Special - Lips vs. SingStar : Duell der Karaoke-Killer
- PS3
- PS2
- X360
Don't sing it, just bring it! Zahlreiche Musikspiele buhlen zurzeit um die Gunst der musikalischen Gamer. Während Gitarrenhelden die Plastikklampfe malträtieren, Rockband-Schläger auf die Drums eindreschen und Wiiler olle Nintendo-Melodien per Wiimote und Balance-Board nachhampeln, wollen so manche Möchtegern-Musiktalente lieber ihre Stimme nutzen. Kein Problem, gibt es doch mit SingStar für PS2 und PS3 genügend Möglichkeiten. Nun versucht sich auch Microsoft an einem Karaoke-Game namens Lips. Höchste Zeit also zu überprüfen, ob Sonys Vorzeige-Oldie oder Microsofts junger Herausforderer der wahre Caruso unter den Gesangsspielen ist. Wir haben weder Stimmbruch noch Heiserkeit oder Beschwerdebriefe der Nachbarn gescheut und die aktuellsten SingStar-Versionen sowie Lips unter die Lupe genommen.
Lips (Xbox 360)
Ihr kennt das: Zu Beginn einer Karaoke-Party sind die Leute entweder noch zu schüchtern oder einfach noch nicht betrunken genug, um freiwillig anzufangen. Auch klar: Dann wird demokratisch das Nesthäkchen „geopfert" und „fast freiwillig" auf die Bühne geschoben. So ergeht es nun auch dem Neuling Lips. Schon im Vorfeld hat Microsoft eine dicke Lippe riskiert und den Platzhirsch SingStar frech mit neuen Mikros herausgefordert. Mal schauen, ob der X360-Karaoke-Titel auch nach unserem Testcheck noch große Töne spuckt.
Das X360-Gesinge erfindet das Rad nicht neu: Auch in Lips singt ihr wie in SingStar Originalsongs, wobei ihr den Text auf dem Bildschirm seht und ein Balken euch anzeigt, ob ihr gerade in etwa den Ton trefft. Interessanter sind schon die beiden kabellosen Mikros, die dem Spiel beiliegen. Diese sind mit kleinen LED-Lichtern am Griff ausgestattet, die fröhlich mit eurem Gesang mitblinken - ein Fest für Nerd-Augen.
Diese Lichtshow ist aber noch nicht alles. In die Mikros wurde eine Bewegungserkennung eingebaut, die zum Aktivieren der Mikros und für Minispiele eingesetzt wird: Schüttet zum Beispiel ein imaginäres Glas Wasser über eine Zündschnur oder trommelt den Takt eines Lieds nach - und ja, das ist noch peinlicher, als es klingt. Immerhin fühlen sich die Mikros gut an und haben eine ordentliche Stimmübertragung zu bieten. Eine in unseren Test-Sessions bemerkbare leichte Verzögerung lässt sich in den Optionen minimieren.
Songliste
Die
Songauswahl von Lips ist überraschend gut, da so ziemlich für jeden Geschmack was dabei
ist: von Chart-Hits von Beyoncé, Alicia Keys, Kaiser Chiefs und Dido
über Teenie-Pop wie Maroon 5 oder Avril Lavigne bis hin zu
Evergreens von Nirvana, Blondie, Depeche Mode, Johnny Cash, The
Jackson 5, Queen, Kylie Minogue oder Ace of Base. Auffällig ist die
Deutschlastigkeit der deutschen Version von Lips:
Nena, Modern Talking, DJ Ötzi, Yvonne Catterfeld, 2raumwohnung,
Peter Schilling, Xaver Naidoo, Fettes Brot, Fool's Garden,
Pohlmann, Raemon und Roger Cicero halten die Deutschlandflagge hoch.
Selbst Schlageranhänger kommen mit den Randfichten und Roland Kaiser
auf ihre Kosten.
Die Kehrseite der Medaille: Da „nur" 40 Songs vorhanden sind, braucht es ein großes Spektrum an Musiktoleranz, damit man am Ende nicht bloß mit vier bis fünf Songs was anfangen kann. Es stellt sich überdies die Frage, wie oft man noch 99 Luftballons und ähnliche Gassenhauer singen will. Eine nette Idee: Ihr könnt einen MP3-Player an die X360 anschließen und zu den eigenen Liedern loslegen. Leider werden keine Songtexte angezeigt, sodass dieses Feature nur mäßig interessant ist.
Ebenfalls wenig überzeugend ist der viel zu niedrige Schwierigkeitsgrad. Dass Lips gar nicht erkennt, ob ihr wirklich die Worte aus den Songtexten von euch gebt oder einfach sonst was ins Mikro murmelt, ist verzeihbar, da die Konkurrenz dies auch nicht besser macht. Dasselbe gilt für die fehlende Option, die Gesangsspur komplett auszublenden. Selbstverständlich dürft ihr in Zukunft neue Songs als Download erstehen.
