Test - Grand Theft Auto V : Jetzt für PS5 & Xbox Series X|S – besser wird's nicht!
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Von GTA V wurden über mehrere Hardware-Generationen hinweg satte 160 Millionen Einheiten verkauft. Somit darf man davon ausgehen, dass fast niemand dieses Spiel verpasst hat. Man hätte versehentlich in einem Atomschutzbunker eingeschlossen sein müssen, um nichts von diesem Mega-Hit gehört zu haben. Dementsprechend bedeutungsschwanger ist die Frage, ob eine Neuauflage für Xbox Series X|S und PlayStation 5 unbedingt nötig war. Nun, nötig vielleicht nicht, aber Anlass zur Beschwerde gibt sie keinesfalls. Und in mancher Hinsicht übertrumpft sie sogar die PC-Version.
Braucht irgendjemand von euch noch eine Zusammenfassung des Spielablaufs?! Falls ja, dann findet ihr sie in unserem Test von Grand Theft Auto V aus dem Jahr 2013. Der beantwortet alle Fragen abseits der Performance, die damals auf der Xbox 360 und PlayStation 3 unter aller Sau war. Den Verkäufen schadete das zwar nicht, aber die Aussicht auf stabile 30 Bilder pro Sekunde war für viele Grund genug, auf die obligatorischen Umsetzungen für PlayStation 4 und Xbox One zu warten.
Spieler mit gutem Gedächtnis erinnern sich bestimmt an die Zankerei einiger Konsolen-Fanboys: Während einige die fehlenden Grashalme auf der Xbox One bemängelten, meckerten andere in den Kommentarspalten über die minimalen und höchst seltenen Bildrateneinbrüche auf der PS4. PC-Gamer feixten wiederum, dass Konsoleros aufgrund ihrer schwachen CPUs Schattenkaskaden von einem Quadratmeter ertragen müssten. Mal ehrlich jetzt, was für ein Kindergarten! Aber das ist lange her ...
GTA V ist inzwischen so alt, dass der aktuellen Konsolengeneration nichts dergleichen droht. Egal ob Verkehrsdichte, Sichtweite oder Texturqualität: Alles entspricht den High-End-Einstellungen der PC-Fassung. Wobei gewisse Details leicht variieren, denn in der Neuauflage stehen drei Grafikmodi zur Verfügung, die dem alten Spiel keine Schande machen. Im Gegenteil, dank voller HDR-Implementierung und auf Raytracing basierenden Schatten legt die neue Version qualitativ sichtbar zu und wirkt sogar etwas kontrastreicher als auf dem PC.
Natürlich darf man nicht zu viel erwarten, denn es geht keineswegs um ein Remaster oder eine anderweitige optische Überarbeitung, wie man sie von einigen PC-Mods kennt. Abseits der neuen Lichtverhältnisse leistet beispielsweise das Raytracing keinen Beitrag. Für Spiegelungen greift Rockstar auf klassische Planar-Reflexionen zurück, was angesichts der hohen Anzahl spiegelnder Oberflächen absolut nachvollziehbar ist.
Die Grafikmodi im Detail
Gehen wir ans Eingemachte: Was leisten die drei Grafikmodi im Detail? Und sieht man im laufenden Spiel überhaupt einen Unterschied? Bevor wir das erörtern sei erwähnt, dass nur die „großen“ Modelle der neuen Konsolen über diese drei Qualitätsabstufungen verfügen. Die „kleine“ Xbox Series S bietet lediglich zwei davon an. Dennoch hat sie eine Überraschung parat: Im Modus „Wiedergabetreue“ gibt die Budget-Konsole nämlich eine 4K-Auflösung aus. Zwar ist die nicht nativ, sondern hochskaliert, aber immerhin.
Die großen Modelle bieten naturgemäß das volle Programm. Grafisch auf Volllast gedreht und mit Raytracing-Schatten garniert, erreichen PlayStation 5 und Xbox Series X native 4K bei felsenfesten 30 Bildern pro Sekunde. Wenn die Bildrate überhaupt mal unter die 30 rutscht, dann vielleicht bei einem Wetterwechsel. Aber solche Ausrutscher sind eine höchst seltene Angelegenheit, die man allein mit Adleraugen bemerkt.
Wenn es angesichts des Alters von GTA V irgendetwas zu beanstanden gibt, dann vielleicht, dass man noch immer eine Pop-in-Grenze für das höchste Detaillevel von Randobjekten erkennt und zudem sieht, wo einzelne Autos im Straßenverkehr eingeblendet werden. Angesichts der Dichte und des Umfangs der Spielfläche fallen solche Kleinigkeiten allerdings in die Kategorie „Beschäftigungstherapie für Haarspalter“.
Die zweite Qualitätseinstellung nennt sich Leistung. Sie strebt 60 Bilder pro Sekunde an und hält sie beinahe durchgehend. Kleinere Einbrüche kommen vor, sind aber sehr selten und rutschen selbst in anspruchsvollen Szenarien auf dem Land nie in merkliche Regionen. Hohe 50er-Werte sind garantiert, allerdings kostet das ein wenig Qualität.
Am auffälligsten ist der Umschwung von den präzise berechneten Raytracing-Schatten hin zu den klassischen Stencil-Schatten mit ausgefransten Rändern und inkonsistenten Grenzen an ihren Quellobjekten. Dazu halbiert sich die Auflösung der Planar-Reflexionen. Viel mehr fällt nicht auf, obwohl die Engine keine native 4K-Auflösung mehr ausgibt. Selbst bei direkten Vergleichen mit dem ersten Grafikmodus lassen sich Unterschiede nur ausmachen, wenn man sehr genau auf filigrane Details am Rand achtet, beispielsweise Stromkabel.
