Preview - No Man's Sky : Project Skyscraper
- PS4
„Ich hasse das alles und derzeit jeden einzelnen von euch.“ Das war der erste Satz, den Chefentwickler Sean Murray während der No-Man's-Sky-Präsentation von sich gab. Wir können es ihm nicht verübeln, nicht einmal im Ansatz. Der Entwickler wollte überhaupt nicht an der gamescom teilnehmen. Stattdessen hätte er lieber weiter am Spiel gearbeitet. Murray ließ sich jedoch von Sony breitschlagen, um der europäischen Presse einen kleinen Einblick in das wahrscheinlich ambitionierteste Indie-Projekt seit sehr, sehr langer Zeit zu geben.
Es sind keine fünf Minuten vergangenen und bereits jetzt ist dem gesamten Raum klar, dass Entwickler Sean Murray und seine zwei Programmierer nicht sonderlich viel zu zeigen haben. Stattdessen fängt der Entwickler an zu reden und erzählt, wie es damals zu No Man's Sky gekommen ist – dem Projekt, von dem mittlerweile die ganze Welt spricht. Murray ist kein großer Redner. Zwischen zwei Sätzen pausiert er sehr oft und legt dabei die Hände auf sein Gesicht. Er stottert und ist trotz mehrerer bereits abgehaltener Präsentationen an diesem Tag sichtlich aufgeregt.
Liebevolles Mittel zum Zweck
Murray berichtet vom ersten Projekt des Entwicklers. Hello Games war vor No Man's Sky hauptsächlich für Joe Danger bekannt – ein Bike-Game, das in seinen Grundzügen an die Trials-Serie erinnert. Ein Titel, der mehr Spiel nicht hätte sein können und sich sehr vom derzeitigen Projekt unterscheidet. „Wir haben Hello Games nicht gegründet, um Spiele wie Joe Danger zu entwickeln. Ich liebe das Spiel, keine Frage, aber das war nicht unsere Hauptintention“, so Murray. Joe Danger sollte als Erstprojekt dem Zweck dienen, Geld in die Kassen zu spülen, um die Entwicklung eines bis dahin geheimen Projektes zu finanzieren.
Hello Games besteht aus ehemaligen Entwicklern von Criterion Games, das hauptsächlich für die Burnout-Serie bekannt ist. Murray und sein Team hatten bei Criterion eine sichere Arbeitsstelle – zudem hatten sie die Chance, an hochwertigen, großen Projekten zu arbeiten. Das reizte die Entwickler jedoch nicht. Statt den Markt mit herkömmlichen Spielen zu bedienen, wollten sie einen eigenen Ansatz verfolgen und ein Spiel entwickeln, das sich bereits seit Jahren in den Köpfen der Entwickler befand. Das sollte die Geburtsstunde von No Man's Sky sein.
Nachdem Joe Danger veröffentlicht worden war, zierte unter der Rubrik „Projects“ ein Titel namens Project Skyscraper die Website von Hello Games. Project Skyscraper war der Projektname für No Man's Sky. Kurze Erklärung: "Skyscraper" ist das englische Wort für "Wolkenkratzer" - ein Wort, das die in diesem Spiel steckenden Ambitionen zum Ausdruck bringen sollte. Murray erzählt weiter von der Vergangenheit und der Ideologie, die hinter dem Titel steckt. Vor uns ist mittlerweile ein Kollege der ausländischen Presse eingenickt.
Symbol
Ein Symbol, wie es hätte besser nicht sein können. No Man's Sky wird mit seiner Ausrichtung vielen Menschen nicht gefallen – ja, sogar so sehr langweilen, dass sie einschlafen. Für andere ist es jedoch ein Spiel, auf das Jahre gewartet wurde. No Man's Sky wird euch keine Ziele geben. Ihr bekommt ein Raumschiff und könnt damit fremde Planeten erforschen. Was ihr mit euren gewonnen Ressourcen anstellt, ist euch überlassen. Wollt ihr in starke Waffen investieren und andere Spieler terrorisieren? Oder doch lieber die Triebwerke eures Raumschiffes verstärken, um abgelegenere Planeten zu erforschen? Die Entscheidung liegt bei euch.
Murray jedoch hat keine Wahl mehr. So gerne er die Gameplay-Präsentation noch weiter hinauszögern möchte – er beugt sich dem Druck, der von unseren Kollegen scherzhaft, aber doch bestimmt ausgeübt wird. Der Chefentwickler lacht und legt wieder für einige Sekunde seine Hände auf sein Gesicht. No Man's Sky ist sein Baby, ein Baby, das noch nicht sprechen und nicht laufen kann und sich jetzt dennoch beweisen muss. Murray positioniert sich wie ein schützender Vater vor dem Monitor und wird nicht müde zu erwähnen, dass sich diese Version des Spiels noch in der Entwicklung befindet. Entwickler Dave habe gar wenige Minuten vor Beginn der Präsentation am Code gearbeitet und musste regelrecht vom Bildschirm gezerrt werden, damit die Präsentation beginnen kann.
Gezeigt wurde der Abschnitt, den wir bereits aus dem E3-Trailer kennen. Der Entwickler nimmt nahezu denselben Weg, der auch im Trailer genommen wurde. Gelegentlich weicht er vom bekannten Pfad ab, um einige Merkmale der wunderschönen Umgebungen hervorzuheben. Schließlich gelangt Murray zu seinem Raumschiff. Er steigt ein und verlässt den Planeten Richtung Orbit. Wir sehen keine Ladezeiten oder ähnliche Verzögerungen – der Wechsel erfolgt fließend, was den einen oder anderen, uns eingeschlossen, sichtlich beeindruckt. Murray möchte jedoch kein Risiko eingehen und fliegt zum Planeten, der ebenfalls im E3-Trailer angesteuert wurde. Der Entwickler landet und erklärt uns auch hier wieder einige Besonderheiten im Entstehungsprozess. Bevor er seinen Punkt jedoch ausführt, wird er darauf hingewiesen, dass die Zeit vorbei ist und die Präsentation beendet werden muss. Murray legt wieder für einen kurzen Moment seine Hände auf sein Gesicht. Er ist erleichtert.
Fazit
Ich durfte über die Monate sehr vielen Präsentationen zu Spielen beiwohnen – keine hat mich jedoch so sehr begeistert wie diese zu No Man's Sky. Dabei wurde das Spiel gerade zehn Minuten demonstriert. Murray hat das zum Ausdruck gebracht, was ich bei vielen Entwicklern vermisse: Herz und Leidenschaft. Ich saß eine Stunde grinsend in diesem Saal und lauschte hingebungsvoll den Geschichten des Iren. Wie viel Herz in No Man's Sky steckt, hat mich regelrecht überwältigt. Ich wünsche den Entwicklern den größtmöglichen Erfolg und hoffe, dass sie zumindest in Ansätzen ihre Vorstellungen realisieren können. Meine Vorfreude auf den Titel hält sich kaum noch in Grenzen. Vielen Dank, Sean Murray und Hello Games, für diese unvergessliche Stunde.
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