Test - John Wick Hex : Keanu Reeves ist der Coolste
- PC
Wenn der Name „John Wick“ fällt, schießen den Fans unverzüglich die Bilder der bisher drei veröffentlichten Hollywood-Filme durch den Kopf: knallharte Action in ästhetisch choreographierten Kampfszenen und mit jeder Menge Blei in der Luft. All das soll nun mit John Wick Hex auch auf dem PC stattfinden – und dabei doch ganz anders sein.
Ein Hauch von Hollywood
Als die erfolgreiche Actionfilm-Reihe John Wick als Computerspiel angekündigt wurde, war die Freude vieler Fans zunächst groß. Doch schon kurze Zeit später folgte sicherlich die ein oder andere hochgezogene Augenbraue: Denn statt einen Shooter oder ein ähnlich gelagertes Actionspiel kündigte das Team von Bithell Games ein Strategiespiel mit Runden-Prinzip an. Kann das überhaupt funktionieren? Ist es möglich, die dynamischen und ästhetisch choreographierten Kämpfe in ein Strategie-Gewand zu packen? Die Antworten auf diese Fragen zu geben, stellte sich bei unseren Testpartien als gar nicht so einfach heraus ...
Die Entwickler haben sich sichtlich Mühe gegeben, um der großen Vorlage aus Hollywood gerecht zu werden. Zwar konnten sie Keanu Reeves nicht dazu bewegen, für das Spiel erneut in seine Rolle als John Wick zu schlüpfen. Doch sein virtuelles Ebenbild sieht ihm ziemlich ähnlich. Zudem leihen Schauspieler wie Ian McShane und Lance Reddick ihren Charakteren aus den Filmen die Stimme – und das ziemlich überzeugend. Das kommt der Atmosphäre des Spiels zugute und fällt umso erfreulicher ins Gewicht, weil die eigentliche Story rund um einen Oberschurken namens Hex kein sonderlich hohes Niveau erreicht. Sie genügt, um euch durch die einzelnen Kapitel zu führen – mehr auch nicht.
Apropos Kapitel: Die Kampagne von John Wick Hex ist in mehrere Kapitel unterteilt, die jeweils aus mehreren Segmenten bestehen. Diese klappert ihr nacheinander ab, indem ihr sie von Gegnern säubert und jeweils den Ausgang findet. Hin und wieder bekommt ihr es mit einem besonders kniffligen Bossgegner zu tun. Wie schon erwähnt, haben wir es nicht mit einem klassischen Action-, sondern einem Strategiespiel zu tun, das mitunter Anleihen bei rundenbasierten Mechaniken nimmt.
„Anleihen“, weil das Geschehen in John Wick Hex nicht die ganze Zeit über in Runden abläuft. Das Spiel pausiert jedoch vor jeder eurer Aktionen oder immer dann, wenn ein Gegner ins Sichtfeld tritt. Dann habt ihr prinzipiell alle Zeit der Welt, um euren nächsten Schritt zu planen. Nehmt ihr den Gegner ins Visier? Geht ihr zu einer Nahkampfattacke über? Müsst ihr euch zunächst vor feindlichem Beschuss in Deckung begeben? All diese Entscheidungen müsst ihr treffen und dabei stets vorausplanen.
Ein Spiel auf Zeit
Denn jede Aktion – egal ob von euch oder von den Gegnern – kostet Zeit. Entscheidet ihr euch beispielsweise dazu, einen Schuss abzugeben, vergehen zirka 0,5 Sekunden, bis die Kugel tatsächlich den Lauf verlässt. Der Sprung in Deckung nimmt etwas mehr Zeit in Anspruch. Derweil stehen eure Widersacher nicht tatenlos in der Gegend herum. Außerdem müsst ihr bei euren Überlegungen kleine, aber beudeutsame Details einbeziehen wie die, dass Ziele in Bewegung schwieriger zu treffen sind oder das Magazin einer Waffe auch irgendwann mal leergeschossen ist.
Dadurch entpuppen sich die Kämpfe in John Wick nicht etwa als simple Action, sondern als taktische Rätsel, die es möglichst elegant zu lösen gilt. Das macht den besonderen Reiz des Spiels aus: Die richtigen Aktionen für die jeweiligen Situationen herauszufinden, um schlussendlich als Überlebender aus den Scharmützeln hervorzugehen. Zwischen den Planungsphasen läuft das Spielgeschehen in Echtzeit ab – wenn auch nie sonderlich lange. Außerdem müsst ihr natürlich eure Lebensenergie sowie den Fokus im Auge behalten. Letztere benötigt ihr beispielsweise für bestimmte Nahkampfattacken und Ausweichmanöver und sind dementsprechend wichtig.
Nicht ohne Frust
In John Wick Hex läuft dementsprechend alles auf ein möglichst optimales Management von Ressourcen sowie taktische Planung hinaus. Das mag angesichts der deutlich actionreicheren und dynamischen Filmvorlage anfangs etwas seltsam anmuten, fasziniert aber als Spielprinzip schon nach kürzester Zeit ungemein. Allerdings drücken ein paar Macken den Spielspaß wieder etwas nach unten. Das fängt mit einem Feature an, das wohl in die Kategorie „gut gemeint, aber schlecht gemacht“ fällt. Das Spiel platziert nämlich die Gegner bei jedem eurer Versuche zufällig in den Levels. Das klingt im ersten Moment nach gesteigerter Abwechslung, erzeugt jedoch immer wieder unfaire Situationen, für die es oftmals keinen Ausweg gibt. Da es auch keine Savepoints oder Rücksetzpunkte gibt, müsst ihr euch im Trial-and-Error-Verfahren vorankämpfen, nur um dann nach einem einzigen Fehler den gesamten Abschnitt wiederholen zu müssen.
Außerdem wird das Spielgeschehen schnell repetitiv und dadurch eintönig. Es stellt sich zwar ein erhabenes Gefühl der Genugtuung ein, wenn ihr eine ganze Gruppe von Gegnern mittels eines zuvor ausgeklügelten Plans ausgeschaltet habt, leider sind solche Momente aber im Verhältnis zu den chaotischen oder frustrierenden viel zu selten.
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