Test - Heavenly Sword : Spektakuläre Action à la 'God of War'
- PS3
Allerdings besteht ein Spiel ja nicht nur aus Story und Charakteren – vor allem im Action-Genre nicht. Was hat 'Heavenly Sword' denn noch zu bieten? Im Mittelpunkt stehen die effektreich inszenierten Kämpfe, bei denen Nariko stets einer großen Überzahl an Feinden gegenübersteht. Das hübsche Mädel ist jedoch mit allen Wassern gewaschen und weiß sich zur Wehr zu setzen. Spätestens wenn sie die himmlische Klinge in Händen hält, mutiert sie zur tödlichen Waffe auf zwei Beinen. Mit den Angriffstasten führt ihr Schläge und Kombos aus, wobei Letztere eine wichtige Rolle spielen. Jede erfolgreiche Kombo füllt eine Energieleiste auf. Überschreitet diese eine gewisse Grenze, schaltet ihr neue Extras oder sogar Spezialangriffe frei – kreatives Kämpfen lohnt sich. Darüber hinaus löst ihr auf Knopfdruck einen besonders kräftigen Special Move aus, der ähnlich einer Filmsequenz präsentiert wird – genügend Energie vorausgesetzt. Um noch etwas mehr taktische Tiefe in die Prügelorgie zu bringen, könnt ihr auf Knopfdruck (L1 und R1) zwischen insgesamt drei verschiedenen Kampfhaltungen hin- und herschalten. Im Tempomodus führt ihr eure Standardattacken aus und könnt die Angriffe der Gegner am besten kontern. Beim Reichweitenmodus wirbelt Nariko mit an Ketten festgebundenen Klingen umher, was den Aktionsradius der Waffen erhöht – auf Kosten der Schadenswirkung. Besonders kräftig teilt die Protagonistin im Stärkemodus aus, bewegt sich dann jedoch ziemlich behäbig durch die Gegend.
Das Umschalten der Kampfhaltungen ist eine coole Idee, die jedoch letztendlich zu selten ausgereizt wird. Geschickte Spieler können sicherlich einige besondere Angriffsmanöver austüfteln, doch ihr kommt ebenso gut zurecht, wenn ihr ständig die Standardattacken ausführt – okay, etwas weniger effektiv dann doch. Kombiniert man diesen Kritikpunkt mit den ziemlich stupiden Gegnern, die einzig durch ihre Masse beeindrucken, ergibt sich zwangsläufig ein auf Dauer etwas monotones Gekloppe und Button-Smashing. Selbst die Zwischen- und Endgegner stellen keine besondere Herausforderung dar, sind lediglich besonders zäh. Schade eigentlich, denn so wird einiges an Potenzial verschenkt. Wenn man an die grandiosen Bossfights in 'God of War' denkt, weiß man genau, was man bei 'Heavenly Sword' vermisst. Noch ein Haken: Das Gemetzel ist viel zu schnell vorbei: Geübte Spieler haben gerade mal einen längeren Nachmittag Spaß und schon flimmert das Outro über den Bildschirm – warum nur so kurz?
Hübscher kämpfenUmso ärgerlich, weil im Ansatz einige gute Ideen vorhanden sind. An bestimmten Stellen des Spiels schlüpft ihr beispielsweise in die Rolle von Narikos Schwester Kai und nehmt die Gegner mit ihrer Armbrust aufs Korn. Noch cooler: Ihr nehmt hinter einer dicken Kanone Platz und feuert auf riesige Katapulte der Feindarmee. Auf Wunsch könnt ihr die Kugeln sogar per Bewegungssensor in ihrer Flugbahn beeinflussen – gewöhnungsbedürftig, aber cool umgesetzt. Auch einige kleinere Rätsel funktionieren so, indem ihr etwa geschickt einen geworfenen Gegenstand zu einem Schalter steuern müsst.
So richtig punktet ’Heavenly Sword’ bei der überwiegend genialen Präsentation. Wenn mehrere hundert Soldaten auf dem Schlachtfeld agieren und mittendrin die Heldin ihren virtuosen Klingentanz vollführt, ist das schon ein grandioses Ereignis. Sowohl die geschmeidigen Animationen als auch die Feuer- und Raucheffekte machen einiges her. Allerdings kommt es manchmal zu kurzen Slowdowns und richtig herausragende visuelle Highlights wie beispielsweise in 'God of War' vermisst man ebenfalls. Ständig hat man das Gefühl – und das entspricht wohl auch der Wahrheit –, dass die Entwickler hier erst an der Oberfläche der PS3-Grafikleistung gekratzt haben. Das trifft allerdings nicht auf die Soundkulisse zu, die mit sehr guter deutscher Sprachausgabe und einem mitreißenden Soundtrack aufwartet.
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