Test - Google Stadia : Test: Preise, Spiele, Technik - Ist das die Spiele-Zukunft?
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Am 19. November ging Google Stadia an den Start. Der Spiele-Service verspricht unbeschwertes Zocken auf fast allen Geräten: Es braucht dafür nur Chrome-Browser und Internetverbindung. In der Theorie klingt das Cloud-Gaming verlockend, aber wie sieht es in der Praxis aus? Wir klären alles rund um Einrichtung, Bedienung, Kosten und Spielgefühl.
Das ist Stadia
Google Stadia ist ein Cloud-Gaming-Service. Sämtliche Spiele werden dabei gestreamt, so dass Installationen und Downloads unnötig sind. Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit, auf zahlreichen Rechnern und Mobilgeräten zu spielen. Aufgrund der Streaming-Technik ist es egal, welche Hardware vorhanden ist. Es braucht nur Chrome-Browser, Smartphone-App oder Chromecast nebst Internetverbindung für das Spielvergnügen. Damit können selbst technisch anspruchsvolle Titel immer und überall gezockt werden. Zugleich soll die Anschaffung teurer Hardware damit überflüssig werden.
Kauf und Abonnement
Der Zugang zu Google Stadia ist mit dem Kauf der Premiere Edition verbunden. Zum Preis von 129 Euro erhaltet ihr ein Chromecast Ultra, einen weißen Stadia-Controller sowie ein dreimonatiges Abonnement von Stadia Pro. Letzteres ist notwendig, um Spiele in 4K und HDR samt 5.1-Sound zu erleben. Das ist bis auf Weiteres aber nur auf Chromecast Ultra möglich (mehr dazu unter „Spielen mit Stadia“). Außerdem erhaltet ihr, ähnlich wie bei PlayStation Plus und Xbox Live Gold, jeden Monat eine gewisse Anzahl kostenloser Spiele. Zum Start sind das Destiny 2: The Collection und Samurai Shodown.
Nach dem Testzeitraum werden für Stadia Pro 9,99 Euro pro Monat fällig. Das Abo verlängert sich nach der Ersteinrichtung automatisch, was ihr jedoch in eurem Google-Konto deaktivieren könnt. Im kommenden Jahr soll mit Stadia Base auch eine kostenlose Variante verfügbar sein. Damit bieten die Spiele maximal eine 1080p-Auflösung, 60 fps und Stereo-Sound. Ein Termin für Stadia Base wurde noch nicht genannt.
Spieleangebot
Die Spiele holt ihr euch im Stadia Store. Abgerechnet wird über eure Kreditkarte, PayPal und ähnliche Services. Unmittelbar nach dem Kauf könnt ihr auf das Spiel zugreifen. Die folgenden 22 Titel sind derzeit verfügbar:
- Assassin‘s Creed Odyssey --- 69,99 Euro
- Attack on Titan 2: Final Battle --- 69,99 Euro
- Destiny 2: The Collection --- in Stadia Pro enthalten
- Farming Simulator 2019 --- 39,99 Euro
- Final Fantasy 15 --- 39,99 Euro
- Football Manager 2020 --- 54,99 Euro
- GRID (2019) --- 69,99 Euro
- Gylt --- 29,99 Euro
- Just Dance 2020 --- 49,99 Euro
- Kine --- 19,99 Euro
- Metro Exodus --- 39,99 Euro
- Mortal Kombat 11 --- 69,99 Euro
- NBA 2K20 --- 49,99 Euro
- RAGE 2 --- 59,99 Euro
- Red Dead Redemption 2 --- 59,99 Euro
- Rise of the Tomb Raider --- 29,99 Euro
- Samurai Shodown (2019) --- in Stadia Pro enthalten
- Shadow of the Tomb Raider - Definitive Edition --- 59,99 Euro
- Thumper --- 19,99 Euro
- Tomb Raider: Definitive Edition --- 19,99 Euro
- Trials Rising --- 24,99 Euro
- Wolfenstein: Youngblood --- 29,99 Euro
Neben den aufgelisteten Standardversionen könnt ihr mitunter auch teurere Special Editions kaufen, beispielsweise von NBA 2K20 oder Red Dead Redemption 2. Das Pro-Abo räumt euch bei einigen Titeln einen Rabatt ein. Dennoch fallen die Preise deutlich zu hoch aus. Fast alle Titel sind mehrere Monate oder Jahre alt und auf anderen Plattformen entweder günstiger oder gar kostenlos zu haben, zum Beispiel über den Xbox Game Pass.
Kündigt ihr euer Abonnement, verliert ihr den Zugriff auf die darüber freigeschalteten Spiele. Erneuert ihr die Mitgliedschaft zu einem späteren Zeitpunkt, könnt ihr diese Spiele und Speicherstände wieder nutzen. Sämtliche gekauften Spiele, egal ob mit Rabatt oder ohne, dürft ihr auch ohne Pro-Abo zocken.
