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Test - Horizon: Forbidden West – Burning Shores : Test: Alles, was ein DLC braucht – und schöner als das Hauptspiel

  • PS5
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Kennst du das auch? Wenn man eine Weile aus einem Spiel „raus“ ist und dann irgendwann zurückkehrt, zum Beispiel anlässlich eines DLC, und erstmal dasteht wie der Ochs vorm Berg und nichts mehr weiß. Handgriffe, die vor wenigen Wochen noch in Fleisch und Blut waren, müssen erst wieder mühsam in Erinnerung gerufen werden. Ganz besonders in einem Falle wie Horizon: Forbidden West mit seinen Dutzenden verschiedenen Waffen mit Feuer-, Eis- oder Säureschaden, den unterschiedlichen Gegnern mit jeweils individuellen Stärken und Schwächen und den zig Fallen und Bomben. Wo war nochmal der Knopf für den Gleiter? Und gab es da nicht noch diesen Greifhaken, mit dem man Wände aufreißen kann? Es dauert erstmal eine ganze Weile, bis man im DLC Burning Shores wieder „drin“ ist. Doch dann ist alles ganz wunderbar.

Die Erweiterung Horizon: Forbidden West – Burning Shores führt Aloy nach Los Angeles, einem neuen Gebiet, das der restlichen Spielwelt vorgelagert als halb versunkenes Inselatoll im Pazifik liegt und etwa die Größe eines der Biome aus dem Hauptspiel einnimmt. Hierhin verfolgt sie einen der sternfahrenden Außenweltler, die sie im letzten Abenteuer erfolgreich besiegt hatte. Doch dieser ist noch immer auf der Erde und schart einen leichtgläubigen Stamm als Sekte um sich, der ihn bei seinem Vorhaben unterstützen soll, ein Raumschiff zu reaktivieren, um den Planeten zu verlassen. Und ihn nebenbei zu vernichten. Was natürlich verhindert werden muss.

Wenn ihr euch noch an die Ruinen von San Francisco aus dem Hauptspiel erinnert, dann habt ihr schon eine klare Vorstellung davon, wie dieses postapokalyptische LA aussieht. Weitgehend genauso nämlich. Von Ranken überwucherte Hochhaus-Ruinen auf palmenbewachsenen Inseln mit malerischen Sandstränden – wer sich Sightseeing mit markanten Orten und berühmten Sehenswürdigkeiten erhofft wie kürzlich erst in Dead Island 2 (Test) etwa, der wird nicht mehr viel zum Besichtigen vorfinden. Nur vereinzelt lassen sich bekannte Wahrzeichen erkennen wie das Hollywood-Zeichen, unter dem sich nun ein Lavafluss aus einem durch ein Erdbeben entstandenen Vulkan in einer feurigen Schneise seinen Weg zum Meer bahnt.

Inszenatorisch besser als das Hauptspiel

An einprägsamen Orten mangelt es dem DLC dennoch nicht. Im Gegenteil. Zusammen mit Aloy bereist ihr diesmal unter anderem ein prächtiges Planetarium, die Magmahöhlen unter einem Vulkan und vor allem einen riesigen Dino-Park mit imposanten Pappmaché-Dinosauriern. Höchst verwunderlich fällt dabei schnell die grafische Qualität auf, die diejenige des Hauptspiels tatsächlich deutlich übertrifft. (Die Screenshots auf dieser Seite sind alle selbst erstellt und nicht bearbeitet).

Das liegt vor allem daran, dass die Entwickler sehr viel geschickter Gebrauch von Effekten wie Licht, Nebel und Partikeln machen und die kompaktere Spielwelt gezielter damit ausstaffieren können, statt einfach nur riesige Ebenen in braun und grün ausbreiten zu müssen. Es gibt jedenfalls kaum einen Moment, in dem nicht malerisch das Licht der goldenen Abendsonne durch die Blätter bricht, sich beim Blick vom Berg der Nebel im Tal erhebt und gespenstische Formen schlägt.

