Test - Knack 2 : Knack-iger als der Vorgänger
- PS4
Zum Release der PS4 vor knapp drei Jahren wurde Knack als einer der ersten großen First-Party-Titel veröffentlicht. Das Actionspiel aus der Feder des PlayStation-4-Chefarchitekten Mark Cerny weckte große Hoffnungen, enttäuschte aber bitterlich. Mit einer durchschnittlichen Metacritic-Wertung von nur 54 Prozent versank es in der Vergessenheit. Mit Knack 2 zeigt uns Cerny jetzt, dass sein Reliktgolem vielleicht doch mehr auf dem Kasten hat, als wir ihm nach dem enttäuschenden Erstauftritt zugestehen würden.
Für alle, die den Vorgänger (hier geht’s zum Knack Test) links liegen gelassen haben, eine kurze Zusammenfassung der Handlung: Ein fleißiger Professor findet in verlassenen Ruinen magische Relikte und verbringt beinahe ein Menschenleben damit, sie zu einem empfindsamen und auch kampfstarken Lebewesen zusammenzusetzen. Knack war geboren. Wie es der Zufall so will gerade rechtzeitig, um mit seiner Hilfe einen fiesen Koboldangriff niederzuschlagen. In Knack 2 haben sich Knack und seine Freunde gerade an das entspannte Abenteurerleben gewöhnt, als plötzlich längst vergessene Kampfroboter wieder zum Leben erwachen und das Fortbestehen der Menschheit bedrohen.
Kampfstarker Golem
Wie praktisch, dass Knack mit einer Wagenladung neuer Fähigkeiten ausgestattet ist, um die Roboterrebellion niederzuschlagen. Wo seine Angriffsmöglichkeiten im ersten Teil noch recht eingeschränkt waren und direkte Konfrontationen meist in hektisches Ausweichen mit anschließendem Knöpfchenhämmern ausarteteten, hat der Golem heute einiges mehr in petto. Schlägen kann er nach wie vor ausweichen, um dann auf Knopfdruck zurückzuschlagen. Im Laufe des Spiels bekommt ihr immer mehr Fähigkeiten hinzu.
Für Gegner mit Schilden etwa gibt es einen langsamen, panzerbrechenden Schlag. Sind sie ihre Rüstung dann los, zieht ihr die Kerle an euch heran und erledigt sie mit einer flinken Fausthiebkombo. Wenn es im späteren Spiel mal richtig brenzlig wird, fesselt ihr die Halunken sogar für kurze Zeit mit einem Bumerang. Spaßiger wird’s, wenn ihr die Sache mit einem Freund angeht. Der bekommt diesmal einen gleichberechtigten Knack in Blau. Er beherrscht die gleichen Tricks wie ihr selbst und darf sogar Quick-Time-Events mit euch gemeinsam bestreiten. Richtig cool: Einige der Kampffähigkeiten lassen sich als Koop-Attacken ausführen und hauen so Extraschaden raus.
Ein Hüpfabschnitt kommt selten allein
Abseits der Kampfpassagen besteht Knack 2 aus Hüpfabschnitten. Sowohl in der 3-D-Ansicht als auch zweidimensional vor einer Wand muss sich Knack durch mehr oder minder knifflige Jump-'n'-Run-Passagen schlagen. Mit Elektrofeldern, wackeligen Bodenplatten oder gar Stampfern, die Knack zermatschen, wenn er zur falschen Zeit abspringt, wird das für Hüpfspielneulinge zur Herausforderung. Speicherpunkte sind im Gegensatz zum Vorgänger aber fair und häufig gesetzt, sodass eigentlich kein Frust aufkommt, selbst wenn ihr zum wiederholten Mal in den Tod stürzt. Das ist bei regelmäßigen Fehlsprüngen aufgrund von schrecklichen Kamerawinkeln auch für Plattformerprofis ein wahrer Segen.
Um die Hüpfabschnitte spannender zu gestalten, verstecken sich hier und da kleine Rätsel. Mal müsst ihr die richtigen Schalter umlegen, damit sich ein neuer Weg öffnet, mal eine elektrische Verbindung herstellen. Kernelement der super simplen Knobelaufgaben ist meist Knacks Fähigkeit, all seine Bauteile abzuwerfen und mit nur 75 Zentimeter Größe in die kleinsten Ritzen zu passen. Genau wie im ersten Teil sammelt der Protagonist alte Relikte, die überall in der Welt verstreut liegen, um an Körpergröße und Kraft zu gewinnen. Anders als im Vorgänger kann Knack diese aber nun auf Befehl abwerfen und wieder aufnehmen, um sich so den Weg durch verschlungene Gebiete, Lüftungsschächte und über Rohre zu bahnen.
Talentierter Knack
Besonders häufig kommt das zum Einsatz, um in versteckten Minischächten Kisten mit Sammelobjekten zu finden. Das sind etwa Bauteile für Geräte, die Knack nette Boni wie mehr Erfahrungspunkte geben oder aber gleich einen Schwung besagter Erfahrung. Die blau leuchtenden Kügelchen, die ihr auch durch das Vernichten von Feinden erhaltet, lassen euch Knacks Fähigkeiten im Kampf ausbauen. Auf vier Talentbäumen könnt ihr Verbesserungen wie höhere Geschwindigkeit oder Schaden kaufen. Wir hätten uns an dieser Stelle allerdings gewünscht, dass wir unseren Weg frei wählen können. Stattdessen müsst ihr immer erst einen Talentbaum fast vollständig freikaufen, um den nächsten zu aktivieren.
Für etwas Abwechslung im Spielverlauf sorgen gelegentliche Fahrzeugabschnitte, in denen ihr euch beispielsweise mit einem Panzer durch die feindlichen Horden ballert, Metall- oder Eisaufrüstungen, die euer Moveset erweitern, oder aber Superkristalle, die euch für kurze Zeit zu einer unverwundbaren Kampfbestie machen – ähnlich wie die Aku-Aku-Masken damals in Crash Bandicoot, an dem Cerny übrigens ebenfalls beteiligt war.
Es ist nicht alles Gold, was glänzt
Die Kombination all dieser Neuerungen mit der stimmigen Knuddelgrafik und der kindgerechten Geschichte sorgen für einen soliden, flüssigen Spielablauf, der dem ersten Teil um Welten überlegen ist – allerdings mit einem großen Haken: der Spieldauer! Eigentlich ist es ja gut, wenn ein Spiel mit großem Umfang daherkommt. Knack 2 hat allerdings das Problem, dass das Gameplay trotz all der verbesserten Mechaniken zu abwechslungsarm und linear für die Länge des Spiels ist.
Wo es die ersten paar Kapitel wirklich Spaß macht, sich abwechselnd durch Sprungabschnitte und Gegnerhorden zu schlagen, hält im langatmigen Spielverlauf schnell Langeweile Einzug, wenn ihr wisst, dass noch und noch und noch ein Kapitel mit immer demselben Aufbau und denselben Abläufen auf euch wartet. Schade, denn so verliert sich der anfängliche Spielspaß auf lange Sicht im repetitivem Aufbau der zwei eigentlich gelungenen Grundmechaniken.
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