Test - NVIDIA GeForce NOW Ultimate : 4K120 oder 1080p240 im Stream? Geht!
Seit dem Launch hat NVIDIA seinen Cloud-Gaming-Service GeForce NOW weiter ausgebaut. Erst im vergangenen Jahr wurden die Server mit RTX-3080-Leistung ausgestattet nebst neuer Mitgliedschaft, im Januar ist nun ein weiteres Upgrade fällig und das sprengt alle Relationen. Mit RTX-4080-Leistung, neuen Optionen und verwendeten NVIDIA-Technologien ist der Service leistungsfähiger denn je und das ohne Aufpreis zur vorherigen RTX-3080-Mitgliedschaft. Wir konnten die neue Ultimate-Mitgliedschaft vorab ausprobieren.
Für all diejenigen, die nicht wissen, was Cloud Gaming und speziell GeForce NOW ist, hier ein kurzer Ausflug. Blöd ausgedrückt mietet ihr fürs Zocken einen Server in einem Data Center, auf dem euer Spiel läuft und das Ergebnis wird auf euer Device gestreamt. Das kann ein älterer PC sein, ein Notebook, ein MAC, aber auch NVIDIAs Shield TV, mobile Geräte oder neuerdings auch die neuen TV-Geräte von Samsung und LG. Je nach Gerät läuft GeForce NOW via App oder Browser, angeschlossen Bedienelemente wie Maus/Tastatur oder Gamepad können problemlos genutzt werden. Auf mobilen Geräten wird zum Teil sogar Touch-Steuerung unterstützt.
Im Gegensatz zum kläglich gescheiterten Google Stadia hat GeForce NOW den Vorteil, dass ihr die Spiele nicht extra für den Dienst kaufen müsst. Stattdessen könnt ihr eure Bibliotheken von Steam, Ubisoft Connect, EA, Epic Games Store oder GOG nutzen und euer Exemplar des Spiels nebst Cloud-Spielständen auf den Servern zocken. NVIDIA ist also im Grunde nur Dienstleister, stellt euch einen Rechner, knöpft euch eine Nutzungsgebühr ab und das war es auch schon.
Der Vorteil ist natürlich, dass ihr keine sonderlich leistungsfähige Hardware benötigt, um wuchtige Ressourcenfresser wie Cyberpunk 2077 selbst auf älteren, schwachen Geräten zu zocken. Des weiteren entfallen natürlich sämtliche Downloads von Spielen oder Updates sowie jegliche Wartung. Einziger Nachteil: ihr benötigt eine kräftige und stabile Internetverbindung, was in Deutschland leider immer noch keine Normalität ist. Mit einer 50-Mbit-Leitung geht aber bereits eine Menge. Mehr ist natürlich besser, um Schwankungen oder Lastphasen auszugleichen. Dazu später mehr.
GeForce NOW hatte bereits im vergangenen Jahr einen kräftigen Leistungssprung durch die seinerzeit neue RTX-3080-Mitgliedschaft, die nicht nur 4K-Gaming via Stream ermöglichte, sondern auch die Nutzung von Technologien wie RTX-Raytracing und DLSS, ohne dass ihr eine entsprechende Grafikkarte im Rechner haben musstet. In diesem Januar geht NVIDIA nun einen Schritt weiter und stattet die Server mit RTX-4080-Leistung aus und das eröffnet eine ganze Menge an neuen Möglichkeiten.
Einen Aufpreis müsst ihr dafür erfreulicherweise nicht in Kauf nehmen. NVIDIA wandelt die bisherige RTX-3080-Mitgliedschaft in die neue Ultimate-Mitgliedschaft um, die euch (Verfügbarkeit vorausgesetzt) den Zugriff auf die neuen RTX-4080-SuperPODs erlaubt. Klappt das mal nicht, stehen euch immer noch die 3080-Server zur Verfügung. Wie gut die Verfügbarkeit der neuen RTX-4080-Server sein wird, bleibt abzuwarten, aber es klang, als wolle NVIDIA eher klotzen als kleckern.
