Test - Metroid Prime : Metroid Prime
- GCN
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Ein Ego-Shooter, der keiner ist
Wie ihr wohl schon bemerkt habt, klingt das alles eher nach einem Action-Adventure, bei dem es zahlreiche Gegenstände zu sammeln und Orte zu erforschen gilt, als nach einem reinrassigen Ego-Shooter. Und tatsächlich kann man sich darüber streiten, ob 'Metroid Prime' überhaupt zum Genre der Ego-Shooter gehört. Grundsätzlich gibt es da natürlich wenig zu rütteln, da ihr in der Tat den Grossteil des Spiels in einer Ego-Perspektive unterwegs seid und auf zahlreiche Gegner schießt. Je mehr Zeit ihr allerdings damit verbringt, Samus Aran durch die verlassene Welt von Tallon IV zu leiten, desto deutlicher wird es, dass 'Metroid Prime' enorm viel Wert auf seine Adventure-Elemente legt. Sei es das bereits erwähnte Finden von neuen Fähigkeiten, das schon seit jeher Tradition bei 'Metroid'-Spielen ist, oder auch die zahlreichen Rätsel, die zwar nicht übermäßig kompliziert ausgefallen sind, aber dennoch weit entfernt von den üblichen, wenig anspruchsvollen Denkaufgaben bei Action-Adventures sind und gerade deshalb zu gefallen wissen. Langweiliges Verschieben von Blöcken oder das bloße Drücken von diversen Schaltern sucht ihr hier also vergebens, stattdessen gilt es durch aufmerksames Beobachten und Scannen der Umgebung Hinweise zu erhalten, wo es denn nun weiter gehen könnte.
Apropos Scannen, dies ist eine weitere Innovation, die 'Metroid Prime' so einzigartig macht. Der futuristische Visor von Samus Arans Rüstung, den ihr durch die Ego-Perspektive ständig vor Augen habt, informiert euch nicht nur auf effektive Weise über wichtige Daten wie eure verbleibende Energie sowie euren Munitionsvorrat, sondern bietet auch einen speziellen Scan-Modus. Solltet ihr nun also per Steuerkreuz auf diesen Modus wechseln wird der zentrale Sichtbereich des Visors leicht vergrößert und es ist euch möglich, allerlei Objekte in eurer Umgebung genauer unter die Lupe zu nehmen. Was diese Scans euch dann für Informationen bringen, variiert stark. Solltet ihr herumstehende Computerterminals unter die Lupe nehmen, dürft ihr oftmals Daten und Logbucheinträge durchlesen, die interessante oder gar wichtige Informationen liefern. Amüsant ist es da beispielsweise, wenn in den Logbüchern der Space Pirates zu lesen ist, wie ein gewisser in Rüstung gehüllter Kopfgeldjäger das eigene Hauptquartier infiltriert und zerstört hat, was natürlich auf die Geschehnisse im NES-Vorgänger anspielt und für eine dichte Atmosphäre sorgt. Solltet ihr allerdings eines der zahlreichen Monster untersuchen, die sich euch im Laufe des Spiels in den Weg stellen werden, dürft ihr euch entweder auf einige Hintergrundinformationen zu dieser Spezies oder gar einer Auflistung der Schwachpunkte eures Gegenübers freuen. Besonders bei den Bossgegnern des Spiels ist es sehr empfehlenswert, euren Kontrahenten vor dem Gefecht zunächst ganz genau unter die Lupe zu nehmen.
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Ebenfalls nicht zu verachten sind die zahlreichen Geheimnisse, die sich teilweise nur durch den Einsatz des Scanners überhaupt finden lassen. Solltet ihr also eine etwas seltsam anmutende Wand auf Hinweise untersuchen, kann es durchaus vorkommen, dass ihr auf poröse Stellen aufmerksam gemacht werdet. Weiter erfahrt ihr meist, aus welchem Material die betroffene Stelle nun besteht, was wiederum darüber Aufschluss gibt, wie ihr hier ein mögliches Durchkommen erreichen könnt - so lassen sich mit Bendezium angereicherte Blockaden beispielsweise mit speziellen Super-Bomben beseitigen, während Radion auf abgefeuerte Raketen empfindlich reagiert. Auch hier seht ihr wieder, dass 'Metroid Prime' euch, nicht zuletzt durch den Scan-Modus, der ein wichtiger Bestandteil des Spiels ist, zwar viele Informationen gibt, allerdings nie die Lösung vorweg nimmt und euch so dennoch fordert.
