Preview - Karma Zoo : Das Gegenteil von Among Us: Dieses Spiel macht euch zu besseren Menschen
- Multi
Multiplayer-Spiele sind meistens gemein und kompetitiv. Man denke an Among Us. Oder einen x-beliebigen Shooter. Und selbst in Koopspielen schnappt man sich am Ende doch gerne einfach nur gegenseitig die Boni vor der Nase weg. Oder die Kills. Nicht so hier. Karma Zoo unterstützt das Zusammenspiel und belohnt euch für gute Taten.
Kein anderer Spiele-Publisher bewies in den letzten Jahren ein derart sicheres Händchen für gute, kreative und vor allem außergewöhnliche Spiele wie Devolver. Hotline Miami, Titan Souls, Gris, Genital Jousting, Absolver, My Friend Pedro, Inscryption, Cult of the Lamb und nicht zuletzt sein erster großer Blockbuster Fall Guys (mittlerweile gekauft von Epic Games) – was immer das Label Devolver trägt, wirkt auf den ersten Blick zuerst befremdlich, auf den zweiten möglicherweise gar verstörend, spätestens auf den dritten dann aber höchst faszinierend und einzigartig. Auf einer Presseveranstaltung in Paris ließ uns der Publisher eine Reihe neuer Spiele anspielen, von denen wir euch heute Karma Zoo vorstellen wollen.
Ein Spiel über Freundlichkeit und Güte
„This game is about caring and sharing“, beginnen die Entwickler von Karma Zoo die Präsentation ihres Spiels. Es ginge darin um Freundlichkeit und Güte, darum, zusammenzuarbeiten, füreinander da zu sein, anderen zu helfen, selbst wenn man sich dafür selbst opfern muss. Karma Zoo ist der freundliche Gegenentwurf zu den Among Us und PUBGs dieser Welt, in denen man sich gegenseitig hintergehen und in die Pfanne hauen muss. Oder mit der Pfanne. In diesem Spiel werdet ihr belohnt, wenn ihr nett zueinander seid.
Karma Zoo sieht zuerst einmal aus wie einer dieser zahllosen 2D-Pixel-Plattformer, wie sie derzeit täglich aus dem Boden schießen. Ihr spielt darin eine Seele, einen kugelförmigen Blob, der zu nicht viel mehr in der Lage ist als zu laufen, zu hüpfen und zu singen, um dadurch mit seiner Umgebung zu interagieren. Mehr braucht ihr nicht, um euch durch die einzelnen (über 300) Level zu puzzeln.
Ach doch, eines braucht ihr doch noch: Mitspieler. Für 2 bis 10 Spieler ist Karma Zoo konzipiert, die gemeinsam Rätsel lösen müssen, um Karmapunkte zu verdienen – die sie einander aber auch als Küsse wieder verschenken dürfen. Geben ist seliger als nehmen, wie jedes Kind weiß und dieses Spiel euch als altruistisches Prinzip beibringen möchte.
In Grundzügen erinnert Karma Zoo ein wenig an Barotrauma, den eigenwilligen Koop-Indiehit von Daedalic, in dem bis zu 16 Spieler gemeinsam ein U-Boot durch einen garstigen Ozean steuern. Nur eben als Puzzle-Plattformer. Während ein Spieler per Schalter die Tür für die anderen aufhält, können diese hindurch. Wenn einer das Windrädchen anpustet, setzt er dadurch den Fahrstuhl für die anderen in Gang. Wenn die einen an den richtigen Positionen singen, lassen sie die unsichtbaren Plattformen erscheinen, auf der die anderen weiter im Level gelangen. So weit, so noch relativ konservativ.
Doch Karma Zoo möchte weiter gehen als das übliche Koopspiel, in dem man einfach nur zusammen ein paar Puzzles löst. Es hält einem ständig den Spiegel des eigenen Egoismus vor, den man all die Jahre von anderen Spielen antrainiert bekam. So müssen die Spieler etwa stets eng beieinander bleiben. Entfernt ihr euch zu weit oder lasst einen Mitspieler zurück, bedeutet das ein Game Over. Müsst ihr einen Spieler zurücklassen, z.B. weil er euch eine Tür aufhält, so müsst ihr gleichzeitig Mittel und Wege finden, ihn dabei nicht zu weit abzuhängen, etwa indem ihr eine Menschenkette bildet. Wenn ihr sterbt, werdet ihr nur wenige Meter entfernt wiedergeboren, hinterlasst aber am Ort eures Ablebens einen Grabstein, der gleichzeitig als Plattform dient. Eine der häufigsten Vorgehensweise in Karma Zoo besteht daher darin, sich selbst zu opfern, um für die anderen eine Treppe zu errichten.
Immer wieder ertappte ich mich dabei, wie Karma Zoo mein über die Jahre hart antrainiertes asoziales Videospiel-Verhalten knallhart gegen die Wand fahren ließ. Ständig versuchte ich instinktiv, den anderen Spielern die Bonusgegenstände vor der Nase wegzuschnappen, um sie für mich zu behalten, wo es doch sehr viel mehr bringt, sie miteinander zu teilen. Statt möglichst schnell vorzupreschen, um als erster ins Ziel zu gelangen, und über die zu fluchen, die zurückfallen, werdet ihr hier dazu angehalten, eure Mitspieler in der Nachhut zu unterstützen. Statt prahlerisch ein Rätsel im Alleingang zu lösen, seid ihr stets auf die Mitwirkung aller angewiesen.
Mit gesammelten Punkten schaltet ihr nach und nach neue Spielfiguren frei: süße Tier, die über individuelle Fähigkeiten verfügen und dadurch auch in manchem Rätsel von Vorteil sind. Die Schildkröte etwa gibt mit ihrem Panzer allen Spielern Deckung vor tödlichen Geschossen, der Elefant trampelt bösartige Fallen platt und die Robbe springt besonders hoch.
Wer fies sein will, spielt PvP
Und wer dann am Ende des Tages nach so viel heiler Welt schon Regenbogen kotzt, auf den wartet noch der PvP-Modus, in dem auf Kooperation und Nächstenliebe gepfiffen wird, und ihr so richtig fies zueinander sein könnt. Hier wird nämlich genau all das geboten, was der Koopmodus noch menschelnd zu verhindern suchte: Wettrennen, bei denen derjenige gewinnt, der am wenigsten Rücksicht auf Verluste nimmt, Bonusjagden, bei der man sich wütend kreischend gegenseitig die Items vor der Nase wegschnappt, und Hindernisparcours, in denen man nicht nur vorsichtig den Fallen ausweicht, sondern die Mitspieler schadenfroh hinein lockt.
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Und am Ende ist dann zwischen Jauchzen, Lachen und Androhungen der Aufkündigung der Freundschaft doch wieder alles in Ordnung in der Welt der Videospiele.
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