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Special - Gamehotel – Interview : Die Produzentin spricht über Gamehotel

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    Tina Cassani und Bruno Beusch sind Gamehotel. Die kultige Videospiel-Event-Reihe findet auch in diesem Jahr mit einem spannenden Programm statt. Grund genug, ein sehr ausführliches sowie interessantes Interview mit Tina Cassani über Gamehotel und die Videospielbranche zu führen.

    Tina Cassani ist Executive Producer der internationalen Eventreihe Gamehotel, die sie seit 2003 zusammen mit Bruno Beusch leitet, und Creative Director der in Paris gegründeten Agentur TNC Network, die auf interaktive Unterhaltung und neue Kommunikationstechnologien spezialisiert ist.

    Gameswelt: Hallo Tina! Erzähl doch bitte zunächst unseren Lesern, wie das Gamehotel-Projekt vor Jahren überhaupt entstanden ist.

    Tina Cassani: Wir haben die Gamehotel-Event-Reihe vor fünf Jahren in Paris mit dem Ziel gestartet, kontinuierlich ein breites Publikum an das Thema Games heranzuführen. In einem Event, das Games als gelebtes Medium zelebriert. Und das die Macher von Videospielen, die "Spielbergs, Scorseses und Tarantinos der virtuellen Welten", ins Zentrum stellt. Weltklasse-Gamedesigner wie Will Wright, Cevat Yerli, Peter Molyneux oder Keiichi Yano live zu erleben, ist eine einmalige Gelegenheit, die im Rahmen von öffentlichen Veranstaltungen so nur Gamehotel bietet.

    „Schaut her, welche Energie da am Werk ist, um dem Spieler ein paar Stunden Spielvergnügen, Herausforderung, Abwechslung oder ... aktive Mitgestaltung zu bieten."

    GW: Wie sieht deine Videospielerbiographie aus? Wann und auf welchen Games-Plattformen hast du begonnen zu spielen, wann bist du mit der Branche selbst in Kontakt gekommen und welches war, rückblickend betrachtet, das Videospiel, das dich als Games-Profi wohl am meisten geprägt hat?

    TC: Ich bin seit über 15 Jahren in der Branche. Zu den absolut prägendsten Game-Erlebnissen in meiner Karriere gehören private Game-Sessions mit befreundeten Game-Designern. Wir treffen uns meist am Rande der großen Branchen-Events in Tokio, Los Angeles oder San Francisco, bei Entwickler-Barbecues im Freundeskreis oder spätabends im Hotelzimmer, wo wir ihre aktuellen Prototypen anspielen und über ihre neuesten Spielkonzepte diskutieren. So kann ich die Entwicklung eines Games von der ersten Ideenskizze über den Prototypen bis zum fertigen Titel über Jahre mitverfolgen. Da wird mir immer wieder vor Augen geführt, wie viel Leidenschaft in einem Spiel steckt. Genau das wollen wir mit Gamehotel kommunizieren: Schaut her, welche Energie da am Werk ist, um dem Spieler ein paar Stunden Spielvergnügen, Herausforderung, Abwechslung oder immer mehr auch aktive Mitgestaltung zu bieten.

    GW: Wenn du die Gamehotel-Veranstaltungen bis zur Show 2007 vergleichst: Inwiefern hat sich die Event-Reihe verändert? Ist die Ausrichtung heutzutage eine andere als zuvor?

    TC: Das Event verändert sich natürlich mit der Zeit, genauso wie die Game-Industrie und das Publikum auch. Das ist auch richtig so. Wir bauen es kontinuierlich aus und setzen je nach Austragungsort andere Schwerpunkte. Das Publikum in Paris hat andere Vorlieben als jenes in San Francisco, in Zürich oder in Köln, wo wir nächstes Jahr eine zusätzliche Ausgabe starten werden. Ziel und Ausrichtung von Gamehotel sind allerdings die gleichen geblieben: Games, ihre Stars und Trends einem breiten Publikum zu präsentieren.

    „Ich bin stolz auf den einmaligen Mix von Stars und Rising Stars."

    GW: Welches war der ungewöhnlichste Gast in einer Gamehotel-Show und auf welchen Gast bist du besonders stolz?