Der perfekte Nachfolger
Auch wenn es im Vornherein eigentlich für unmöglich gehalten wurde, so kann man mittlerweile wohl getrost sagen, dass 'Metroid Prime' eine perfekte Ergänzung der Serie darstellt. Der Grund dafür ist ziemlich einfach: Das Spiel bietet genau das, womit der legendäre Vorgänger 'Super Metroid' schon so viele Spieler begeistern konnte. Das Gameplay ist nämlich im Grunde genommen schlicht dasselbe, nur wurde das Spiel um die dritte Dimension erweitert, eine neue Spielperspektive gewählt und einiges an Erweiterungen dazugepackt.
Wer keinen der Vorgänger kennt, der darf sich Samus Arans Abenteuer folgendermaßen vorstellen: Ihr wandert durch die gigantische, zusammenhängende Welt von Tallon IV, die praktisch ohne jegliche Ladezeiten daherkommt und von einer verregneten Dschungellandschaft über düstere Lavakavernen bis hin zu einer Eiswüste so ziemlich alles zu bieten hat, was das Abenteurerherz begehrt, und versucht immer weiter in diese fremde Welt einzudringen, bis ihr schließlich das dort lauernde Böse ausfindig macht. Was die Linearität des Spiels angeht, mag diese Zusammenfassung allerdings täuschen. Denn auch wenn ihr in der Theorie völlig frei über den gefährlichen Planeten wandern könnt, euer Vorankommen ist dennoch an eine bestimmte Reihenfolge gebunden. In der Praxis sieht das dann so aus, dass ihr beispielsweise gerade eine neue Fähigkeit erlangt habt, nämlich das Ausführen von Doppelsprüngen, die euch um einiges höher bringen als normale Sprünge. Nun eröffnen sich euch einige neue Möglichkeiten, die es von diesem Moment an dann auch zu untersuchen gilt. So seid ihr doch erst vor kurzem an einer Sammlung von Plattformen vorbeigegangen, die ihr allerdings knapp nicht erreichen konntet? Tja, nun könnt ihr es, mit Hilfe eurer neuen Fähigkeit. Genau so funktioniert 'Metroid Prime', und da die Spielwelt nicht nur mit einer enormen Liebe zum Detail gestaltet wurde, sondern auch wirklich interessante Ortschaften zu bieten habt, dürfte es kaum an Motivation mangeln, noch den ein oder anderen neuen Raum zu erkunden. Seien es nun Upgrades wie das Legen von speziellen Energiebomben, die Sandgesteine aus dem Weg räumen können, oder aber gleich ein komplett neues Waffensystem, das euch buchstäblich neue Türen öffnet, die sich nur durch diese Art von Waffe beeinflussen lassen.
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Ebenfalls wieder mit dabei ist übrigens der gute alte 'Morph Ball', den ihr allerdings ebenfalls zuerst ausfindig machen müsst. Mit diesem Upgrade ist es möglich, euch auf Tastendruck in einen relativ kleinen Ball zu verwandeln, den ihr dann aus einer Verfolgerperspektive durch die Landschaft steuern könnt. Da ihr oftmals auf kleine Öffnungen stoßen werdet, die zunächst unpassierbar sind, ist dieser Ball ungemein wichtig. Als kleines Schmankerl haben die Entwickler dann auch einige Räume eingebaut, die direkt aus einem der Vorgänger stammen könnten. In diesen schaltet die Kamera in eine spezielle Seitenperspektive um und zeigt den an sich dreidimensionalen Raum von der Seite. Der Clou der Sache ist, dass ihr euch in diesen engen Passagen nur zur Seite bewegen könnt - hier ist also quasi 2D angesagt. Da ihr hier auch immer wieder Geschick im Umgang mit euren Bomben beweisen müsst, um euch beispielsweise mit deren Hilfe und mit dem richtigen Timing an höhere Stellen zu katapultieren, ist Retro-Feeling vorprogrammiert. Spielerisch sind diese eher kurzen Abschnitte zwar nicht gerade ungemein gehaltvoll, sorgen aber immer wieder für etwas Auflockerung.
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