Die Ultimate-Mitgliedschaft kostet genau wie ihr Vorgänger 19,99 Euro im Monat oder 99,99 Euro für sechs Monate. Wer ein Abonnement scheut oder nur mal eben ein Spiel darüber zocken will, kann neuerdings auch Geschenkkarten für 20, 50 oder 90 Euro erwerben und muss sich nicht mit einem Abo herumplagen. Auch zum Ausprobieren der Ultimate-Mitgliedschaft ist das natürlich eine hervorragende Option. Geblieben sind die kostenlose Mitgliedschaft zum Antesten und die 9,99 Euro teure Priority-Mitgliedschaft mit 1080p60-Gaming. Bei der Ultimate geht es aber um viel mehr.
Der Umbau der Server bringt natürlich ganz neue Optionen und machen GeForce NOW zum derzeit leistungsfähigsten Cloud-Gaming-Dienst – mit weitem Abstand. Was aber genau kann GeForce NOW Uitimate dank der neuen RTX-4080-Leistung?
Nun, allem voran ermöglicht sie es, dass ihr eure Spiele in 4K mit 120 Bildern pro Sekunde auf PC und MAC streamen könnt, und zwar ohne bumsteure Grafikkarte. Dabei stehen moderne Technologien wie NVIDIA RTX Ray-Tracing nicht außen vor, zudem könnt ihr auch DLSS 2 und 3 nutzen, um die Leistung noch mehr anzukurbeln. Haben wir unter anderem mit The Witcher 3: Wild Hunt in der allerneusten Version ausprobiert und das lief verdammt gut. Mit maximalen Details, RT-Ultra-Einstellungen und aktivierter Frame-Generierung lief das Spiel stabil mit um die 100 Bilder pro Sekunde.
Das ist ziemlich gewaltig und macht sogleich klar, warum knapp 20 Euro im Monat als Gebühr nicht teuer sind. Ihr bekommt die Leistung einer über 1.500 Euro teuren Grafikkarte und da ist der passende Gaming-PC mit CPU, Mainboard, RAM etc. noch nicht eingerechnet. Für das Geld könnt ihr also einige Jahre streamen, ohne euch um Hardware sorgen zu müssen. Aber: euer Internet muss was taugen. Bei 4K120 benötigt GeForce NOW eine Bandbreite von mindestens 45 Mbit. Um Schwankungen abzufangen nebst der Tatsache, dass die Internetverbindungen nur selten ihre volle Bandbreite erreichen, solltet ihr schon eine gute 100-Mbit-Leitung haben.
Immerhin, der Bandbreitenbedarf ist generell tatsächlich etwas gesunken, denn die RTX-4080-SuperPODs erlauben AV1-Encoding für den Stream, was zum einen die notwendige Bandbreite reduziert, zum anderen für eine tendenziell bessere Bilddarstellung als bei H.264 oder H.265 sorgt. Bei unseren Tests war die Darstellung jedenfalls ziemlich makellos. Großartige Unschärfen oder Artefakte waren nicht zu entdecken, oder zumindest nicht im wahrnehmbaren Bereich.
Aber damit ist noch kein Ende in Sicht. Als so ziemlich einziger Cloud-Gaming-Service unterstützt GeForce NOW nämlich nun endlich auf Ultrawide-Formate wie das beliebte 21:9-Format. Als Auflösungen werden 3.840 x 1.600, 3.440 x 1.440 und 2.560 x 1.080 unterstützt und das ist in der Tat ein Hochgenuss, gerade, wenn ihr auf Open-World-Titel steht. Dabei werden sogar Bildraten bis zu 120 Hz geboten. Habt ihr also einen 21:9-Brummer mit 144 Hz auf eurem Schreibtisch, könnt ihr euch auf visuellen Genuss freuen. 1440P120 ist übrigens seitens NVIDIA mit einem Bandbreitenbedarf von 35 Mbit angegeben, sollte also mit einer guten 50-Mbit-Leitung durchaus machbar sein.
