Test - NHL 21 : Endlich: Aufgemotzte Karriere
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Die NHL-Reihe, wie auch andere Sportspiele, leiden immer ein wenig unter einer gewissen Stagnation. Aufbauend auf einem mehrere Jahre alten Fundament, wird hier und da etwas angebaut und der Rest renoviert und überarbeitet. Verständlich, derartige Brocken kann man eben nicht jedes Jahr von Grund auf neu gestalten. Auch NHL 21 macht da keine Ausnahme – Feinschliff an vielen Ecken und wenig Neues. Immerhin hat der Be-A-Pro-Modus eine überfällige Überarbeitung erhalten und das HUT bekommt ein Extra.
Die Karriere eines Eishockay-Spielers kann in der Realität eine tolle Sache sein – Leon Draisaitls kometenhafter Aufstieg bei den Edmonton Oilers ist das beste Beispiel dafür und die Karriere vom diesjährigen Aushängeschild Alex Ovechkin sowieso. Umso seltsamer ist es, dass der Be-A-Pro-Karrieremodus jahrelang ziemlich stiefmütterlich behandelt wurde. Wohl, weil die meisten Spieler sich eh eher im Online-Spiel, GM-Modus oder HUT verausgaben.
In NHL 21 ändert sich das endlich, denn EA hat dem Modus eine Überarbeitung verpasst. Zwar wurde am grundsätzlichen Konzept nicht viel verändert, aber vor allem die Präsentation, die bisher trockener als Zwieback war, kommt nun persönlicher daher. Ihr startet als Rookie in CHL, NHL oder europäischer Liga und sollt euch dann zum NHL-Star hocharbeiten. Ein Langzeitmodus, der natürlich sehr viel Ausdauer und Geduld erfordert, bisher aber die persönlichen Erfolgsmomente außer Acht ließ und das Ganze ziemlich beliebig wirken ließ.
Neu ist, dass ihr nun immer wieder Gespräche mit Reportern, Management und Mitspielern führen könnt, bei denen ihr Entscheidungen treffen könnt. Selbige verändern euer Verhältnis zu Team und Management, aber auch zur Außenwelt, was euch wiederum Fans und Werbeverträge bringt. Zudem könnt ihr eure Einnahmen nun in Luxusobjekte wie Häuser, Auto, aber auch wohltätige Aktivitäten versenken, um euer Ansehen in einer der drei Kategorien weiter zu steigern. Auch auf dem Eis hat das Auswirkungen – ein gutes Verhältnis zu den Mitspielern veranlasst selbige mitunter, euch stärker im Spiel einzubinden.
Auch einige Zwischensequenzen, meist in Form von sprachlosen Dialogen mit Textauswahl, bekommt ihr nun zu sehen und in einer Radioshow mit Kommentator James Cybulski wird immer mal wieder über eure Fortschritte berichtet. Dadurch bekommt die Karriere endlich etwas mehr persönlichen Touch. Allerdings wirkt die Umsetzung zum Teil auch ein wenig lieblos und angeklebt. Die Dialogauswahl nebst Auswirkung ergibt nicht immer wirklich Sinn und nach wenigen Spielen hat man so ziemliche jede Sequenz mal gesehen.
Schön ist hingegen, dass durch die Gespräche immer wieder Herausforderungen entstehen. Beispielsweise, indem ihr versprecht, beim nächsten Spiel richtig Gas zu geben und eine bestimmte Anzahl Scorer-Punkte erzielen oder einem Kollegen einen Assist auflegen müsst. Ansonsten gilt es, mit verdienten Erfahrungspunkten eure Skilltrees zu füllen, um ein besserer Spieler zu werden, wobei ihr euch auch gezielt verbessern könnt. So könnt ihr Punkte in Schuss, Puckkontrolle, Verteidigung, aber auch Dialogführung und in anderen Bereichen vergeben. Das alles ist zwar weit weg von einem Story-Modus a la FIFA, wertet den Be A Pro aber endlich ein wenig auf. Hoffentlich ein erster Schritt zu einer grundlegenden Verbesserung.
Eine weitere Neuerung ist der arcadige HUT-Rush-Modus, der einen separaten Bestandteil des Hockey Ultimate Team darstellt. In unterschiedlichen Spielvarianten gilt es, Online oder gegen die CPU reichlich Challenges in verschiedenen Events zu kombinieren, um ein Maximum an Punkten herauszuholen. So müsst ihr beispielsweise mit einem bestimmten NHL-Star Scorer-Punkte erzielen, Dekes erfolgreich einsetzen, Spiele gewinnen und vieles mehr. Ein wöchentliches Leaderboard für eure Scores ist natürlich enthalten, damit ihr euch mit anderen Spielern messen könnt.
Natürlich könnt ihr als Belohnung für eure Punkte verschiedene HUT-Packs einsacken. Beim HUT Rush geht es weniger um Siege, sondern eher um das Spiel mit Skill und Stil, was vor allem für fortgeschrittene Spieler sehr spannend ist. Anfänger profitieren dadurch, dass die Challenges eine gute Motivation darstellen, sich ausgiebiger mit Tricks und Dekes zu beschäftigen.
Ansonsten erwartet euch wie gewohnt ein gnadenlos umfangreiches Gesamtpaket des Eishockey. Franchise, Turniere, Training, Online-Spiel in der CHEL, HUT und vieles mehr lässt herzlich wenig Langeweile aufkommen, auch wenn die meisten Modi kaum Veränderungen zum Vorjahr aufweisen. Das noch recht neue und sehr spaßige NHL Threes ist natürlich ebenfalls wieder mit an Bord. Die Kader sind weitgehend aktuell, sofern das in diesem Jahr aufgrund der Verzögerungen in vielen Ligen bedingt durch COVID-19 möglich war. Was auch der Grund ist, warum NHL 21 etwas später veröffentlicht wurde, als bisher gewohnt.
Ansonsten entdeckt man eine Menge Feinschliff auf dem Eis. Skating, KI, Checks und Animationen wurden erneut leicht überarbeitet und verbessert. Hinzu kommt ein ganzes Paket an neuen Dekes und Signature Moves der NHL-Stars. Glücklicherweise benötigt man die nicht zwingend, um Tore zu erzielen. Einige alte Schwächen sind allerdings weiterhin vertreten – die eigene Defense reagiert zuweilen immer noch etwas vogelwild, die Offense eigensinnig und eine vernünftige Powerplay-Formation ist weiterhin schwer zu erreichen. Technisch sind kaum Fortschritte zu erkennen, vor allem Publikum und Spielermodelle wirken weitgehend unverändert.
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