Test - FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2006 : FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2006
- PS2
- X360
- GCN
Bei all der Grafikpracht soll trotzdem nicht vergessen werden, dass das Programm nicht nur schön aussehen, sondern die Faszination Fußball auch gut spielbar in Programmcode gießen soll. Und tatsächlich, im Vergleich zum inoffiziellen Vorgänger 'FIFA 06' lassen sich erste Ansätze zur Besserung erkennen, wenngleich die Serie von der spielerischen Eleganz eines 'Pro Evolution Soccer 5' noch immer so weit entfernt ist wie Trinidad & Tobago von einem Überraschungserfolg bei der WM. Die Entwickler haben sich wieder auf eine arcadelastigere Auslegung des Sports festgelegt. Schnelle Vorstöße, sehenswerte Angriffsszenen und noch spektakulärere Tore sind die Folge. Die Spielgeschwindigkeit wurde etwas nach oben geschraubt, wodurch der gesamte Spielablauf dynamischer und spritziger wirkt.
Der Realismus bleibt dafür freilich erneut auf der Strecke. Die Akteure auf dem Platz scheinen keiner physikalischen Trägheit zu unterliegen und die Ballphysik ist weiterhin das große Sorgenkind der Entwickler. Erschwerend kommt hinzu, dass das Defensivverhalten der Spieler immer noch Kopfzerbrechen bereitet. Selbst die sicherste Abwehr wird regelmäßig mit einem geschickten Pass in die Tiefe des Raumes ausgehebelt und immer die gleichen Aktionen resultieren in einem Torerfolg. Stichwort: Flankenläufe und Distanzschüsse aus halbrechter Position! Überhaupt ist das Verhalten der KI oft nicht nachvollziehbar. Warum wird der Torhüter, wenn er den Ball am Fuß hat, nicht attackiert? Warum wirft der Gegner bei Rückstand in einem K.O.-Spiel nicht kurz vor Ende alles nach vorne und überbrückt das Mittelfeld mit hohen Bällen in den Strafraum? Warum gehen die Torhüter aus 1:1-Situationen fast immer als Sieger hervor, greifen aber umgekehrt bei Fernschüssen regelmäßiger daneben als Tim Wiese? Das drückt alles auf die Spielspaßbremse.
Von hervorragend bis gut: die Technik.Abgerundet werden die negativen Seiten des Spiels schließlich plattformübergreifend von kleineren Unzulänglichkeiten bei der technischen Umsetzung. Zweidimensionale Pappmänner am Spielfeldrand sind im Jahre 2006 ebenso tabu wie nervige Pop-ups und Ladezeiten von mehreren Minuten. Dem gegenüber stehen allerdings auf allen drei Konsolen die bereits erwähnte Präsentation, die aufgeräumten Menübildschirme und die sauberen Animationen, die selbst kleinste Eigenheiten und die Körpersprache der Spieler erfassen. Während PS2- und GameCube-Umsetzung plattformgebunden auf eine solide grafische Präsentation mit gelegentlichen Einbrüchen der Framerate zurückgreifen müssen, lässt EA Sports mit dem Xbox-360-Port einmal mehr die Muskeln spielen. Die Version für Microsofts neue Konsole sieht nicht zuletzt dank High Definition sehr gut aus, bietet ein sattes Farbenmeer auf und läuft ungemein flüssig.
Detailliert gestaltete Spielermodelle und superbe Animationen schießen die Next-Generation-Umsetzung dabei gekonnt in Führung. Warum Käufer, die die Wahl zwischen PlayStation-2- und Xbox-360-Version haben, dennoch ins Grübeln kommen, liegt an der enttäuschenden Onlinefähigkeit des Xbox-360-Ports. Der Mehrspieler-Modus umfasst dabei ausschließlich die Möglichkeit, einfache Freundschaftsspiele auszutragen. Die in der PlayStation-2- und Xbox-Fassung enthaltene Quick-Tournament-Option sucht man ebenso vergeblich wie das umfangreiche und ebenso überzeugende FIFA-Lounge-System. Schade. Weil auch der Netzwerkcode der Xbox-360-Version kaum optimiert ist, muss sich das Spiel weitere Abzüge gefallen lassen. Der Rest ist hingegen auf allen drei getesteten Systemen wieder Formsache: Der Kommentar ist bis auf kleinere Ausnahmen gelungen und der Soundtrack, für den namhafte Künstler wie Mando Diao oder Depeche Mode verpflichtet wurden, ist ohnehin über jeden Zweifel erhaben.
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