Reicht euch noch nicht? Nun gut. NVIDIA hat auch an kompetitive Spieler gedacht und einen neuen Wettbewerbsmodus mit 240 Hz integriert. Selbiger bietet den Stream in 1080p (Full HD) mit einer satten Bildrate von 240 Hz (sofern ihr über einen entsprechend flinken Monitor verfügt). Damit sind nun auch Online-Spiele wie CS:GO, Apex Legends oder Warframe keine Illusion mehr. Vor allem, weil NVIDIA massiv an den Latenzen gearbeitet und NVIDIA Reflex integriert hat. Damit sind Systemlatenzen von unter 40 ms möglich und, gemäß unserer Tests, auch realistisch. Natürlich ebenfalls abhängig von eurer Internetverbindung.
Zum Vergleich: eine Xbox Series X im 120-Hz-Modus liegt bei 63 ms (Messwert: NVIDIA). A propos: 1080p240 ist relativ hungrig, was die Bandbreite angeht. 35 Mbit werden von NVIDIA angegeben als durchschnittlicher Wert. Natürlich waren wir auch da neugierig und haben den Wettbewerbsmodus unter anderem anhand von Warframe und Apex Legends ausprobiert. Was sollen wir sagen: es lief verdammt gut, wobei Apex Legends nicht gerade meine Baustelle ist und mein Skill-Issue bei Kompetitiv-Spielen auch durch die niedrige Latenz nicht profitieren konnte. Warframe futterte im Mittel übrigens 28 Mbit.
Auch für 1080p240 ist keine sonderlich starke Hardware lokal erforderlich. NVIDIA gibt es Systemanforderungen einen Intel-Prozessor der 6. Generation (wir sind aktuell bei der 13.) und eine GM206-Maxwell-GPU an (das wäre dann im Bereich GTX 750). So ziemlich jedes Billig-Notebook vom Grabbeltisch für ein paar Euro hat derweil mehr unter der Haube.
Davon profitieren freilich nur Spieler auf PC und MAC, die zwar keine monströse Hardware, aber immerhin entsprechende Monitore an Bord haben müssen. Aber Monitore mit 4K und 144 Hz oder FHD und 240 Hz werden immer erschwinglicher. Übrigens wird G-Sync in Verbindung mit den neuen Servern ebenfalls unterstützt … uff.
Wer nicht über PC, Notebook oder MAC verfügt, kommt leider nicht in den Genuss aller Neuerungen. Bei mobilen Geräten bleiben 120 Hz die Grenze. Die Set-Top-Box NVIDIA Shield TV liefert „nur“ 4K60, gleiches gilt derzeit noch für die GeForce-NOW-Apps auf LG- und Samsung-Fernsehern (ab Baujahr 2021). Aber wer weiß, vielleicht kommt da noch was. Zum Beispiel eine neue Version des völlig und zu unrecht unterschätzten NVIDIA Shield TV, die AV1 und nicht mehr nur H.265, sowie HDMI 2.1 unterstützt. Dazu hieß es aber nur: „zum derzeitigen Zeitpunkt reden wir da nicht drüber“.
In unserer Testphase ließen wir einen Batzen Spiele unterschiedlicher Natur, vom Open-World-RPG bis hin zum Rennspiel oder Kompetitiv-Shooter über den erneuerten Service von GeForce NOW laufen und das zuweilen über mehrere Stunden. Und das lief sehr problemfrei. Ruckler waren Mangelware, auch Verbindungsabbrüche waren nicht zu verzeichnen. Teils konnten wir dank möglichem direkten Zugriff auf die Grafikeinstellungen der Spiele noch einiges ausprobieren und auch das ging problemlos. Die optimierten Voreinstellungen können problemlos übergangen werden.
Einmal hatten wir einen heftigeren Ruckler, einmal sackte die Qualität des Streams ein wenig ab. Das war allerdings in unserem Office-Netzwerk, in dem sich gut ein Dutzend Mitarbeiter tummeln, die natürlich ebenfalls online arbeiten oder mal einen Client herunterladen. Von daher also nichts bedenkliches.
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