Test - Monster Hunter Freedom Unite : Monsterjagd auf japanische Art
- PSP
Monster Hunter Freedom Unite ist gleich in doppelter Hinsicht ehrlich: Zum einen lügt der Titel nicht, zum anderen verkörpert das Bild auf der Verpackung genau das, worum es im Spiel geht. Ihr seid ein Jäger und jagt Monster. Mehr gibt's nicht und mehr braucht es auch nicht. Und vermutlich gerade deshalb ist es Japans bestverkauftes Spiel des letzten Jahres.
Und so kam es, dass wir nach der gefühlt achthundertsten Stunde in Monster Hunter Freedom Unite vor einem gigantischen Geschöpf standen. Der Drache nahm ungelogen den gesamten PSP-Bildschirm ein. Wie lange das Tier wohl schon lebt? Ob es friedlich ist? Aus dem Intro wissen wir: Drachen sind in der Welt von Monster Hunter alles andere als friedlich. Wäre nicht der Jäger aus dem verschlafenen Winterdörfchen Pokke gewesen, wir wären wohl als Nachtisch eines anderen Drachen geendet. In Monster Hunter seid ihr ein Jäger. Ein Jäger, der nicht zwischen guten oder bösen Tieren unterscheidet. Ein Jäger, der seine Arbeit macht, da er sie eben tun muss. Zum einen, weil er dem Dorf sein Leben verdankt, zum anderen aber, weil er so seinen Lebensunterhalt verdient. Es steht daher außer Frage, die Quest zu ignorieren und den Drachen zu verschonen. Monster Hunter gibt einem diese Freiheit nicht.
Big in Japan
Uns bleibt somit keine Wahl: der Drache muss sterben. Besiegen wir ihn, ernten wir eine dicke Belohnung, die es uns ermöglicht, bessere Waffen oder Rüstungsteile zu kaufen. Und letztlich ist es das, was Monster Hunter Freedom Unite ausmacht. Es ist die Sucht, die Gier nach neuem Equipment. Entwickler Capcom gibt euch die Möglichkeit, Waffen käuflich zu erwerben oder sie selbst zu schmieden. Hierfür benötigt ihr allerdings genügend Materialien, die ihr wiederum nur auf euren Beutezügen erhaschen könnt. Ihr angelt, ihr kocht, ihr pflückt Pilze, ihr baut Erz ab. Allein mit diesen Aktivitäten kann man bereits mehrere hundert Stunden verbringen. Das Kuriose dabei: Es macht Spaß. Da die Erfolge beim Erstellen von Gegenständen relativ schnell erzielt werden, spornt das für den weiteren Spielverlauf ungemein an.
Das ist einer der vielen Gründe, weshalb die Spielreihe im Land der aufgehenden Sonne so beliebt ist. Egal, ob Schulkinder, Studenten oder Anzugträger, täglich entdeckt man in Japans U-Bahnen eingeschaltete PSPs. Zückt man sein Gerät, wird man prompt zu einer Ad-hoc-Runde eingeladen. Die Monsterhatz mutierte binnen weniger Tage zu einem wahren Phänomen, das man seit den Pocket Monsters nicht mehr sah. Dabei wurde das Ur-Monster-Hunter nur von einer kleinen Gruppe gezockt, vorwiegend online - und ohne Voice-Chat.
Erst die Umsetzung auf die PlayStation Portable sorgte für einen wahren Geldregen. Es ist kein Geheimnis, dass Nintendos Pokémon-Titel aller Wahrscheinlichkeit nach niemals solch einen Erfolg gehabt hätten, wären sie nicht auf einem portablen Gerät wie dem Game Boy erschienen. Die Grundidee, jederzeit Mitspieler zu finden, jederzeit gemeinsam eine Quest zu erfüllen - egal, ob im Park, im Café oder in der U-Bahn -, kam bei beiden Spielen voll zum Tragen. Man spielt kurz zusammen und geht anschließend wieder getrennte Wege.
„In der Welt von Monster Hunter bist du niemals allein"
Capcoms Werbeslogan ist ein starkes Stück. Er sitzt. Er sagt aus, dass wir in einer fremden Welt voller Furcht einflößender Monster als Jäger niemals alleine sind. Und trotzdem sind wir es. Auch wenn Japan an einem regulären Online-Modus kein großes Interesse zeigt, so hat das Online-Gaming im Westen stark an Popularität gewonnen. Wir fragen deshalb: Warum kein Online-Modus? Auf regulärem Wege ist Freedome Unite, das eigentlich nur ein Erweiterungspack zum Vollpreis für Monster Hunter Freedom 2 ist, nur per normalen Ad-hoc im Multiplayer spielbar.
Erst wenn man exzellente Japanischkenntnisse besitzt (oder sich eines der zahlreichen englischen Tutorials im Netz anschaut), ergibt sich die Möglichkeit, die offiziell von Sony im japanischen PlayStation Store kostenlos angebotene Tunnelsoftware Ad-hoc-Party zu downloaden. PS3-Besitzer können somit ganz offiziell ihrer PSP vorgaukeln, sie wären lokal mit anderen PSPs verbunden. Online-Gaming wird plötzlich möglich, eine Voice-Chat-Unterstützung gibt es ebenfalls. Alternativ könnt ihr aber auch die PC-Tunnelsoftware XkaiLink benutzen, die unserer Erachtens trotz der nicht vorhandenen Sprachhürde etwas komplizierter aufgebaut ist.
Wir haben dennoch den Test gewagt, die Außenstelle Mannheim sowohl in eine Straßenbahn als auch in den Luisenpark gesetzt - und gehofft, dass jemand mit uns Monster Hunter spielt. Das Ergebnis: gähnende Leere. Lediglich einem PSP-Besitzer sind wir begegnet, und ausgerechnet der hat Final Fantasy VII aus dem PlayStation Store gezockt. Europäern bleibt somit nichts anderes übrig, als sich um eine der beiden Tunnel-Softwares zu bemühen, um das Spiel online zu zocken. Denn das ist letztlich auch der einzig wahre Weg, Monster Hunter Freedom Unite zu genießen. Zwar lassen sich viele der über 400 Quests auch im Solospiel erfüllen, mitunter trifft man aber immer wieder auf einige Monster, für die man alleine zu schwach ist.
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