Test - Football Manager 2019 : Endlich wieder Fußballtrainer sein!
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König Fußball regiert in Deutschland quasi seit Menschengedenken. Wer sich in den letzten Jahren jedoch selbst als virtueller Trainer versuchen wollte, musste sich mit den abgespeckten Spielmodi von FIFA oder Pro Evolution Soccer begnügen. Dabei gab es eine Zeit, in der Managerspiele wie Anstoß und Bundesliga Manager Professional in Deutschland Hochkonjunktur hatten. Nun ist es wieder so weit: Mit dem Football Manager 2019 kehrt das Genre nach langer Abstinenz nach Deutschland zurück und hat sogar die Lizenz der ersten und zweiten Bundesliga im Gepäck!
Eines fällt von Beginn an auf: Im Football Manager 2019 übernehmt ihr wirklich ″nur″ die Aufgaben des Managers eures Vereins. Ihr kümmert euch also um die Belange eurer Spieler und versucht den Vorstand glücklich zu machen, indem ihr die gesetzten Vorgaben erfüllt und Erfolge feiert. Ihr baut also keine Fußballstadien, bestimmt nicht die Ticket- oder Merchandise-Preise und euer Privatleben spielt ebenfalls so gut wie keine Rolle.
Ans Taktikbrett
Die Stärken des Football Managers liegen seit jeher woanders: Sports Interactive lässt besonders bei der Vielfalt an Taktiken eindrucksvoll die Muskeln spielen. Da kommen gerade Einsteiger ins Straucheln. Zwar versucht ein neu gezimmertes Tutorial Ratlosen unter die Arme zu greifen, doch selbst mit allen Hilfestellungen werdet ihr euch in den ersten Stunden zunächst planlos durch die unzähligen Optionen und Möglichkeiten klicken.
Das Schöne ist, dass ihr euch jeden Aspekt eurer Arbeit von Mitarbeitern abnehmen lassen könnt. Und wenn ihr keine Lust habt, eine komplett neue Spielweise aus dem Boden zu stampfen, oder euch das über den Kopf wächst, dann bietet euch der Football Manager 2019 viele gängige Taktiken aus dem klassischen und modernen Fußball als Vorlage an. Die Unterteilung in Ballbesitz, Umschaltspiel und gegnerischer Ballbesitz macht klar, welche Anweisungen in welchen Momenten des Spiels zum Einsatz kommen. Doch Vorsicht: Ob eure Anweisungen tatsächlich in die Tat umgesetzt werden, hängt von diversen Faktoren ab. Außerdem hat jeder Spieler seinen eigenen Kopf.
Wer sich jedoch richtig in die Materie reinknien möchte, wird mit einer Spieltiefe konfrontiert, die ihresgleichen sucht. Vom Pressingverhalten bis hin zur Höhe der defensiven Linie dürft ihr jeden Aspekt individuell festlegen. Welche Rollen sollen eure Spieler auf dem Rasen ausfüllen? Setzt ihr auf der Sechs lieber auf den defensiven Spielmacher oder auf jemanden, der mit nach hinten arbeitet. Dadurch, dass all eure Spieler über eigene Stärken, Schwächen und Vorlieben verfügen, ist die Tüftelei nach der perfekten Aufstellung zwar nicht immer einfach, aber umso befriedigender, wenn euer Plan aufgeht.
Der Messi von morgen
Die zweite große Stärke des Football Managers 2019 und gleichzeitig das große Aushängeschild ist die umfassende Datenbank. Das Scouting-Netzwerk von Sports Interactive wird nicht umsonst von realen Fußballmannschaften zurate gezogen, wenn es um die Entdeckung von jungen Talenten oder die Verpflichtung von Spielern geht. Gerade wenn ihr bei kleineren Teams anheuert, ist es eine ungemeine Freude, heranwachsende Rohdiamanten zu finden, unter Vertrag zu nehmen und zu fördern.