Oder es liegt einfach nur daran, dass die Entwickler richtig fett auf die inszenatorische Pauke hauen und dabei nicht mehr auf die Hardware-Beschränkungen der PS4 Rücksicht nehmen müssen (Burning Shores erscheint ausschließlich auf PS5). Allein schon Aloys Anflug auf den neuen Schauplatz im Intro, wie sie auf ihrem Flugsaurier durch die Wolkendecke schießt und von einem Abwehrturm mit Raketen beschossen wird – das ist schon großes Kino. Und das Finale erst! Solch ein Spektakel gab es schon lange nicht mehr in einem Videospiel zu sehen. Ich hüte mich davor zu viel zu verraten, aber wie es den Entwicklern gelingt, sogar Shadow of the Colossus zu zitieren – huiuiui! Dafür werden üblicherweise Worte wie „episch“ gebraucht.

Man sieht dem DLC an, dass die Entwickler diesmal ihre Ressourcen nicht dafür aufreiben mussten, eine riesige Spielwelt zu erstellen und ihr mit Kram und Plunder einen Sinn zu verleihen. Stattdessen konnten sie alle Mühen auf das legen, was die eigentliche Spielerfahrung ausmachen sollte: eine packend und ohne Hänger durcherzählte Geschichte und ein bisschen, aber nicht übertrieben viel Nebenkram für alle, die dieses Ungetüm von einem Spiel nach dem Abspann noch gebührend ausklingen lassen wollen.

Sechs Stunden dauert die Storykampagne etwa, was zunächst wenig klingt, sich aber schnell auf 12 Stunden ausweitet, wenn man sich auch den Betätigungen abseits davon widmet. Vor allem aber zieht sie in jeder einzelnen Minute nochmal alle Register, die von solcherlei Nachklapp erwartet werden darf: ein kolossales Nachbeben der Geschichte des Hauptspiels, das gleichzeitig dezent den Nachfolger vorbereitet (ja, der dürfte hiermit gesicherte Sache sein), spektakuläre Höhepunkte, aber auch sanfte Zwischentöne, die vor allem Aloys Gefühlswelt endlich mal den nötigen Raum zwischen allem Schlachtengetöse zugestehen.

Horizon: Forbidden West - Launch-Trailer zur Erweiterung Burning Shores veröffentlicht

Kommende Woche erscheint das Add-on "Burning Shores" zu Horizon: Forbidden West; der Launch-Trailer stimmt vorab schonmal auf den Release ein.

Neben der bravourös bewältigten Kür fährt der DLC natürlich auch die Pflicht auf, wie sie von dieser Art Erweiterungen erwartet wird: zwei neue Gegner (ein ganz witziger garstiger Frosch und ziemlich nervige Moskitoschwärme), neue Waffen und Fähigkeiten, die es für meinen Geschmack nicht unbedingt gebraucht hätte, und ein neues Flug-Mount, das auch unter Wasser fliegen kann – was aber außer in einer Szene der Story kaum von Belang ist und sich im Trailer spektakulärer gebärdet, als es letztlich ist.

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Weil die Nebenquests recht wenige an der Zahl sind, konnten sich die Entwickler zudem die Muse leisten, sie umfangreicher zu gestalten und enger an die Hauptgeschichte und das Schicksal der darin vorkommenden Protagonisten zu knüpfen. Angenehm auch: Die Sammelobjekte halten sich zahlenmäßig stark in Grenzen und erfahren ihren Sinn nicht nur im reinen Sammeln, sondern sind stets in kleine Miniquests eingebettet. Für die lediglich fünf Dino-Figuren, die es zu finden gilt, müsst ihr etwa die Spielwelt wie in einer Schnitzeljagd nach Hinweisen absuchen, was zur Abwechslung tatsächlich mal sowas wie Spaß bereitet und nicht nur der Befriedigung eines psychologischen Zwangs zur Vervollständigung dient. Vor allem aber die Luftaufnahmen bilden Anlass zu einer schönen Abschiedstour durchs Spiel, weil ihr dabei die traumhaft schöne Spielwelt entspannt aus der Wolkenperspektive bewundern dürft.

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