Test - Master & Dynamic MG 20 Wireless Gaming Headset : Darf’s ein bisschen High-End sein?
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Master & Dynamic ist hierzulande sicherlich nicht der bekannteste Hersteller. Der Audiohersteller aus New York existiert auch erst seit 2013 und hat erst 2018 damit begonnen, auch auf dem deutschen Markt Fuß fassen zu wollen. Nach verschiedenen Kopfhörern versucht Master & Dynamic nun auch, bei den Gaming-Headsets glückliche Kunden zu finden, gibt sich dabei aber nicht mit der Grabbelecke zufrieden, sondern startet mit dem MG 20 Wireless gleich in der Nobelecke durch.
Wer sich das Master & Dynamic MG 20 Wireless Gaming Headset an den heimischen Rechner klemmen will, sollte über eine gut gefüllte Portokasse verfügen. Mit 449 Euro gehärt das MG 20 ganz klar zur preislichen Champions League der Gaming-Headsets, wobei sich natürlich sogleich die Frage stellt, ob das Headset dort auch leistungstechnisch hingehört. Waren wir auch neugierig drauf, weswegen wir nach einem Testexemplar gedrängelt haben, was nun endlich mit etwas Verzögerung bei uns aufgeschlagen ist.
Schon beim Auspacken sammelt das MG 20 einen Stapel Ökopunkte. Plastik jedweder Art sucht ihr bei der durchaus edel wirkenden Verpackung nämlich vergeblich. Alles schön nachhaltig und sicher in Kartonmaterialien verstaut, so mögen wir das. Auch der Lieferumfang kann sich sehen lassen und verspricht so einiges. USB-Dongle für den Wireless-Betrieb, USB-C auf USB-A Ladekabel, abnehmbarer Mikrofonarm, Poppschutz. Etwas irritiert blicken wir zunächst auf das USB-C auf 3,5-mm-Klinke Anschlusskabel mit beiliegender Y-Weiche auf zwei Klinkenstecker. Funktioniert, allerdings nur mit angeschaltetem Headset. Puren Offline-Kabel-Betrieb gibt es hier nicht.
Die Wireless-Verbindung via USB-Dongle funktioniert bestens am PC oder der PlayStation, an der Xbox natürlich wieder nicht. Das Problem kennen wir ja. Kabellos geht es zudem an allen BlueTooth-tauglichen Geräten wie Smartphones oder Tablets zu Werke, wobei im reinen BlueTooth-Betrieb AAC und aptX HD unterstützt werden, beim kombinierten Betrieb mit USB-Dongle und BlueTooth fährt das Headset letzteres etwas zurück und wechselt in einen aptX-Low-Latency-Modus.
Das Headset selbst ist mit 322 Gramm inklusive Mikrofon erfreulich leicht, ist aber überaus robust verarbeitet. Master & Dynamic setzt dabei auf hochwertige Materialien. Wie zum Beispiel ein weiches Kopfpolster mit Alcantara oder Ohrpolster mit Lammlederbezug. Uiuiui. Bequem ist das gute Stück zudem auch noch. Schön verstellbar und auch ohne Rasterung straff genug, das Mikrofon ist prima positionierbar, die Ohrmuscheln drehbar aufgehängt und auch lange Zocksessions sind damit kein Problem. Die Ohrpolster sind mit Magneten befestigt und können notfalls ausgetauscht werden, falls sie dann doch mal komplett abgerockt sind.
Die Bedienung beinhaltet das Nötigste. Links Lautstärkeregler fürs Mikrofon nebst Mute-Funktion bei Druck, eine Taste für den 7.1-Modus sowie eine Kombitaste zum Anschalten und Pairen mit Dongle und BlueTooth sowie eine farbige LED, die euch beim Anschalten verrät, wie euer Akkuladestand aussieht. An der rechten Seite gibt es noch den normalen Lautstärkeregler sowie eine Taste zur Musiksteuerung und für Telefonate.
