Test - Mythos : Gähnende Langeweile
- PC
Vor grauen Zeiten bastelten die Jungs von Flagship Studios, mittlerweile Pleite gegangen, an einem Action-Rollenspiel namens Hellgate: London, das gnadenlos floppte. Als Nebenprojekt zum Testen der Infrastruktur eines Online-Spiels entstand mit Mythos ein Hack-&-Slay-MMO, dessen Ähnlichkeiten mit Genre-Urvater Diablo nicht von den Hand zu weisen waren. Nach der Flagship-Pleite hat sich Hanbitsoft den Titel gekrallt und zu einem eher tragischen Ende geführt.
Wie in fast allen Rollenspielen und deren Verwandten dürft ihr zu Beginn einen Charakter erstellen und dessen Aussehen anpassen. Vier Rassen stehen zur Verfügung, sowie die drei Grundklassen Pyromant, Tüftler oder Blutklinge, sprich: Magier, Fernkämpfer und Nahkämpfer. Die drei Klassen können später über einen Fertigkeitenbaum spezialisiert werden - so kann der Tüftler beispielsweise als Scharfschütze agieren oder mit Gadgets und Fallen arbeiten.
Das Problem: Wer ein bisschen herumprobiert, wird schnell feststellen, dass die Klassen und Fertigkeiten schlecht ausbalanciert sind. Einige Kombinationen sind absolut übermächtig, andere sind alles andere als alltagstauglich. So grillt der Pyromant mit passender Skillung ohne Probleme alles weg, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, und hat immer noch literweise Mana parat, während die Blutklinge ohne Begleiter sich überaus mühsam durchlaviert und Tränke im Sekundentakt einwerfen muss.
Geschichte? Atmosphäre? Fehlanzeige!
Sei's drum. Mit eurem frisch erstellten Charakter stiefelt ihr in eine altbacken gestaltete Fantasy-Spielwelt, die man vielleicht vor zehn Jahren noch als schön bezeichnet hätte. Hintergrund und Geschichte bleiben dabei farblos und uninteressant. Siedlungen dienen als Zentren, in denen ihr Quests einsammelt und mit anderen Spielern interagieren könnt. Die eigentlichen Aufgaben führen euch anhand von Portal und Karte in verschiedene instanzierte Dungeons, in denen ihr allein oder als Gruppe euer Unwesen treibt. Nur selten kommt das Gefühl einer zusammenhängenden und belebten Spielwelt auf. Höchstens, wenn man in den wenigen offenen Arealen auf die paar dauerbelagerten Quest-Gegner wartet.
Quests gibt es zwar reichlich, aber bei Weitem nicht ausreichend. Immer wieder stoßt ihr auf Phasen, in denen ihr ohne akute Aufgaben durch die Lande stolpert und euch im Grunde nur damit beschäftigen könnt, die bereits abgegrasten Dungeons immer wieder zu spielen, um so mühsam neue Erfahrungsstufen und damit hoffentlich neue Quests zu erreichen. Die Erfahrungspunktekurve der Quests passt hinten und vorne nicht. Das Ergebnis sind immer wieder Phasen einschläfernder Monotonie. So viel haben frühere Titel da zwar nicht anders gemacht, aber die haben einen wenigstens durch interessante Spielwelten befördert und zumindest den Hauch einer spannenden Geschichte gehabt.
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