Test - Milanoir : Hotline Spaghetti
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Lange haben die Mailänder Entwickler von Italo Games getüftelt. Jetzt startet das Gangsterabenteuer Milanoir auf Konsolen und PC. Als Antiheld Piero taucht ihr in die Unterwelt Mailands ein und geht dreckigen Mafiajobs nach. Auf der Odyssee durch die Gassen, Freudenhäuser und stillgelegten Bahnhöfe ballert und flucht ihr euch durch allerhand skurrile Szenen.
Sacchi Piero. Ein Gangster, wie aus der Fantasie eines pubertierenden Teenagers entstanden. Brutal, bewaffnet, wortkarg, in Skinny Jeans gekleidet. Das Schicksal führt ihn in die von Kriminalität verpesteten Straßen Mailands in den 70er-Jahren. Was sich wie ein schnell zusammengeflicktes Drehbuch anhört, ist eine wunderbare Hommage an billige Gangsterstreifen, die sich die Mailänder von Italo Games ausgedacht haben.
Für ein Italo-Gangster-Abenteuer könnte die Konstellation kaum besser sein. Denn die Macher kommen selbst aus dem titelgebenden Mailand. Inspiration holte sich das Team von italienischen Kriminalfilmen der 70er-Jahre und Tarantino-Streifen. Diese Inspirationsquellen sind an jeder Ecke der Spielwelt zu erkennen. Ob schmierige Nebencharaktere, widerliche Gangsterbosse oder absurde Situationen, Milanoir bedient ein Klischee nach dem anderen.
Wir finden uns gleich nach Spielbeginn in der düsteren, detailverliebten Pixelwelt von Mailand wieder. Die Geschichte beginnt sogleich mit einer schönen unerwarteten Wendung, die wir aber nicht vorwegnehmen wollen. Es dauert jedoch nicht lange, bis ihr euren Protagonisten Piero durch die Straßen Mailands bewegt. Von Beginn an sticht die Detailverliebtheit der im Pixelstil aufgebauten Stadt heraus. Überall gibt es etwas zu sehen.
Betretet ihr ein Lokal, dann seht ihr Leute Billard spielen, pokern oder den Boden wischen. Seid ihr Fans von Adventurespielen alter Schule, dann fühlt ihr euch sofort wohl. Jeder Raum bietet eine andere Perspektive. Neue Charaktere stellt euch das Spiel in einer gekonnt choreografierten Szene vor. Wenn ihr billige Gangsterfilme mit überdrehten Charakteren und schräger Geschichte mögt, dann werdet ihr dieses Pixelkunstwerk alle paar Sekunden abfeiern.
Gekonnte Mischung
Obwohl wir in Milanoir im Kern ein Adventure spielen, mischen die Macher von Italo Games immer wieder Actionsequenzen mit hinein. Am Anfang schleicht ihr noch durch Etablissements und beseitigt die dort stehenden Wachen. Später zückt ihr Schusswaffen und ballert euch durch knifflige Schießereien. Mit dem einen Stick steuert ihr die Laufrichtung eures Protagonisten, mit dem anderen das Fadenkreuz eurer Waffe.
Für Abwechslung ist in Mailand stets gesorgt. Aus einfachen Schießereien in den Gassen der Stadt werden Verfolgungsjagden auf Trucks, Booten und Straßenbahnen. In jedem der sieben Kapitel stellt euch das Spiel auf eine andere Probe. Die Schießereien können mitunter ganz schön knifflig sein, bieten aber eine tolle Abwechslung. Deckung suchen, geeignete Schussposition finden und feuern. Wer schon einmal Hotline Miami gespielt hat, der findet sich sofort zurecht.
Unfair fanden wir lediglich die Rücksetzpunkte. Gerade bei Bossfights müsst ihr manchmal die komplette Vorarbeit erneut erledigen, ehe ihr zum eigentlichen Kampf gelangt. Gelegentlich ist auch die Vorgehensweise, mit der ihr einen Boss besiegen sollt, nicht auf Anhieb klar. Das führt zu vielen frustrierenden Toden.
Mafiabrüder (und -schwestern)
Die Ballereien machen aber richtig Laune und bieten immer wieder neue Herausforderungen und Kniffe. Ein interessantes Feature ist zum Beispiel das Um-die-Ecke-Schießen. Feuert ihr auf Schilder, dann könnt ihr sie quasi als Bande nehmen und Ziele treffen, die sich um die Ecke befinden. Bossfights sind ebenfalls keine einfache Aufgabe. Jeder Boss stellt euch vor eine andere knifflige Aufgabe.
Ihr müsst Strategien erproben und werdet oft scheitern, ehe sich das Glücksgefühl des Sieges einstellt. Wunderbar spaßig ist auch die Option des Couch-Koop-Modus. Die Hauptgeschichte dürft ihr nämlich auch zusammen mit einem Freund durchspielen.
Verschenktes Potenzial
Manche Spieler mögen sich daran stören, dass die Geschichte um Pieros Reise in der Mailänder Unterwelt sehr geradlinig erzählt wird. Ist ein Ziel definiert, dann geht es fast schnurstracks darauf zu. Zwar untersucht ihr abseits des Weges ein paar Gassen oder lauscht interessanten Gesprächen, doch bleibt die Geschichte dabei immer streng linear. Das muss aber beileibe kein Manko sein. In Zeiten, in denen es manchmal zu viel Ablenkung abseits des Hauptpfades gibt, wirkt diese Erzähl- und Spielweise schön beruhigend.
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