Das lässt vermuten, dass die Basis, von der das Bild hochgerechnet wird, einerseits dynamisch ist und andererseits nur wenig unterhalb der nativen 4K liegt. Aufgrund der erstaunlich effizienten Hochrechnung war es uns jedenfalls nicht möglich, eine Zahl festzumachen. Wir vermuten, dass der Leistungsmodus in Extremsituationen auf eine Grundauflösung von 1440p heruntergeht, aber die Hand würden wir dafür nicht ins Feuer legen. Letzten Endes ist die Bildqualität derart gut, dass man beim Spielen keinen Gedanken daran verschwendet. Nur die Xbox Series S schaltet auf 1080p herunter, was auf einem 4K-Bildschirm nicht unbemerkt bleibt.
Fehlt noch der dritte Grafikmodus. Dieser nennt sich RT-Leistung und verbindet auf der Xbox Series X wie auch auf der PlayStation 5 das Beste der beiden vorher genannten Grafikeinstellungen. Er strebt also 60 Bilder pro Sekunde an und reduziert dafür die interne Auflösung, skaliert aber weiterhin auf 4K hoch. Ähnlich wie im Modus Leistung verlieren sämtliche Grafikeinstellungen leicht an Qualität, aber das Gesamtbild sieht noch immer sehr gut aus.
Nach einigen Stunden Spielzeit hat sich der Modus RT-Leistung als unser Favorit herausgestellt, da die gesamte Beleuchtung stark vom Raytracing profitiert. Abseits kleinerer Einbrüche bleibt auch die Bildrate erstaunlich stabil. Wenn sie überhaupt mal fällt, dann nur geringfügig unter die angepeilten 60 FPS. Xbox-Spieler, die einen Fernseher mit Unterstützung für variable Bildraten haben, werden besagte Einbrüche nicht einmal bemerken. PS5-Zocker können zwar winzige Stotterer sehen, aber auch nur, wenn sie intensiv danach suchen.
Next-Gen-Features
Kommen wir nun zur größten Frage: Lohnt sich der Kauf von GTA V ein weiteres Mal? Das hängt grundsätzlich vom Wert ab, den das Spiel für euch hat. Wollt ihr die Kampagne noch einmal erleben? Habt ihr GTA V jemals so weit gespielt, dass ihr zu den Banküberfällen gekommen seid? Spielt ihr noch immer regelmäßig GTA Online?
Das sind Punkte, die viel mehr Gewicht haben als die grafische Qualitätssteigerung oder die paar neuen Features, die hinzugekommen sind. Da wäre etwa die Steuerung der PS5-Fassung, die zwar die adaptiven Trigger des DualSense-Controllers miteinbezieht, aber nicht mehr als das Nötigste damit veranstaltet. Widerstand beim Autofahren, Schuss-Feedback – das nimmt man mit, aber dafür kauft man das Spiel nicht erneut. Selbiges gilt für das haptische Feedback, das schon in der Intro-Mission demonstriert wird: Minimale Vibrationen lassen euch spüren, dass Wasser aus der Sprinkleranlage kommt und der Motor des Autos läuft.
Wenn überhaupt ein Next-Gen-Feature Eindruck macht, dann sind es die enorm kurzen Ladezeiten, welche die neuen Konsolen dank ihrer SSD-Festplatten ermöglichen. Auf der guten alten PS4 dauerte der Einstieg in ein gespeichertes Spiel mehr als zwei Minuten. Das ist eine Ewigkeit im Vergleich zu den 35 Sekunden, die wir zwischen Konsolenmenü und einem voll geladenen Spielstand auf der PS5 stoppten. Ein brandneuer Einstieg in die Story war sogar in 15 Sekunden erledigt. Bei GTA Online dauerte das Laden eines Spielstands eine Minute und sechs Sekunden, aber auch das ist deutlich schneller als auf den Last-Gen-Systemen.
Online mit neuem Anfang
Überarbeitet wurden auch die Einstiegsmöglichkeiten bei GTA Online. So erhaltet ihr beispielsweise satte vier Millionen GTA$ für das Anlegen eines neuen Charakters. Gleich darauf entscheidet ihr euch für eine von vier Professionen: Führungskraft, Waffenschmuggler, Nachtclubbesitzer oder Biker. Danach kauft ihr euer erstes Domizil, das einen Wohnbereich, einen Waffenschrank, eine Garage oder einen Geldtresor beinhalten kann. Nach dem Aussuchen eines Lagers, eines ersten Autos und einer Handvoll Waffen ist das Startkapital schließlich futsch. Insgesamt beginnt eure Karriere damit unter besseren Bedingungen als im ursprünglichen GTA Online.
Abhängig von der gewählten Spielrichtung unterscheidet sich der Einstieg zwar ein wenig, doch im Vergleich zum Ursprungskonzept wurde er allgemein deutlich verkürzt. Keine zehn Minuten vergehen, bis ihr als Führungskraft euer Fahrzeug gefunden, das Waffenarsenal eingesammelt und die ersten Mitglieder einer rivalisierenden Gang über den Haufen geschossen habt. Danach sucht ihr euer Büro auf, begrüßt euren Assistenten, loggt euch am PC eures Boss-Schreibtischs ein und geht den gewohnten Aufgaben nach.
Solltet ihr schon eine erfolgreiche Gangsterkarriere hinter euch haben, so dürft ihr (wie schon beim letzten Generationswechsel) einen alten Avatar samt Vermögen aus einem bestehenden Spielstand übernehmen. Einzig PC-Spielstände sind davon ausgeschlossen – das könnte mit der hohen Anzahl an Cheats zusammenhängen, die im Laufe der Jahre die Balance auf dem Rechner verzerrt haben.
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