Test - Hour of Victory : WWII-Shooter mit Ladehemmungen
- X360
Ob es bei einem Krieg überhaupt echte Sieger geben kann, sei mal dahingestellt. Trotzdem hat Midway den neuen Ego-Shooter mit Zweiter-Weltkrieg-Setting effektvoll 'Hour of Victory' genannt. Fest stehen immerhin die Verlierer. Das sind nämlich die Käufer, die bei diesem an allen Ecken und Enden ebenso unfertigen wie lieblosen Shooter zugegriffen haben.
'Hour of Victory' ist ein Spiel ohne eigene Seele. Szenario und Gameplay wurden 1:1 dem Genrekönig 'Call of Duty 3' entnommen, die Grafik-Engine lizenziert und die Fähigkeiten der Helden von der 'Commandos'-Reihe gemopst. Trotz des Sprichwortes "lieber gut geklaut, als schlecht selbst gemacht" bleibt das Weltkriegsspiel einer der schlechtesten Shooter, die es bisher für die X360 gab.
Geschichtsstunde fällt ausEs beginnt bereits mit der Story, ohnehin dem großen Schwachpunkt fast aller Shooter, die im Zweiten Weltkrieg angesiedelt sind. Mit Ausnahme einiger pathetischer Phrasen wird man ohne Hintergrundwissen in die Schlachten des Krieges geworfen und muss in der Rolle eines Übersoldaten die bösen Deutschen besiegen. Auch 'Hour of Victory' nimmt sich erst gar nicht die Zeit, um dem Spieler zu erklären, wo und warum er hier gerade kämpft. Krieg um des Krieges willen, damit man ein möglichst effektvolles Kampfgeschehen bieten kann. Jeder Sci-Fi-Shooter nimmt sich mehr Zeit für eine spannende Geschichte als die Weltkriegsshooter, die glauben, allein vom Szenario zu leben. Doch das reicht eben nicht. Wie man auch ansprechende Geschichten im Weltkrieg erzählt, zeigen die 'Brothers in Arms'-Spiele in Ansätzen oder zahlreiche Filme.
Dass ein Shooter auch ohne große Story Spaß machen kann, beweist andererseits 'Call of Duty 3'. Doch dann muss wenigstens alles andere stimmen, und das ist bei Midways ’Hour of Victory’ leider nicht der Fall. Da wäre beispielsweise die Steuerung. Selbst wer vornehmlich am PC mit Maus und Tastatur Ego-Shooter spielt, wird zugeben müssen, dass sich ein 'Call of Duty' oder 'Resistance' mit einem Gamepad mehr als ordentlich zocken lassen. 'Hour of Victory' bietet dagegen eine ungenaue und schlecht zu bedienende Steuerung, wie man sie bei einem Shooter auf Konsole schon lange nicht mehr erleben musste. Nur mit viel Mühe lässt sich das Fadenkreuz genau auf den Feind ausrichten, das jederzeit wahrnehmbare Ruckeln der Grafik tut ihr Übriges. Beim Laufen bleibt der Held oft an kleinen Vorsprüngen hängen oder kann nicht rückwärts durch eine offene Tür gehen. Zudem sind die Nachladeanimationen für einen Action-Shooter viel zu lang. Den absoluten Tiefpunkt in Sachen Steuerung stellen die Einsätze als Panzerfahrer dar. Die Ungetüme lenken sich absolut katastrophal und langsam durch die viel zu engen Straßen. Die Attacken von feindlichen Panzern oder Raketenschützen muss man quasi auswendig lernen. Denn nur so kann man überhaupt auf die Angriffe angemessen reagieren, ansonsten dauert das Drehen des Feuerrohres zu lange.
Speichern, wenn die Entwickler es wollenDie beiden Panzereinsätze zeigen einen weiteren Schwachpunkt von 'Hour of Victory', nämlich das Speichersystem. Selbst abspeichern dürft ihr nicht und auch Checkpoints kennt das Programm nicht. Stattdessen wird automatisch nach dem Beenden einer Mission der Spielstand gesichert. Das ist so lange kein Problem, wie die Einsätze nur wenige Minuten dauern, doch im späteren Spielverlauf ändert sich dies. Wenn man dann bei einem über zwanzigminütigem Einsatz kurz vor Ende stirbt und komplett neu beginnen muss, stellt sich unweigerlich Frust ein. Hinzu kommt, dass der Schwierigkeitsgrad selbst auf der leichtesten Stufe schlecht ausbalanciert ist. Stellenweise bekommt man derart viele Feinde präsentiert, dass man oft nur mit Glück die Gefechte überlebt. Eine Lebensenergieleiste gibt es übrigens nicht. Wird der Held ein paar Mal getroffen, färbt sich der Bildschirm rot. Dann muss man sich einige Sekunden zurückziehen, was in den actionreichen Schlachten gar nicht so leicht fällt.
Kommentarezum Artikel