Test - Hotel Dusk: Room 215 : Film Noir zum Mitspielen
- DS(i)
Wie es sich für ein Adventure gehört, gilt es, allerlei Rätsel zu lösen, Gegenstände einzusacken und diese am richtigen Ort zu benutzen. Die Rätsel sind recht unterhaltsam und nutzen ebenfalls clever die Touchscreen-Steuerung. Allerdings ist die Anzahl der Knobeleien nicht sehr hoch und Rätsel à la "Öffne den Koffer mittels Draht", "Setze ein Puzzle zusammen", "Mache eine Gravur auf einem Füller sichtbar" oder "Überbrücke eine Stromsicherung" sind nicht sonderlich originell. Vielmehr überzeugt der Titel durch seine tolle Atmosphäre sowie die undurchsichtigen, aber hervorragend charakterisierten Figuren. Ein Großteil des Spiels besteht dann auch im Führen von Dialogen, dem Aufhorchen bei verdächtigen Informationen und der Wahl einer konstruktiven Frage oder einer passenden Antwort. Die Dialoge sind zwar gut geschrieben, kommen allerdings zuweilen etwas arg ausufernd und schleppend daher. Wer an ’Hotel Dusk’ also seinen Spaß haben will, darf sich nicht vor dem Lesen vieler Gesprächstexte fürchten. Und viel zu lesen gibt es in der Tat: ’Hotel Dusk: Room 215’ ist deutlich länger ausgefallen als ’Another Code’, sodass es also einige Stunden dauert, bis ihr den Abspann zu Gesicht bekommt.
Bleistift-KunstwerkDie Steuerung und das praktische Touschscreen-Interface sind sehr gelungen. Ihr steuert Kyle schon bald sehr zielgenau durch die Areale und habt rasch einen Blick dafür, wo ihr etwas genauer anschauen solltet. Gleiches kann man von der technischen Gestaltung sagen: Abseits der cleveren Ausnutzung der beiden Screens gefällt vor allem der ungewöhnliche Grafikstil: Die Optik wirkt in etwa so, als habe ein geübter Zeichner per Bleistift die Figuren und einige Hintergründe gemalt, wobei der behutsame Einsatz von Kolorierungen für zusätzliche Atmosphäre sorgt. Das Ganze erinnert mit den unruhigen Kanten ein wenig an das Musikvideo zu ’Take On Me’ von Aha und passt sehr gut zur Film-Noir-Stimmung des Spiels. Besonders hervorzuheben ist die beeindruckende 2D-Darstellung der Figuren – dank der wechselnden Körperhaltung und der Mimik könnt ihr in den Gesprächen gut erkennen, wie Kyles Statements ankommen und in welcher Gefühlslage sich sein Gegenüber gerade befindet. Die 3D-Grafik der Hotelräume ist dagegen konventioneller geraten, macht aber einen soliden Eindruck. Der Sound unterstützt mit seiner unauffällig melancholischen Musik und einigen wenigen, aber gezielt gesetzten Soundeffekten die tolle Atmosphäre. Auf Sprachausgabe müsst ihr verzichten, dafür sind die Bildschirmtexte hervorragend ins Deutsche übersetzt worden. Ebenfalls ein Plus: Ihr dürft jederzeit den Spielstand sichern.
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