Bis zu 22 Stunden soll der Akku stemmen, wir kamen beim Test auf etwa 20 Stunden. Hängt halt immer etwas von Lautstärke und Mikrofonnutzung ab. Nutzung bei gleichzeitig angeschlossenem Ladekabel ist kein Problem. Die Ladezeiten sind moderat. Binnen etwa 30 Minuten ist das Headset halb aufgeladen, die volle Dröhnung nimmt rund 90 Minuten in Anspruch.
Auch eine Mobile-App für iOS und Android gibt es, die fällt allerdings extrem minimalistisch aus. Ihr könnt damit lediglich Firmware-Updates vornehmen, hinzu kommen drei EQ-Presets (Kein EQ, E-Sports und Bass Boost). Eigene EQ-Einstellungen oder Presets sind nicht vorgesehen. Zudem könnt ihr die Wartezeit für den Standby-Modus einstellen. Das war’s. Mehr gibt es nicht und auch eine PC-Software mit zusätzlichen Einstelloptionen sucht ihr vergebens. Praktisch übrigens: das Headset geht nach der vorgegebenen Zeit in den Standby, wenn ihr es ablegt, springt aber automatisch wieder an, wenn ihr es aufsetzt.
Bevor wir uns dem Klang widmen, fix ein paar Worte zum Mikrofon. Der abnehmbare, gut positionierbare Mikrofonarm liefert eine recht saubere, klare und gut verständliche Sprachübertragung im Voice Chat. Nicht unbedingt herausragend, aber auf sehr gutem Niveau und sicherlich kein Schwachpunkt. Für den BlueTooth-Betrieb am Smartphone gibt es noch ein integriertes Mikrofon als Backup, das ebenfalls ordentliche Arbeit leistet.
Das MG 20 ist mit 50-mm-Treibern mit Berylliumbeschichtung ausgestattet und die sammeln ganz schnell Punkte. Die Treiber verwöhnen eure Lauscher in zwei Klangmodi, nämlich normalen Stereobetrieb und 7.1-Sound. Letztere klingt erfreulich gut und verpasst eurem Sound eine deutlich breitere Bühne, auch wenn die Richtungswahrnehmung nicht ganz so brillant ist – wenn auch auf hohem Niveau. Gerade bei offenen Spielwelten oder bei Filmen kommt das aber dennoch richtig gut. Es hängt aber stark von der Audioquelle ab, nicht selten klang uns der 7.1-Modus etwas zu hohl und hallig.
Klanglich gehört das MG 20 ohnehin zum Besten, was wir im Bereich Gaming-Headsets bisher auf den Lauschern hatten. Das zeigt sich bereits beim ersten Test, nämlich Musik am Smartphone und am PC. Der Klang ist schlicht brillant und ungemein detailreich. Punkte sammelt das Headset schon mit dem trockenen, wuchtigen Bass und den klaren Höhen, bei denen nicht ein Hi-Hat-Klopfer untergeht. Es verzichtet ein wenig auf Wärme und Ausgewogenheit zugunsten eines recht eigenen Klangbilds dank leicht aggressiver oberer Mitten, aber niemals so, dass es stört. Für mich als eher dem Progressive zugeneigten Hörer ein ziemlicher Genuss, da wirklich kein Detail untergeht, aber dennoch genug Punch da ist.
Auch bei Filmen und Videos leistet sich das MG 20 keine Schwächen und bringt die Sounds wuchtig in die Ohren, ohne dass man auf gute Sprachverständlichkeit verzichten muss. Gerade bei monumentaleren Werken punktet hierbei auch der 7.1-Modus, der halt alles etwas breiter und offener gestaltet. Gleiches gilt im Grunde auch fürs Gaming, auch wenn Dolby Atmos oder Windows Sonic beim Surround-Sound einen besseren Job machen als der 7.1-Modus des MG 20.
Auf einige Features muss man trotz des hohen Preises allerdings verzichten. Active Noise Cancellation? Fehlanzeige. Game-Chat-Balance? Ebenfalls Fehlanzeige. Kombiniert damit, dass das recht minimalistische Headset auch keine eigenen EQ-Einstellungen erlaubt, ist es in Summe für unseren Geschmack zu teuer geraten. Auch das gleichzeitige Streamen von Audioquellen via BlueTooth und Dongle klappte nicht wirklich.
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