Test - Just Cause 3 : Der Sprengmeister
- PC
Ein wenig griffiger hätte die Steuerung aber schon sein dürfen. Bei den Shootouts mit den Horden von Di Ravellos Schergen gibt es keine Kimme-und-Korn-Funktion. Lediglich ein grobes Fadenkreuz, das ihr zudem ständig mit der Greifhakenmarkierung verwechseln werdet, dient zur Zielhilfe. Einen Zoom müsst ihr erst freischalten. Auch in Deckung gehen oder sich ducken kann Rico nicht. So seid ihr förmlich gezwungen, ständig in Bewegung zu sein. Noch schwammiger gestaltet sich die Kontrolle über Bodenfahrzeuge. Selbst bei geringen Geschwindigkeiten brechen diese ständig aus und steuern sich wie ein Stück Seife.
König des Chaos
Die Rückeroberung von besetzten Gebieten ist nicht nur optional, sondern wird im Verlauf der Hauptstory immer wieder von euch verlangt. Neue Missionen werden erst dann verfügbar, sobald eine bestimmte Anzahl von Provinzen befreit wurde. Die eigentliche Kampagne ist ein zweischneidiges Schwert. Die Aufträge versuchen einerseits, euch möglichst viel Raum zur Nutzung von Ricos Fähigkeiten und der zahlreichen Vehikel zu lassen. Andererseits müsst ihr im Spielverlauf leider sehr oft Personen oder Dinge eskortieren oder beschützen. Dies macht Just Cause 3 nicht nur noch hektischer, als es ohnehin schon ist, sondern lässt auf Dauer auch Abwechslung vermissen.
Diese findet ihr eher in den zahlreichen Nebenaufgaben, die grob in zwei Kategorien unterteilt werden können: Rennen und – wie könnte es anders sein – Zerstörung. Verschiedene Luft-, Wasser- und Landfahrzeuge laden zu Checkpoint-Jagden ein. Alternativ bekommt ihr eine bestimmte Waffe gestellt und müsst innerhalb eines Zeitlimits so viel Schrott wie möglich erzeugen.
Diese Beschäftigungen sind allesamt freiwillig, doch nur so sammelt ihr Zahnräder, mit denen ihr wiederum Mods freischaltet. Dabei kann es sich um verbesserte Granaten handeln, einen Nitroschub für Fahrzeuge oder eine optimierte Einzugsfunktion des Greifhakens. Darüber hinaus gibt es verschiedene zufällig in eurer Umgebung auftauchende Events, wie „Lass es wie einen Unfall aussehen“. Der Name sagt schon alles.
Eine verrückte Welt
Just Cause 3 weiß, dass es nur banaler Spaß ist. Diese ehrliche Selbsteinschätzung wird auch in der Inszenierung reflektiert. Alle handelnden Charaktere sind extrem überzeichnet. Sei es die nerdige Wissenschaftlerin Dimah, gegen die selbst Sheldon Cooper ein empathischer Typ ist, der schon angesprochene Möchtegernrebell Mario, oder euer jovialer Geheimdienstkontakt, der natürlich sein eigenes doppelbödiges Spiel spielt. Rico selber bleibt jedoch stets profillos und dient mit seiner Aura des Übermenschen kaum als Identifikationsfigur. Das liegt auch an der Art und Weise, wie er in der deutschen Version von Moritz Bleibtreu vertont wird: stets knurrend, zu sehr auf cool getrimmt und zu verbissen.
Für humoristische Spitzen sorgt vor allem der Radiomoderator von Medici, der unfreiwillig die absurdesten Propagandameldungen durchgeben muss. Hat Rico wieder mal ein Kraftwerk in Schutt und Asche gelegt, wurde dieses nach offiziellen Angaben natürlich nur „verlegt“ oder absichtlich abgerissen, da dem Diktator die Umwelt so sehr am Herzen läge. Für einen echten politischen Kommentar ist Just Cause 3 zu oberflächlich, schmunzeln kann man darüber trotzdem.
Warum wurde nur die PC-Version getestet?
Auf einem guten Rechner sieht Just Cause 3 ziemlich eindrucksvoll aus und bietet die vielleicht schönsten Explosionen der Videospielgeschichte. An ihnen kann man sich kaum sattsehen und sie sind mit ein Grund, warum auch die x-te Zerstörungsorgie noch ihren Reiz hat. Leider konnte uns Square Enix bislang keine Testmuster für die Konsolenversionen zur Verfügung stellen. Die Wertung bezieht sich daher ausschließlich auf die PC-Fassung. Die Wertungen für PS4 und Xbox One werden so bald wie möglich nachgereicht.
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