    TC: Ich bin stolz auf den einmaligen Mix von Stars und Rising Stars. Im Gamehotel stehen die heutigen Branchengrößen wie Peter Molyneux, Jade Raymond oder Tetsuya Mizuguchi neben den Stars von morgen. Mark Healey, der Macher von LittleBigPlanet, oder Alex Rigopulos, der Erfinder von Guitar Hero und Rock Band, hatten ihre ersten öffentlichen Auftritte in Europa im Gamehotel, als sie erst Szenekennern bekannt waren. Der ungewöhnlichste Gast bisher war sicher Keita Takahashi, der Designer von Katamari Damacy. Als er die Bühne betrat, begann das Pariser Publikum zu jubeln und im Chor den Titel-Song von Katamari Damacy zu singen. Keita ist eher scheu und bei einem solchen Empfang wurde ihm wohl etwas zu heiß. Er fragte deshalb höflich, ob es okay sei, wenn er seine Schuhe und Socken ausziehen würde. Dafür erntete er natürlich erneut Begeisterungsstürme im Publikum. Er kam so auf Touren, dass er nach der Show bis um sieben Uhr morgens in einem der großen Pariser Clubs abtanzte. Ich musste ihn zuerst überreden, überhaupt mitzukommen, aber am Ende war er fast nicht mehr rauszubringen (lacht).

    GW: Gamehotel versucht ja, Videospiele als Teil der (Pop-)Kultur zu vermitteln. Tragt ihr damit nicht Wasser in den Rhein in dem Sinne, als das den Besuchern der Gamehotel-Shows ohnehin klar ist. Oder hat die "Aufklärungsarbeit" des Gamehotels in der Öffentlichkeit schon Früchte getragen?

    TC: Die Wirkung von Gamehotel reicht weit über die Show hinaus! Durch seine Präsenz in den Medien und seine internationale Ausstrahlung hat Gamehotel bei vielen Entscheidungsträgern und Meinungsführern zu einem Umdenken beigetragen. Die Signalwirkung eines Game-Festivals, das Video- und Computerspiele selbstbewusst auf der Ebene von Kulturgütern wie Film oder Musik positioniert, ist kaum zu überschätzen. Gamehotel betreibt nicht nur im Rahmen der Events Bewusstseinsbildung und Agenda-Setting für das Medium Games, sondern auch in Seminaren, im Gamehotel Think Tank, in Publikationen und Vorträgen. Auch in den kommenden Jahren wird Gamehotel als Frühwarnsystem, Impulsgeber und energiegeladener Eisbrecher Games auf ihrem Weg zum Massenphänomen begleiten.

    „Das ist wie im Kino. Da sitzen auch Hardcore-Fans, die sich einen Film zehn Mal anschauen, neben Gelegenheitskinogängern, die eher per Zufall im Kino gelandet sind."

    GW: Das Gamehotel-Konzept scheint sich ja vor allem an Videospielfeinschmecker und Hardcore-Freaks zu richten. Gleichzeitig scheint zurzeit in der Branche ein massiver Publikumswechsel weg von den Videospielexperten hin zu den Casual Gamern stattzufinden. Richtet sich Gamehotel an eine aussterbende Gruppe von Spielern?

    TC: Gamehotel richtet sich an die immer größer werdende Zahl von Menschen, die sich für Spiele interessieren. Das Programm bietet jenen, die in einem Titel 60 Stunden Spieltiefe und Spannung suchen, genauso etwas wie jenen, die den kurzen Kick suchen. Das ist wie im Kino. Da sitzen auch Hardcore-Fans, die sich einen Film zehn Mal anschauen, neben Gelegenheitskinogängern, die eher per Zufall im Kino gelandet sind. Selbstverständlich gibt es Core-Gamer und Casual Gamer mit ihren jeweils eigenen Vorlieben und unterschiedlichen Interessen beim Spielen. Aber dazwischen gibt es auch eine Menge Abstufungen, vom "Core-Casual-Gamer" bis zum "Nur-noch-Gelegenheits-Hardcore-Gamer". Das fordert die Spieleindustrie zu immer neuen Entwicklungen heraus. Nur so haben wir ein lebendiges, vielfältiges Ökosystem "Games". Bei Gamehotel hatten Casual Games von Anfang an genauso viel Platz wie umfangreich und aufwändig produzierte Titel. Abgrenzungen machen keinen Sinn. In der ganzen Bandbreite des Angebots und in der Qualität von Titeln liegt die Zukunft des Mediums!

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