Test - Mario + Rabbids: Kingdom Battle : Was macht denn der Klempner mit den Hasen da?
- NSw
Die Rabbids sind zurück und sie stiften ordentlich Chaos im Pilzkönigreich. Dass die Mischung aus Super Mario und den Raving Rabbids funktionieren würde, konnte anfangs niemand so ganz glauben – bis die sehr gelungene und emotionale E3-Prästentation schließlich selbst die letzten Zweifler eines Besseren belehrte. Wie sich Mario + Rabbids: Kingdom Battle letztlich schlägt und ob die Schreihasen tatsächlich in die Welt von Mario und Konsorten passen, konnten wir mittlerweile in Erfahrung bringen.
Die Geschichte ist recht simpel und flott erzählt: Dank ihrer Zeitwaschmaschine bekommen die Rabbids ein defektes Headset in die Finger, das es ermöglicht, zwei verschiedene Objekte miteinander zu kombinieren. Das artet natürlich in Chaos aus und die schreienden Hasen landen zusammen mit dem kleinen Robo-Assistenten Beep-0 im Pilzkönigreich, wo das Headset prompt beginnt, die Mario-Welt mit der „echten“ Welt und den Rabbids zu verschmelzen.
Das kann Mario nicht auf sich sitzen lassen. Er macht sich mit Rabbid-Peach und Rabbid-Luigi auf, die Welt zu retten. Das führt ihn und euch durch vier Welten, in denen allerlei feindliche Rabbids besiegt, Geheimnisse gefunden und neue Freunde rekrutiert werden wollen. Das Besondere: Mario + Rabbids ist kein klassischer Plattformer, sondern ein waschechtes Taktikrollenspiel im Stile von XCOM.
Taktik statt Hüpfaction
Als interessierter Spieler sollte man sich bewusst sein, dass diese taktischen Konfrontationen mit feindlichen Rabbids den Großteil des Gameplays ausmachen. Wer sich bislang nicht an solcherlei Taktik-RPGs getraut hat, könnte mit Mario + Rabbids aber einen guten Einstieg ins Genre finden, denn die Grundregeln sind recht einfach zu verstehen und das Spiel führt euch Schritt für Schritt an die Materie heran.
In den Konfrontationen steuert ihr eure dreiköpfige Heldengruppe rundenbasiert von Feld zu Feld, nutzt Deckungen, um nicht oder nur leicht getroffen zu werden, und heizt eurem Feind mit Fern- oder Nahkampfattacken ein, bis entweder niemand mehr auf dem Feld steht oder man mit der Gruppe oder einem Begleiter ein Zielfeld erreicht. Die meisten Spielelemente wurden aus anderen Taktikspielen übernommen und vereinfacht, um sie auch Anfängern zugänglich zu machen.
Trefferchancen im Fernkampf sind zum Beispiel fixe Werte. Ist der Gegner hinter einer hohen Deckung, kann er nicht getroffen werden. Steht er frei im Feld, wird er auf jeden Fall erwischt. Befindet er sich hinter einer halbhohen Deckung liegt die Wahrscheinlichkeit bei exakt 50 Prozent. Lediglich die kritischen Trefferchancen, die Bonuseffekte auslösen können, variieren etwas stärker und können für typische XCOM-Momente sorgen, in denen eine 90-prozentige Chance trotzdem danebengeht.
Jeder Charakter kann drei Aktionen pro Runde ausführen: Man kann sich über das Feld bewegen, mit seiner Primär- oder Sekundärwaffe angreifen oder eine von zwei Spezialfähigkeiten nutzen, mit denen man die Gruppe stärkt oder den Gegner negativ beeinflusst. Interessanterweise ist das eigentliche Highlight und die wichtigste Aktion aber tatsächlich die Bewegung, denn dabei hat man massig Möglichkeiten, die man besonders im späteren Spielverlauf meistern muss.
Movement ist alles
Statt sich einfach von Deckung zu Deckung zu bewegen, kann man zum Beispiel noch Gegner mit einer Rutschattacke angreifen. Oder man nutzt ein anderes Gruppenmitglied, um von ihm abzuspringen, dadurch eine größere Distanz zu überbrücken und im Rücken eines Gegners zu landen. Auch diese Sprungattacken haben weitere Variationen, sodass Mario zum Beispiel auch von Gegnern abspringen kann, um ihnen Schaden zuzufügen.
Röhren, die sich auf den meisten Schlachtfeldern befinden, können dazu genutzt werden, die eigene Bewegungsreichweite zu erhöhen und mit den richtigen Fertigkeiten einer ganzen Reihe von Gegnern quasi im Vorbeigehen zu schaden, während man sich kreuz und quer über das Schlachtfeld bewegt.
