Test - NBA 2K15 : Auch Kevin Durant ist nur ein Mensch

Überarbeitet wurden die Nachwuchstalente. Da ihr am Ende einer jeden Saison im Draft die Fäden zieht, gibt es nun über das ganze Jahr verteilt Informationen zu den potenziellen NBA-Superstars von morgen. Im sozialen Netzwerk bekommt ihr stets neue Informationen und unterschiedliche Mock Drafts, also Vorhersagen, halten euch auf dem Laufenden. So kommt in diesem Bereich mehr Leben in die Bude, was dazu führt, dass ihr euch nicht erst am Draft-Tag für die Teilnehmer interessiert. Längst überfällig war auch die korrekte Implementierung der Draft Picks, die Einbeziehung der Luxussteuer für Mannschaften, die über dem Salary Cap liegen, sowie die absolute finanzielle Obergrenze (Hard Caps). Essenzielle Aufgaben wie die Veränderung des Line-ups müssen nun nicht mehr mit Virtual Currency freigeschaltet werden. Ihr habt von vornherein deutlich mehr Einfluss auf die Mannschaft.

Europa breitet sich aus

MyTeam lässt die Herzen der Sammelkarten-Fans höher schlagen, da es endlich ein Auktionshaus gibt, in dem ihr Karten verticken könnt. Mit vielen verschiedenen Herausforderungen und Turnieren lässt sich hier viel Zeit verbringen. Es gibt aber noch einen neuen Spielmodus, der mit "My" anfängt: MyLeague. Hier passt ihr mit vielen Parametern die NBA genau so an, wie ihr sie gerne hättet. Auf Wunsch ersetzt ihr Teams mit Mannschaften aus Europa. Davon gibt es in diesem Jahr 25, darunter Teams wie FC Bayern München Basketball, Alba Berlin und Brose Baskets Bamberg.

Was die NBA-2K-Serie seit Jahren auszeichnet, ist die phänomenale Präsentation. Da bildet NBA 2K15 keine Ausnahme. Die neue Pre Game Show mit Earnie Johnson und Shaquille O'Neal ist gelungen. Ja, die beiden Moderatoren machen einen steifen Eindruck und blicken etwas leer durch die Gegend. Dafür sind die Gesprächsthemen vielfältig und bisweilen ziemlich amüsant. Auch am Anfang der virtuellen Übertragungen gibt es nun stimmungsvolle Einmärsche des Heim-Teams. Für Gänsehaut sorgt die amerikanische Nationalhymne, die bisweilen von einer Sängerin vorgetragen wird. Diese Szenen stehen echten Fernsehproduktionen in nichts mehr nach.

Trotzdem gibt es ein paar Punkte, die nicht überzeugen. Leider wurde die Halbzeitanalyse gestrichen. Stattdessen werden nur noch Statistiken eingeblendet. Waren die drei Kommentatoren Clark Kellogg, Steve Kerr und Kevin Harlan in der Vergangenheit ein Markenzeichen, gibt es in diesem Jahr ein Problem, das wahrscheinlich aber nur NBA-Profis stören dürfte. Steve Kerr ist nämlich mittlerweile Headcoach der Golden State Warriors und hat seine Karriere hinter dem Mikrofon an den Nagel gehängt. Trotzdem hört ihr im Spiel noch seine Analysen - selbst wenn ihr gegen das Team aus San Francisco spielt und ihr ihn am Spielfeldrand seht. Das beeinträchtigt die Atmosphäre. Entschädigungen in Form von genauen Analysen, interessanten Anekdoten und witzigen Späßen mildern diesen Umstand. Es gibt in keinem anderen Sportspiel eine vergleichbare Berichterstattung.

Das liegt natürlich auch an der Grafik. Es ist schon erstaunlich, wie lebensecht die Basketballer aussehen. Dazu bewegen sie sich überaus geschmeidig über das Parkett. Es ist ein Augenschmaus, dem sportlichen Treiben auf dem Bildschirm zuzuschauen. Auch die hervorragende Beleuchtung trägt ihren Teil dazu bei. Die Möglichkeit, sein eigenes Gesicht für den MyPlayer zu scannen, ist ein nettes Feature, funktioniert jedoch kaum bis gar nicht. Pop-Phänomen Pharrell Williams zeichnet für den Soundtrack verantwortlich und überzeugt mit einer gelungenen Mischung aus alten Rap-Klassikern und aktuellen Hits.

Noch ein paar Worte zu den Last-Gen-Versionen: Nicht nur grafisch unterscheiden sich die Versionen für die PlayStation 3 und Xbox 360 von der Current-Gen-Fassung. Auch der Karrieremodus unterscheidet sich sowohl im Aufbau als auch in der Präsentation. Ihr müsst auch auf den ganzen Story-Part verzichten. Statt des MyGM-Modus gibt es die altbekannte Association: eine spaßige Manager-Variante, jedoch ohne die Rollenspielaspekte. Neu ist 2K Heroes: Hier spielt ihr mit speziell für den Modus erstellten Teams für einen guten Zweck. Jede Mannschaft vertritt einen bestimmten Wohlfahrtsverband. Die Mannschaft, die zu einem gewissen Zeitpunkt die meisten Siege erzielt hat, sorgt dafür, dass die Organisation dahinter von 2K mit einer Spende belohnt wird.

Fazit

von Christian Kurowski

Titelverteidiger

Es ist vielleicht nicht die größte Überraschung, aber NBA 2K15 ist auch in diesem Jahr wieder eine ausgezeichnete Sportsimulation geworden. Egal ob Spielmechanik, Spielvarianten oder Präsentation: Alles besticht durch außerordentliche Qualität und Liebe zum Detail. Doch auf dem Parkett macht NBA 2K15 am meisten Spaß. Die clevere KI verhält sich glaubhaft, auch wenn sie nicht im Ballbesitz ist, sodass auf dem Spielfeld immer Bewegung herrscht. Dank des aufgewerteten Physiksystems macht die Rangelei unter dem Korb noch mehr Spaß. Die Server-Probleme scheinen mittlerweile behoben zu sein. Doch langsam sind erste Risse zu erkennen: So wurde leider die Halbzeit-Show gestrichen. Und für den kommenden Ableger muss Steve Kerr ersetzt werden. Es ist komisch, ihn kommentieren zu hören und gleichzeitig an der Seitenlinie bei den Golden State Warriors zu sehen. Es gibt keine Ausreden: Selbst wenn ihr kein Basketball-Fan seid, kommt ihr nicht um NBA 2K15 herum.

Überblick

Pro

• ausgezeichnetes Spielgefühl
• fantastische Präsentation
• lebensechte Grafik und Animationen
• körperbetonteres Spiel unter dem Korb
• viele tolle Spielmodi sorgen für Langzeitmotivation
• atmosphärische Pre Game Show
• KI-Mitspieler verhalten sich klüger
• MyGm nun einsteigerfreundlicher
• MyCareer-Modus mit sinnvollem Verbesserungssystem
• X360-/PS3-Version: Crew-Modus wieder da
• PC-Version basiert auf Next-Gen-Version

Contra

• lange Ladezeiten
• zum Release starke Server-Probleme
• keine Halbzeit-Show mehr
• Steve Kerr immer noch Kommentator
• einige Infos im MyCareer-Modus schwer zu finden
• MyCareer: KI teilweise unfair
• X360-/PS3-Version: altbackene Karriere und Association