der insgesamt acht Charaktere hinein, von denen in unserer Vorabversion jedoch noch nicht alle zur Verfügung standen.
Da wäre beispielsweise die Blutritualistin Anya, die ihren Gegnern Lebensenergie entzieht und ihnen im Kampf mit einer glühenden Peitsche einheizt. Morokh ist eine Schatteninkarnation, die sich am ehesten als eine Art Kampfmagier beschreiben lässt. Istok hingegen fällt als eher konventioneller Tank mit Spottfähigkeiten aus dem originellen Rahmen, doch insgesamt wirkt das Charakterdesign angenehm frisch und unverbraucht. Die Klassen spielen sich schön unterschiedlich mit einem jeweils recht individuellen Kampfstil. Das verspricht zahlreiche Stunden des Experimentierens.
Bleiben wir noch kurz bei den Helden: Sie stehen nicht allesamt von Beginn an zur Auswahl. Stattdessen müsst ihr sie erst mithilfe der sogenannten Heldensplitter freischalten, die es als Belohnungen in der Spielwelt zu finden gibt. Auf diese Weise schart ihr im Verlauf des Abenteuers nach und nach quasi eine ganze „Heldenfamilie“ um euch, die ihr großzieht beziehungsweise ausbaut.
Im Gegensatz zu vielen anderen Actionrollenspielen wie etwa Diablo 3 ändert sich das Aussehen der Charaktere in Pagan Online nicht abhängig von der aktuell angelegten Rüstung oder Waffe. Stattdessen gibt es ähnlich wie in einem MOBA pro Heldenklasse mehrere Skins, die ihr wiederum mit Splittern freischaltet. Falls euch hierbei umgehend der Begriff „Mikrotransaktionen“ durch den Kopf spukt – keine Sorge. Laut Aussage der Entwickler sind solche In-Game-Käufe derzeit nicht geplant. Ihr sollt alle Inhalte durch In-Game-Aktivitäten freispielen beziehungsweise freischalten können.
Die Wahrheit liegt im Kampf
Selbstverständlich reicht ein unverbrauchtes Szenario allein nicht aus, um sich deutlich von der Konkurrenz abzuheben. Glücklicherweise hat Pagan Online noch einige andere Facetten zu bieten. Die wahrscheinlich größte macht sich direkt von der ersten Sekunde an bemerkbar: die Steuerung. Statt die Charaktere wie in herkömmlichen Action-RPGs per Mausklicks durch die Dungeons zu scheuchen, kommt eine von Shootern inspirierte WASD-Variante zum Einsatz, die vermutlich schon auf die Umsetzung für die Analogsticks der Konsolen schielt. Sprich: Ihr steuert die Helden per Tasten, während die Blickrichtung immer auf euren Mauscursor zielt.
Das ist im ersten Moment recht ungewohnt und bedarf einiges an Umdenken. Doch sobald es mal in Fleisch in Blut übergangen ist, treten die Vorteile in den Vordergrund: Diese Art der Steuerung ist nicht nur sehr viel direkter, sondern gewährt auch mehr Freiraum bei den Bewegungen der Charaktere. So könnt ihr beispielsweise Angriffe entgegengesetzt eurer aktuellen Laufrichtung ausführen.
Auch Ausweichmanöver fallen sehr viel leichter. Das ist dringend nötig, denn das Kampfgeschehen von Pagan Online ist voll und ganz darauf ausgelegt. So kündigt jedes Monster seine stärkeren Attacken vorher durch kleine optische Hinweise an. Wenn ihr aufmerksam genug seid, könnt ihr sie rechtzeitig erkennen und entsprechend darauf reagieren. Auf diese Weise kommt zusätzlicher taktischer Tiefgang in die Metzelei – hin und wieder aber auch etwas Hektik auf. Glücklicherweise gibt es mehrere Schwierigkeitsgrade, sodass jeder Spielertyp auf seine Kosten kommen sollte.
Auffällig war zudem, dass die Missionen von Pagan Online recht kurz gehalten sind. Sie dauern lediglich zwischen fünf und zehn Minuten. Das klingt im ersten Moment vielleicht etwas mickrig. Doch da es kaum Leerlauf gibt, kommt nie Langeweile auf. Außerdem stehen zusätzliche Spielmodi wie etwa eine Survival-Variante zur Auswahl, die für dauerhafte Motivation sorgen sollen.
Auch an ein Crafting-System zum Herstellen neuer Ausrüstung haben die Entwickler gedacht. Leider war der Koop-Modus in der Vorabversion noch gesperrt. Zu gerne hätten wir uns gemeinsam mit Freunden durch die Monsterhorden geschnetzelt. Zwar muss der Langzeittest erst noch beweisen, was Pagan Online wirklich kann, das Potenzial für großen (Multiplayer-)Spaß ist aber definitiv vorhanden.
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