Präsentation
und Modi
Wie
auch in SingStar kommen
die meisten Tracks mit Originalvideoclip daher. Allerdings sind diese
nicht in High-Definition aufgenommen. Das Menüdesign ist ziemlich
stylisch und wirkt frischer als beim Sony-Konkurrenten. Ihr könnt
sogar eigene Layouts wählen. In puncto Variation fällt Lips ziemlich schwach aus. Es gibt zu wenig Spielmodi und gerade der
eigentlich spaßige Zweispieler-Part wirkt ziemlich schwachbrüstig.
Nicht mal Online-Spielvarianten sind vorhanden. Dazu fehlen wichtige
Features der Konkurrenz wie zum Beispiel eine Replay-Funktion oder
verschiedene Schwierigkeitsgrade. Nicht zuletzt sei angemerkt, dass
die Videoclips zu den Songs ziemlich grobkörnig ausgefallen sind. In
diesem Bereich muss Microsoft noch mal nachbessern.
Kultfaktor
Allein
schon für Lebt
denn der alte Holzmichl noch?,
Roxettes Listen
to your heart und Roland Kaisers Santa
Maria hat Lips einen Extrapunkt beim Kultfaktor verdient. Aber auch so „lustige"
Ideen wie ein Flirt-Kussspielchen, das erwähnte Zeitbombe-Löschen
und die Blinkie-Mikros arbeiten am Kultfaktor mit.
Geeignet
für
Partys
in abgedunkelten Räumen ... und mit möglichst wenigen Gästen,
welche die Bewegungen der Spieler sehen könnten. Also der übliche
Samstagabend eines Gaming-Nerds im Keller des Elternhauses. Wen die
starke Fokussierung auf deutsche Interpreten nicht stört und wer
einen breiten Musikgeschmack hat, der dürfte mit der Songauswahl
zufrieden sein. Nicht schlecht, was Microsoft da gleich mit seinem
Erstling abliefert (den unausgegorene Xbox
Music Mixer für die alte Xbox kehren wir mal unter den Teppich).
SingStar: Vol. 3 (PlayStation 3)
Spiel
und Hardware
SingStar:
Vol. 3 ist
auf jeden Fall eine neue PS3-Disc mit Songs für eure Mikros - für
all diejenigen, die sich die Tracks nicht online kaufen wollen. So
müsst ihr euch auch nicht mühsam entscheiden, welche einzelnen
Musikstücke ihr kaufen wollt; auch eine Möglichkeit,
Entscheidungsfreiheiten abzugeben! Zur Hardware gibt es wenig zu
sagen, die SingStar-Mikros
(in der PS2- oder PS3-Variante) sollten mittlerweile allen
Möchtegern-Gesangstalenten mit einer Sony-Konsole zu Hause bekannt
sein. Und wer noch keine Mikros hat, holt sich den Titel gleich im
Bundle mit dem nötigen Zubehör.
Songliste
Ziemlich
stark, was Sony auf Volume
3 des PS3-SingStar gepackt hat: Der Schwerpunkt liegt diesmal allerdings gar nicht mal
so sehr auf aktuellen Nummern, dafür sind ganz große Namen der
Musikgeschichte vertreten: Michael Jackson (Billy
Jean),
Queen (Killer
Queen),
Herbert Gröneymer (Mensch),
Stevie Wonder & Paul McCartney (Ebony
& Ivory),
Barry Manilow (Copacabana)
oder Aerosmith (Cryin')
sind hier zu nennen. Aber auch ein paar neuere Songs von Stefanie
Heinzmann, Take That, Fettes Brot, Gwen Stefani, Timbaland und Amy
McDonald sind an Bord. Starke Scheibe - auch wenn der Umfang mit
knapp 30 Liedern nicht gerade umwerfend ist.
Präsentation
und Modi
Bei
der Präsentation hat sich Sony kein Bein ausgerissen. Kein Wunder,
handelt es sich doch eher um eine Song-Disc als Alternative zum
Online-Store. Die Videoclips sind ja fast schon selbstverständlich,
hier übrigens in HD. Immerhin dürft ihr nun eigene Tracklisten
erstellen und allerlei Dinge anstellen, um euch im WWW lächerlich zu
machen: Ladet Audio-Aufnahmen oder gleich EyeToy-Filmchen eures
Könnens hoch und vergleicht eure Bestenlisten mit denen anderer
User. Dazu gibt es diverse Mehrspielermodi für bis zu acht Spieler,
äh, Sänger. Siehste, Lips,
so macht man das.
Kultfaktor
Die
Oldies sind kultig, und davon gibt es eine beachtliche Menge. Da mag
man es Sony durchaus verzeihen, dass die eine oder andere aktuelle
Nummer nicht so der Hammer ist und dass die Songauswahl ein wenig an
SingStar:
Vol. 2 erinnert.
Geeignet
für
SingStar-erfahrene
Karaokegänger, die ein Faible für Evergreens haben, ohne die
aktuellen Charts zu verschmähen.
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