Test - Lunar Flight : Mann im Mond

Die Entwickler von Shovsoft wagen sich mit ihrem Werk Lunar Flight an eine etwas untypische Art der Spielerfahrung. Die meisten Flugsimulationen unserer Tage bleiben in der Regel mehr oder weniger nahe dem irdischen Boden, doch diese Simulation bricht auf zu unseren nächsten Nachbarn am Himmelszelt: dem Mond und dem Mars.

Beinahe 50 Jahre liegt eine der wahrscheinlich größten Leistungen der Menschheitsgeschichte zurück: die Mondlandung. Lunar Flight will euch zeigen, welch komplexer Vorgang das war und wie vielschichtig die Steuerung einer Fähre ist. Ihr schlüpft in die Rolle eines Astronauten und steuert die Mondlandefähre Lunar Lander auf Mondmissionen.

Hinterm Mond geblieben

Eure Aufgabe ist aber nicht etwa die Reise zu und Landung auf dem Erdtrabanten, denn das wurde bereits zuvor erledigt. Ihr müsst euch „lediglich“ um Missionen auf dem Mond und auch auf dem Mars kümmern. Dabei wählt ihr aus vier Terrains und zahlreichen Missionen. Ihr beschafft verlorene gegangene Ausrüstung und sammelt Daten oder Ladung ein. Diese Aufgabenstellungen sind recht unspektakulär, aber realistisch.

So müsst ihr euch auf Mond und Mars mit jeweils anderen Bedingungen und unterschiedlicher Schwerkraft auseinandersetzen. Weltbewegend sind die Aufgaben ja nicht, doch logisch und konsequent, wenn ihr über die Probleme und Aufgaben eines Astronauten nachdenkt. Wie gehe ich mit dem Treibstoff um? Mit welcher Geschwindigkeit fliege ich das nächste Ziel an? Welche Mission soll ich zuerst machen? Trotzdem fehlt es an Abwechslung und die Aufgaben werden schnell langweilig.

Houston, Houston ...

Die Entwickler machen von Anfang an kein Geheimnis daraus, dass ihr sehr viel Zeit und Mühe in die Simulation stecken müsst, bis ihr Erfolgserlebnisse habt. Kein einsteigerfreundliches Tutorial, keine Erklärungen von einem Sprecher und erst recht keine eingängige Steuerung. Ihr startet nüchtern und technisch kühl in eurem Cockpit und blickt in vier Perspektiven auf eure Mission. Alle Texte sind in englischer Sprache, was die komplexe Steuerung nicht gerade leichter verständlich macht. Wenn ihr eine nähere Erklärung wollt, werdet ihr auf eine Flugschule mit Videos verwiesen, die online verfügbar ist. Aber auch die gibt euch nicht unbedingt das Wissen, das ihr für die Mondmissionen braucht. Dank der undurchsichtigen Menüs dauert es einige Zeit, bis man sich zurechtfindet.

Bestandene Missionen bescheren euch Geld, das ihr sogleich in bessere Systeme investieren könnt. Das ist jedoch sehr spartanisch gehalten, da sich optisch rein gar nichts an eurer schmucklosen Landefähre verändert. Wer sich einem Wettlauf im All stellen möchte, der vergleicht seine Bestwerte auf Online-Leaderboards mit anderen Spielern.

Kühl und grau

Mühselig müsst ihr euch durch die zahllosen Steuerungs- und Justierungsmöglichkeiten der authentischen Instrumente und Menüs arbeiten. Einen Technikpreis bekommen diese Einblicke in das Mondprogramm nicht, doch passt die minimalistische Präsentation zum Konzept. Sie sorgt zumindest dafür, dass Lunar Flight auch auf älteren Rechnern läuft.

Die Atmosphäre ist trotz der wenigen Mittel bedrückend und zum Teil gelungen. Die Hintergrundgeräusche, Funksprüche und die Leere sind so, wie man es sich vorstellt, wenn man alleine dort droben wäre. Jedoch sind die Durchsagen ohne Bezug zu den Aktionen und stören nach gewisser Zeit. Die weiten Landschaften und die Einsamkeit des Weltalls kommen in der Mondfähre aber gut rüber.

Fazit

von Sascha Sharma

Ja, Sternenfahrer brauchen Geduld und eine ruhige Hand. Das hat mich Shovsofts Spiel gelehrt. Lunar Flight ist authentisch bis ins Mark, verschreckt aber mit dem übertriebenen Realismus alle Gelegenheitsspieler und Action-orientierte Zocker. Hier erwartet euch ein kühl berechnender, keine Fehler verzeihender Simulator. Wem das liegt, der kann zu unserer Wertung gerne ein bis eineinhalb Punkte hinzurechnen. Trotzdem bleibt auch für Raumfahrtenthusiasten die schwerfällige und komplizierte Steuerung ein Hindernis. Findet ihr eure Erfüllung in außerordentlich realistischen Simulationen und habt ihr ein Faible für Raumfahrt, dann könnt ihr euch an diesem Spiel zum Budgetpreis einmal versuchen. Zocker ohne diese Neigungen langweilt dieser Flug allerdings zu Tode.

Überblick

Pro

• authentische Physik
• detailgetreue Simulation
• originalgetreue Systeme und Armaturen

Contra

• nüchtern und minimalistisch
• schwerer Einstieg
• nur englische Texte
• komplizierter Spielablauf
• verschachtelte Menüs
• langweilige Missionen
• bescheidene Grafik