All diese Optionen, die sich auf verschiedenste Art und Weise miteinander kombinieren lassen, sorgen trotz des rundenbasierten Ablaufs für ein äußerst dynamisches Gameplay. Die Gegner machen davon natürlich ebenso Gebrauch, weswegen man regelmäßig die umschaltbare Taktikkamera nutzen sollte, um den Bewegungsradius der Feinde besser einschätzen zu können.
Der Titel schafft es glücklicherweise, die Spieler nach und nach an die Bewegungsmöglichkeiten und Fähigkeiten zu gewöhnen, ohne sie maßlos zu überfordern. Spätestens nach der ersten Welt hat man die meisten Tricks intus und ist bestens auf die kommenden Herausforderungen vorbereitet. In den späteren Welten muss man seine Charaktere wirklich beherrschen, denn der Schwierigkeitsgrad zieht dort ordentlich an.
Ein klein wenig Freiheit
Für die Kämpfe steht euren insgesamt acht wählbaren Charakteren jeweils ein relativ typischer Fertigkeitenbaum zur Verfügung. Hier könnt ihr eure in Kämpfen gewonnenen Punkte einsetzen, um Sekundärwaffen freizuschalten, eure Bewegungsoptionen zu erweitern oder eure Fähigkeiten zu verbessern. Riesig ist die Auswahl an freischaltbaren Fähigkeiten zwar nicht, die vorhandenen haben allerdings spürbare Auswirkungen auf eure Charakterstärke.
Um eure Charaktere noch schneller zu stärken, könnt ihr auch zwischen den Konfrontationen Fähigkeitenpunkte sammeln, indem ihr die insgesamt vier Welten erkundet und verschiedene Rätsel löst, um an Schatzkisten zu kommen. Diese beinhalten entweder einfache Sammelobjekte, wie Konzeptzeichnungen und 3-D-Modelle, aber auch Punkte für den Fertigkeitenbaum und Baupläne für neue Waffen.
Das Erkunden der Welten macht Spaß, auch wenn die Entwickler aus unerfindlichen Gründen eine Vorliebe für unsichtbare Labyrinthe zu haben scheinen. Neben den Kisten findet ihr auch an allen Ecken und Enden kurze Interaktionen mit den Rabbids, die zwar keinerlei Auswirkungen auf die sowieso schon recht oberflächliche Story haben, aber dank der chaotischen Natur der Hasen zumindest für den einen oder anderen Lacher sorgen.
Nach Abschluss einer Welt erhält euer Begleiter Beep-0 ebenfalls neue Fähigkeiten, die euch in bereits besuchten Welten neue Wege eröffnen und euch entweder zu neuen Sammelobjekten oder sehr lukrativen geheimen Herausforderungen führen. Benötigt ihr eine kurze Pause, könnt ihr jederzeit zum Pilz-Königreich zurückkehren und euch eure gesammelten Objekte im Museum ansehen oder den lokalen Koop-Modus betreten, in dem ihr euch gemeinsam mit einem Freund besonderen Herausforderungen stellt.
Noch Luft nach Oben
Für die musikalische Untermalung zeichnet interessanterweise Grant Kirkhope verantwortlich, der vor allem für seine Arbeit an Spielen wie Banjo-Kazooie oder Donkey Kong 64 bekannt ist. Auch wenn sein Musikstil relativ untypisch für die Mario-Serie ist, passt sein stimmungsvoller Soundtrack perfekt. Besonders gelungen sind die Neuinterpretationen bekannter Musikstücke.
Der große Schwachpunkt ist leider die Geschichte. Im Vergleich zu anderen Mario-RPG-Serien wie Paper Mario oder Mario & Luigi hinkt Mario + Rabbids dem Charme und den witzigen Dialogen kilometerweit hinterher.
Dank der Situationskomik der Rabbids und der wirklich gelungenen, liebevollen Animationen aller Charaktere sorgt Mario + Rabbids dennoch für jede Menge gute Laune. Es ist nur ein Jammer, dass die gleiche Liebe nicht in eine spaßige Geschichte gesteckt wurde. Mario muss die Welt retten und die Rabbids blödeln herum – mehr Story braucht ihr nicht zu erwarten.
In den meisten anderen Aspekten kann das Spiel hingegen vollends überzeugen. Besonders grafisch macht das Taktik-RPG ordentlich was her. Die vier Welten sind nicht nur hübsch anzusehen, sondern bieten auch genügend Abwechslung, um jederzeit interessant zu bleiben. Leider gibt es hier und da einige sehr unschöne Grafikbugs, die hoffentlich noch mit einem Patch behoben werden.
Auch andere kleine Makel wie die Framerate, die in komplexeren Szenen gelegentlich in die Knie geht, können den ansonsten sehr guten Eindruck nicht trüben. Man darf gespannt sein, ob Ubisoft sich dazu entschließt, Mario + Rabbids zu einer längerfristigen Reihe auszubauen. Potenzial und Luft nach oben sind auf jeden Fall gegeben, die chaotischen Rabbids machen sich erstaunlich gut im Pilzkönigreich.
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