Destiny 2 macht übrigens Gebrauch von der Cross-Save-Funktion, somit könnt ihr euren Hüter aus der PS4-, Xbox-One- oder PC-Version übernehmen.
Stadia-Controller & Features
Der Stadia-Controller ist Teil des Premiere-Pakets, einzeln kostet er 69 Euro. Bei unserem Testmodell rappelt und klappert nichts, dazu besitzen alle Tasten einen klaren Druckpunkt. Genauso gefallen die nach innen gewölbten Sticks mit einem guten Verhältnis zwischen Bewegungsradius und Präzision. Die nach oben ausgerichteten Trigger hingegen erscheinen uns etwas wackelig und leichtgängig.
Größter Kritikpunkt an unserem blauen Modell ist die kratzeranfällige Oberfläche. Insbesondere die mitgelieferte, straff sitzende Smartphone-Halterung hinterließ gleich nach dem ersten Anbringen und Abziehen ihre Spuren auf dem Gehäuse. Apropos Anschluss: Am Controller findet sich ein Klinkenausgang für Kopfhörer.
Das Pad verfügt über einen Home-Button, mit dem ihr ein Menü gelangt, das rudimentäre Einstellungen für Spiellautstärke sowie Chat bietet und euch über die aktuelle Verbindungsqualität informiert. Des Weiteren existiert eine Taste für den Google Assistant, der aber noch nicht unterstützt wird.Außerdem gibt es einen Share-Button, der ähnlich funktioniert wie am PS4-Pad: Ein kurzer Druck macht einen Screenshot, ein längerer sichert ein 1080p-Video der letzten 30 Sekunden. Pro-Abonnenten speichern derzeit 500 Clips und unbegrenzt viele Screenshots. Die Inhalte könnt ihr über die Stadia App abrufen, mehr aber auch nicht: Das Exportieren oder Hochladen ist bislang nicht möglich.
Ihr könnt natürlich auch bei Stadia eine Freundesliste anlegen und in einer Party chatten. Letzteres klappt derzeit aber nur via Chromecast und PC. Mobilgeräte erhalten die Funktion mit einem künftigen Update. Der Textchat ist noch gar nicht möglich und wird ebenfalls nachgeliefert. Gleiches gilt für die Integration von YouTube, auf die man ebenfalls bis Anfang 2020 warten muss.
Plattformen
Chrome-Browser
Loggt euch bei Chrome mit eurem Google-Konto ein und geht auf stadia.google.com. Auf der Startseite findet ihr die gekauften Spiele und könnt sofort loslegen. Unterstützt werden Maus und Tastatur sowie verschiedene Controller via USB-Verbindung. Einzige Voraussetzung: Euer Betriebssystem muss mindestens Windows 7 oder macOS 10.9 sein. Bislang werden über den Browser keine 4K-Auflösung, kein HDR und kein 5.1-Sound übertragen.
Stadia App
Die Stadia App ist für viele iOS- und Android-Geräte verfügbar. Tatsächlich spielen könnt ihr derzeit aber nur auf den folgenden Google-Smartphones: Pixel 4, Pixel 3 (3a, 3a XL, 3, 3 XL) und Pixel 2. Dafür wird ein HID-konformer Controller benötigt, der per Kabel oder Bluetooth verbunden wird. Das Stadia-Pad funktioniert aktuell nur mit einer Kabelverbindung. Auf den Smartphones und Tablets anderer Hersteller sind derzeit lediglich der Kauf von Spielen sowie einige Kontoeinstellungen möglich. Eine entsprechende Unterstützung für das Gaming soll im kommenden Jahr folgen, genau wie die Bluetooth-Unterstützung des Stadia-Controllers.
Chromecast Ultra
Vorerst könnt ihr Stadia nur auf dem Modell Chromecast Ultra nutzen. Ebenfalls nur hier ist die Kombination aus 4K, HDR und 5.1-Sound möglich. Ebenfalls ermöglicht aktuell ausschließlich Chromecast Ultra die kabellose Nutzung des Stadia-Controllers. Über den HDMI-Anschluss verbindet ihr das Gerät mit eurem Monitor oder Fernseher. Die Einrichtung einer Internetverbindung erfolgt über die App Google Home. Der Stadia-Controller muss sich im gleichen Netzwerk befinden, da er zum Spielen eine direkte Verbindung mit den Google-Servern benötigt. Dafür und zur Verwaltung eures Kontos nebst Spielen benötigt ihr die Stadia App. Das alles geriet etwas umständlich – sinnvoller wäre es gewesen, alle relevanten Funktionen in einer App zu bündeln.