Dabei kommt das neue Trainingssystem zum Tragen: Früher habt ihr lediglich aus einer Handvoll Routinen das Training für den Tag bestimmt und das war's. In diesem Jahr ist jeder Tag in drei Einheiten unterteilt, die ihr nach allen Regeln der Kunst nutzen dürft. Zwischen physischen Einheiten, um zum Beispiel die Schnelligkeit eurer Spieler zu verbessern, gibt es auch spezielle Übungen zur Spielvorbereitung oder zum Spielverständnis. Ihr habt nun deutlich mehr Auswahl und könnt eure Kicker gezielter schuften lassen.
Alle Spieler zufriedenzustellen, ist allerdings die große Kunst. Es braucht eine ganze Weile, um die Bedürfnisse eurer Fußballer herauszufinden. Ihr werdet zunächst einige Zeit benötigen, um zu verstehen, wie die Menüs im Football Manager 2019 aufgebaut sind und wo bestimmte Informationen zu finden sind. Jeder Bildschirm bietet unzählige Statistiken, Angaben und Anmerkungen zu wirklich jedem Aspekt, der irgendwie entfernt mit Fußball zu tun hat. Mit der Zeit gewöhnt man sich an die Informationsflut und weiß diese auch zu schätzen, andererseits verkommen Dinge wie beispielsweise Scouting-Aufträge zu wilder Klickerei.
Bundesliga und Torlinientechnik
Erfreulich besonders für heimische Bundesligafans ist sicherlich, dass der Football Manager seit diesem Jahr die Lizenz für die erste und zweite Bundesliga enthält, mitsamt Wappen und authentischen Trikots. Gerade in Anbetracht der Tatsache, dass die Premier League oder auch La Liga ohne echte Daten (von den Spielern mal abgesehen) auskommen muss, ist das ein willkommener Zusatz. Zwar wird die fleißige Community in naher Zukunft alle relevanten Daten und Assets per Download anbieten, doch es ist angenehm zu wissen, dass zumindest die erste und zweite Spielklasse von Anfang an zur Verfügung stehen.
Umso bedauerlicher, dass der DFB-Pokal fehlt beziehungsweise im Spiel Deutschland-Pokal heißt. Dafür ist aber der DFL-Supercup mit von der Partie. Aber wie gesagt: Die Community wird sich wie immer zeitnah um diese Wehwehchen kümmern. Ebenfalls neu ist die Einführung des Videobeweises und der Torlinientechnik – zumindest in den Wettbewerben, in denen die beiden (umstrittenen) Technologien zum Einsatz kommen.
Diesbezüglich ist der Football Manager 2019 so authentisch wie eben nur möglich. Und darüber hinaus: Die Eventualitäten, die im kommenden Jahr mit dem EU-Austritt Großbritanniens hervortreten könnten, werden ebenfalls schon abgedeckt. Zum Beispiel müssten sich EU-Spieler, die in England spielen, einen neuen Arbeitgeber suchen, wenn sie keine Arbeitserlaubnis bekommen sollten.
Grafik als Mittel zum Zweck
So spannend und interessant die vielfältigen spielerischen Möglichkeiten und Szenarien des Managers sind: Der Football Manager 2019 ist eine erschreckend nüchterne Textwüste und hat optisch eher etwas von einem Tabellenkalkulationsprogramm als von einem zeitgemäßen Videospiel. Ideal, um unbemerkt im Büro während der Arbeitszeit die Geschicke der Mannschaft zu leiten. Die Match Engine ist, wenn man beide Augen zudrückt, als zweckmäßig zu bezeichnen. Selbst auf der Playstation 2 gab es deutlich hübschere Fußballspiele. Aber die Darstellung genügt, um zu sehen, ob die Spieler die einstudierte Taktik in die Tat umsetzen.
Die Menüs sind vollgestopft mit Informationen und mit der Zeit findet man sich auch darin zurecht, hübsch sind sie trotz lilafarbenen Anstrichs allerdings nicht. Aber gut, auch hier wird garantiert die Community in die Bresche springen. Seit vielen Jahren bekommt der Football Manager 2019 deutsche Texte spendiert. Diese sind grundsätzlich gelungen und nicht immer staubtrocken, allerdings sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt ein paar Zeilen nicht übersetzt, was sich aber hoffentlich demnächst ändern sollte.
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