Test - Football Manager 2020 : Mit Brexit, aber ohne #DieMannschaft
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Im Genre der Fußballsimulationen herrscht seit Menschengedenken der Zweikampf zwischen FIFA und (eFootball) PES. Beim Fußballmanager regiert Sports Interactive seit vielen Jahren im Alleingang. EA Sports stampfte seinen Trainermanager Ende 2013 ein. Mit der Bundesliga erneut im Gepäck kommen heimische Rasenschachtaktiker trotzdem auf ihre Kosten. Die Veränderungen zur letztjährigen Version fallen nur punktuell auf, trotzdem ist Football Manager 2020 erneut eine beeindruckende Simulation.
Auf den ersten Blick ist beim Football Manager 2020 vieles beim Alten geblieben. Als Trainer eines Fußballvereins klickt ihr euch durch zahlreiche schmucklose Menüs, die in den meisten Fällen aus dem Vorgänger übernommen wurden. Wer also schon mit der Vorjahresversion Erfahrungen gesammelt hat, findet sich sofort zurecht. Neueinsteiger werden sich wahrscheinlich erstmal fragen, ob sie nicht aus Versehen ein Tabellenkalkulationsprogramm geöffnet haben. Ein solides Tutorial erklärt euch allerdings alle nötigen Funktionen.
Ja, der Football Manager ist auch in diesem Jahr alles andere als eine augenschmeichelnde Erfahrung. Zwar wurde die Match Engine überarbeitet und die Spieler auf dem Feld erfuhren ein kleines Facelifting, trotzdem wirkt die Optik nach wie vor rettungslos altbacken. Das Verrückte daran ist aber, dass das überhaupt keine Rolle spielt: Einzig die inneren Werte zählen. Und damit kann der Football Manager 2020 erneut überzeugen.
Mit Blick in die Zukunft
Heuert ihr bei einer Mannschaft an, setzt der Vorstand wie in den Jahren zuvor Ziele, die ihr erfüllen müsst. Dieses Jahr wurde dieser Aspekt erweitert: Neben der Vereinsphilosophie besitzt jeder Klub einen 5-Jahresplan mit fortlaufenden Zielen, die für den Vorstand wichtig sind. Bei kleineren Vereinen reicht es, wenn ihr junge Spieler mit der Zeit gewinnbringend verkauft und den geforderten Tabellenplatz erreicht.
Nehmt ihr allerdings beim FC Bayern München auf der Trainerbank Platz, dann müsst ihr unter anderem ballbesitzorientierten Fußball spielen, den eigenen Nachwuchs fördern, Spieler von der nationalen Konkurrenz verpflichten, die Bundesliga gewinnen, den DFB-Pokal einsacken und im Champions Cup mindestens das Halbfinale erreichen. Klingt nach Vorstufe zum Burnout.
Die erweiterten Vereinsziele mit der Kultur und dem 5-Jahresplan helfen auf jeden Fall dabei, den verschiedenen Klubs eine ausgeprägtere individuelle Identität zu verleihen, was dazu führt, dass ihr je nach Trainerstuhl euren Spielstil anpassen müsst. So richtig zum Tragen kommen diese Features aber erst dann, wenn ihr über mehrere Saisons bei ein und derselben Mannschaft verbleibt.
Im neuen Leistungszentrum bekommt ihr eine gebündelte Übersicht über potenzielle Nachwuchstalente aus den Jugendmannschaften und ausgeliehenen Spielern. Eine immense Hilfe: ihr könnt Leihberichte einfordern und Einschätzungen von euren Mitarbeitern einholen, um herauszufiltern, welche Eigengewächse am stärksten gefördert werden sollten. Grundsätzlich wirken die Menüs etwas aufgeräumter, auch wenn sich an der grundsätzlichen Struktur kaum etwas getan hat.
Mächtige Fußballvielfalt mit neuen Features
Den größte Reiz des Football Managers bilden in diesem Jahr erneut die Vielfalt und der Detailreichtum, mit der die Simulation aus dem Hause Sports Interactive eure Fußballtrainerkarriere beeinflusst. Ihr könnt direkt bei eurem Wunschverein starten oder arbeitslos ein paar Wochen erstmal Bewerbungsgespräche führen. Ihr dürft sogar David Beckhams neuen Klub Inter Miami übernehmen, der erst in der kommenden MLS-Saison als Expansion-Team an den Start geht. In dem Fall müsst ihr im ersten Jahr zunächst eine Mannschaft sowie euren Mitarbeiterstab zusammenstellen und Testspiele absolvieren.
Die unterschiedlichen Szenarien, für die ihr euch zum Start eines Spielstandes entscheiden könnt, sind enorm. Dazu kommen wieder einmal verschiedene Brexit-Szenarien, die vor zusätzliche Herausforderungen stellen. Etwas ärgerlich ist für einige Spieler möglicherweise die Tatsache, dass Juventus Turin in diesem Jahr (wie bei FIFA 20) unter einem anderen Namen im Spiel zu finden ist. Aufgrund der Tatsache, dass sich Konami die Exklusivrechte für die Verwendung der alten Dame gesichert hat, hört Cristiano Ronaldos aktuelle Mannschaft auf den Namen Zebre.
Auch wenn Football Manager 2020 wieder mit einer Vielzahl verschiedener Lizenzen (Bundesliga, 2. Bundesliga und neu: die 3. Liga) und einer beeindruckenden Spielerdatenbank veröffentlicht wird, taucht die Premier League beispielsweise weiterhin unter falschem Namen auf. Die deutsche Nationalmannschaft besteht aus Fantasiespielern und diverse Wettbewerbe hören auf einen anderen Namen. Die europäische Königsklasse zum Beispiel heißt im Spiel Champions Cup. Das mag den Fußballpuristen ein Dorn im Auge sein.
Momentan gibt es zudem noch ein paar ärgerliche Bugs, die den Spielspaß schmälern. In der Match Engine kommt es bisweilen zu absurdem Verhalten in 1:1-Situationen, und unbekannten Spielern aus kleineren Vereinen werden unüblich schwache mentale und versteckte Attribute zugewürfelt. Die Entwickler werkeln jedoch bereits an einem Update, um die Probleme zu beheben.
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