Einige Probleme taten sich auf, als wir von der redaktionellen auf die heimische Verbindung umstellen wollten. Denn Chromecast Ultra wählt sich immer nur in das zuvor gespeicherte Netzwerk ein. Das Anlegen mehrerer Profile, um das Gerät beispielsweise bei Freundin oder Freund direkt nutzen zu können, ist nicht möglich. Möchte man das Teil in einem anderen Netzwerk verwenden, müssen alle Einstellungen neu vorgenommen werden. Im Betrieb funktioniert Stadia auf dem Chromecast Ultra aber gut und simpel. Dank eines LAN-Ports am Netzstecker könnt ihr auch über eine Kabelverbindung ins Internet gehen.
Der Spielstand wird in der Cloud gespeichert, somit könnt ihr jederzeit genau dort weiterspielen, wo ihr aufgehört habt. Allerdings könnt ihr nur auf einer Plattform zugleich aktiv sein: Wechselt ihr beispielsweise mitten im Spiel vom Browser auf das Smartphone, wird eure Session am PC beendet.
Internetverbindung
Das Spielerlebnis mit Stadia hängt maßgeblich von eurer Internetverbindung ab. Google nennt folgende Mindestvoraussetzungen für das Streaming der Spiele:
Minimum:
10 Mbit/s: 720p, 60 fps, Stereo-Sound
Empfohlen:
ab 20 Mbit/s: 1080p, 60 fps, 5.1-Sound
Optimal:
ab 35 Mbit/s: 4K, HDR, 60 fps, 5.1-Sound
Über die Stadia App für iOS und Android lässt sich passend dazu unter dem Menüpunkt „Datennutzung und Leistung“ zwischen drei verschiedenen Grafikeinstellungen wählen:
Eingeschränkte Datennutzung:
Die Datennutzung beschränkt sich auf 4,5 GB/Std. bei einer 720p-Auflösung.
Ausgeglichen:
Die Grafikauflösung wird anhand der vorhandenen Internetgeschwindigkeit festgelegt.
Beste Qualität (nur mit Stadia Pro):
Dabei sind 4K, HDR, 60 fps und 5.1-Sound möglich. Die Datennutzung kann bis zu 20 GB/Std. betragen.
Spielerlebnis
Wir probierten Stadia sowohl in der Redaktion als auch Zuhause aus, und das mit unterschiedlich guten Verbindungen. Daheim stand eine 50-Mbit-Leitung über WLAN zur Verfügung. 4K-Auflösung war möglich und sorgte bei Red Dead Redemption 2, Destiny 2 und Shadow of the Tomb Raider für ein knackiges Bild. Dazu kamen HDR und Surround-Sound. Ganz konstant verlief es jedoch nicht: Zwischenzeitlich gab es immer mal kurze Einbrüche bei Auflösung und Bildrate, dazu gesellten sich kleine Lags bei der Steuerung.
In der Redaktion nutzten wir zunächst ein langsames WLAN mit gerade mal 10 Mbit: Die Spiele starteten entweder gar nicht oder brachen schnell wieder ab, weil die Verbindung nicht ausreichte. Laut Google sollte zumindest eine 720p-Auflösung über den Schirm flimmern. Über die 1000-Mbit-Leitung hatten wir dann sowohl im WLAN als auch LAN ein sehr sauberes Spielerlebnis. Aber erneut blieben regelmäßige, kurze Aussetzer nicht aus.
Gespielt wurden Red Dead Redemption 2, Destiny 2, Shadow of the Tomb Raider, Mortal Kombat 11, Samurai Shodown, Kine sowie der Stadia-Exklusivtitel Gylt. Ein gesonderter Test zu diesem gruseligen Action-Adventure folgt nächste Woche. Das Fazit fällt für alle Spiele ähnlich aus: Bei einer starken Verbindung fühlten und sahen wir meist kaum einen Unterschied zur jeweiligen PC- oder Konsolenversion. Sämtliche Eingaben wurden mit einer sehr geringen Verzögerung umgesetzt, die höchstens absolute Hardcore-Gamer stören könnte.
Selbst auf kleinen Displays wie einem Smartphone (wir testeten mit dem Pixel 3a XL) und Laptop bot Stadia ein überzeugendes Spielerlebnis. Mobiles Zocken über LTE ist allerdings nicht möglich. Angesichts des relativ hohen Verbrauchs ist das verständlich, andernfalls wäre bei vielen Nutzern das monatlich verfügbare Datenvolumen innerhalb kürzester Zeit aufgebraucht.
Insgesamt haben wir den Eindruck, dass die von Google genannten Mindestanforderungen an die Internetverbindung etwas zu niedrig angesetzt sind. Unter 20 Mbit ist mit häufigen und starken Beeinträchtigungen zu rechnen. Möchtet ihr dagegen die maximale Auflösung und ein weitgehend störungsfreies Zocken, braucht es unserer Ansicht nach mindestens 50 Mbit. Reißt die Verbindung einmal ab, wird der Fortschritt ein paar Minuten lang gespeichert – sobald ihr wieder online seid, geht es an dieser Stelle weiter.
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