Preview - Frostpunk : Die Kälte, sie ist nun ein Teil von mir
- PC
Nach This War of Mine kommt von den Experten der Beklemmung, den 11 bit studios, mit Frostpunk eine Aufbausimulation der anderen Art. Nicht nur macht euch die klirrende Kälte der postapokalyptischen Steampunk-Welt zu schaffen, ihr müsst euch auch noch entscheiden, wie ihr eure Gesellschaft formt, und das anhand recht drastischer Maßnahmen umsetzen. Der Zweck zu überleben heiligt in Frostpunk nämlich so ziemlich alle Mittel. Wir haben den Boiler angeworfen, die Maus in die Hand genommen und uns eiskalt überraschen lassen.
Dank der eben erst überstandenen Kältewelle im Februar kann ich mir nun gut vorstellen, wie sich der Kältetod anfühlen muss. Temperaturen von -15 Grad dürften bei den Briten aus Frostpunk vermutlich jedoch wie ein lauer Frühlingstag wirken. In der Aufbausimulation der This-War-of-Mine-Macher hat eine zu Beginn des Spiels unbekannte Katastrophe die Menschheit heimgesucht und die Welt in eine Eiszeit getaucht. Mitten in einem Krater nahe London rotten sich einige Überlebende zusammen, die in mir einen Anführer sehen, der ihnen eine Perspektive aufs Überleben gibt.
Wärme ist Leben
Mitten in der Eishölle hält zunächst nur eines meine Gefolgschaft am Leben: Wärme. Die spendet ein Heizturm in der Mitte des besagten Kraters. Er verströmt in einem gleichmäßigen Radius Hitze, ohne die meine Mitüberlebenden krank werden und im schlimmsten Fall sterben. Folglich bin ich in Frostpunk immer daran gebunden, meine Gebäude in der Nähe der Wärmequelle zu bauen, was meine Möglichkeiten zunächst einschränkt. Später lässt sich der Heizturm aufrüsten, damit ich das Camp ausweiten kann, aber dafür muss ich Männer und Frauen durch den Tiefschnee auf Materialsuche schicken. Ohne Holz, Eisen & Co. läuft in keinem Aufbauspiel etwas.
Doch Kälte und Anstrengung laugen die Bevölkerung schnell aus – schneller, als ich die Bedürfnisse der Überlebenden stillen kann. Ohne Materialien keine neuen Baracken, keine Forschung und keine Möglichkeit, über den Tellerrand meines Kraters hinwegsehen zu können. Da ich zum Anführer auserkoren wurde, liegt es an mir, Entscheidungen zu treffen. Manche davon fallen mir nicht leicht. Aber um schnell die Nahrungsmittelproduktion in Gang bringen zu können, müssen einige in den sauren Apfel beißen. Frostpunk dreht sich nämlich in besonderem Maße darum, durch schwerwiegende Entscheidungen eine Zivilisation zu formen, die euch entweder aus Hochachtung oder aus Furcht folgt. Das erinnert stark an Black & White, und das im positiven Sinn.
Ich bin das Gesetz
Es läuft so: Entweder stehen mir genügend Arbeiter und Ingenieure für eine Aufgabe zur Verfügung oder ich muss sie zu 24-Stunden-Schichten verdonnern. Das hemmt zwar die Zufriedenheit der Bevölkerung, steigert aber im Gegenzug ihre Hoffnung auf Überleben. Und die ist in Frostpunk essenziell, denn nur wenn Hoffnung besteht, spielen meine Kameraden oder Untertanen noch mit. Hilft selbst das nicht, kann ich im Buch der Gesetze einen Erlass festlegen, der sogar Kinderarbeit ermöglicht. Ein erschreckendes Szenario, doch 11 bit studios geben an, sich für ihre Steampunk-Apokalypse an einer Gesellschaft orientiert zu haben, wie sie zur Zeit der industriellen Revolution herrschte.
Frostpunk macht mir sehr schnell klar, dass jede meiner Entscheidungen echte Konsequenzen hat. Scheue ich unangenehme Maßnahmen, ist das Überleben der nächsten frostigen Tage mit -40 Grad Celsius womöglich nicht gesichert. Übertreibe ich es mit harschen Anordnungen, lehnt sich das Volk vermutlich gegen mich auf. Laut 11 bit soll Frostpunk dazu motivieren, zu scheitern und aus Fehlern zu lernen.
Schon nach der kurzen Anspielzeit kann ich mir das gut vorstellen. Investiere ich mehr Ressourcen in den Ausbau meiner Bevölkerung oder verfolge ich die Geschichte durch Erforschung und riskiere es, die Bedürfnisse der Menschen zu vernachlässigen? Im schlimmsten Fall kann ich mich zum Führer mit Propagandainstrumenten wie Fake-News aufspielen.
Trotz Schnee: klare Sicht!
Obwohl ich die finale Version von Frostpunk noch nicht zu Gesicht bekam, konnte sich das Spiel auch bezüglich der Grafik bereits sehen lassen. Kein Wunder, die empfohlenen Systemanforderungen verlangen eurem Rechner recht viel ab. Ein Intel i7, 16 GB RAM und eine GeForce 1060 sollten es schon sein, damit euch der Schnee nicht die Sicht nimmt. An Details und Animationen spart Frostpunk jedenfalls nicht, was maßgeblich zur Stimmung beiträgt.
Für eine Aufbausimulation ist das Interface im Übrigen angenehm aufgeräumt und schnell zugänglich, ohne Fans von Mikromanagement zu verprellen. Jede kleine Information ist nur wenige Klicks entfernt. Da habe ich schon Überfordernderes gesehen. Auch an diverse Forschungsbäume führt Frostpunk langsam genug heran.
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