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Preview - Heavy Rain : Die Rückkehr des interaktiven Films

  • PS3
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Ihr könnt mit praktisch allen Objekten um euch herum interagieren, indem ihr wie in 'Fahrenheit' den rechten Analog-Stick bewegt. So könnt ihr beispielsweise einen Mülltonnendeckel selbst hochheben oder einen Briefkasten öffnen. Auch sonst sind eure Bewegungen gefragt: Die Reporterin steigt durch ein Fenster in das Haus ein, hierfür müsst ihr durch Tastengehämmer eine schwere Tonne vor das Fenster bewegen. Das Fenster drückt ihr mit einer entsprechenden Six-Axis-Bewegung nach oben - die Wii lässt grüßen. Insgesamt wirkt die Steuerung zwar originell, aber sehr gewöhnungsbedürftig und irgendwie unintuitiv. Und das, obwohl sich 'Heavy Rain' an ein breit gefächertes Zielpublikum richtet. Die Idee hinter der Steuerung ist aber, dass man jederzeit die Kontrolle über die Heldin behält, selbst wenn das Spiel in Story-lastige Sequenzen im Stil von Cutscenes schaltet. Tatsächlich bietet schon das gezeigte Level viele Passagen, die wie Zwischensequenzen eines interaktiven Films aussehen. Der Produzent wies dabei immer wieder darauf hin, dass der Spieler die Kontrolle behält - bei genauem Hinsehen schien gerade das aber nicht der Fall zu sein, denn der Spieler musste häufig bloß eine Taste drücken (in welche Richtung soll die Journalistin in brenzliger Situation davoneilen? Wo soll sie sich verstecken? In welchem Moment behält sie das Gleichgewicht, nachdem sie eine Treppenstufe verpasst hat, um nicht hinzufallen?)

Zwei Varianten einer Szene

Die Story ist auf jeden Fall im Stil eines Film Noir an ein erwachsenes Publikum gerichtet: Es geht um einen Origami-Killer, aber auch der Taxifahrer ist kein netter Kerl: Der Perversling hat in einem Zimmer seines Hauses allerlei Frauen ausgestopft und wie Puppen platziert. Dumm nur, dass der Typ genau in dem Moment auftaucht, als die Reporterin dies entdeckt. Es folgt eine Szene, die filmreifer nicht sein könnte und die ganz gut den Gummibandeffekt demonstriert: Per Split-Screen sehen wir, wie sich der Taxifahrer vor den Fernseher setzt, während die Frau langsam über knarzende Dielen schleicht. Schritt für Schritt schleicht sie am Bösewicht vorbei. Zum Glück hat sie vorhin schon geschaut, wo Fluchtmöglichkeiten bestehen. Sollen wir durch das Fenster in der Küche abhauen oder doch lieber das halb kaputte Garagentor verwenden? Schließlich gelingt es der Reporterin zu fliehen.

Dies ist eine Variante, die Szene zu absolvieren. Hätte man im Haus irgendetwas verändert, zum Beispiel eine Flasche zerbrochen, und hätte der Taxifahrer dies gesehen, wäre er nicht vor dem TV-Gerät eingenickt, sondern hätte sofort das Haus durchsucht. Bei einem zweiten Durchgang geht die Heldin zu schnell über die knarzenden Dielen im Obergeschoss und wird prompt vom Mörder verfolgt. Erst versteckt sie sich in einem Schrank, wird aber vom Fiesling entdeckt. Immer wieder geraten die beiden bei der Verfolgung aneinander, es entwickelt sich ein Kampf auf Leben und Tod, wie man es aus Thrillern kennt: Der Bösewicht schlitzt die Matratze eines Betts auf, würgt die Reporterin, welche sich nur durch einen Schlag mit der Lampe auf dem Nachttisch befreien kann. Ein tödlicher Tanz um einen Tisch entsteht. Immer wieder glaubt der Taxifahrer, die Frau in die Enge getrieben zu haben. Wird die Reporterin das nächste Spielzeug des Perversen? Nach allerlei Cutscenes, Quick-Time-Events und kurzen Spielszenen in der Tradition von interaktiven Filmen kann die Reporterin doch noch fliehen. Enttäuscht geht der Taxifahrer zurück in sein Haus, wenige Sekunden später erklingt ein Schuss und das Level ist zu Ende.

Emotionen in den Augen

Keine Frage: 'Heavy Rain' ist ein mehr als filmreifes Adventure voller origineller Ideen. Ich habe nach der Präsentation aber so meine Zweifel, ob die Interaktivität wirklich so stark ist, wie es die Entwickler versprechen. Eine Ansammlung von (gut eingebetteten) minispielartigen Aktionen und Cutscenes kann ja nicht wirklich revolutionär sein. Überdies bleib abzuwarten, wie viele Varianten der Story vorhanden sein werden beuiehungsweise wie dehnbar das Story-Gummiband wirklich ist. Technisch macht das Adventure aber schon jetzt eine hervorragende Figur. Die Umgebung wirkt enorm stimmig und erwachsen, viele animierte Details nimmt man zwar kaum bewusst wahr, sie tragen aber viel zur Atmosphäre bei. Während im gezeigten Level die Außenumgebung noch etwas detailarm wirkte, strotzte das Haus nur so von (teils interaktiven) Detailobjekten.

Vor allem die Emotionen sind es aber, die 'Heavy Rain' grafisch von der Konkurrenz abheben sollen. Allein schon die Augen und deren Animationen sind geradezu fotorealistisch und vermitteln viele Emotionen - die Entwickler arbeiten mit Augen-Motion-Capturing. Auch sonst wirken die Figuren unglaublich realistisch, sehenswert etwa die Animationen oder das von der Haut und Kleidung herablaufende Regenwasser. Ebenfalls schon äußerst stimmig im Stil eines Hollywood-Thrillers erklang die Soundkulisse mit schöner Musik und einer professionellen Sprachausgabe.

Fazit

von David Stöckli
Geniale Revolution oder viel Lärm um nichts? ’Heavy Rain’ könnte in beide Extreme fallen – ich hoffe natürlich, dass Ersteres zutrifft. Das Adventure scheint genau da weiterzumachen, wo ’Fahrenheit’ aufgehört hat. Der Story-Gummibandeffekt klingt spannend, genauso wie die Interaktionen in den filmreifen Sequenzen. Bleibt aber abzuwarten, ob die großen Versprechungen der Entwickler in puncto Freiheiten wirklich zutreffen. Der angenehm erwachsene Thriller scheint auf jeden Fall spannend zu werden, leider müssen wir uns mit der Suche nach dem Origami-Killer voraussichtlich noch bis Herbst 2009 gedulden.

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