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Test - Fanatec Clubsport DD+ im Test : Mein Konto ächzt, aber dieses Lenkrad ist der Hammer

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Die deutsche Lenkradmarke Fanatec hat die Direct Drive-Technik zwar nicht erfunden, aber durch ein konsequentes Ökosystem so beliebt gemacht, dass selbst Peripherie-Giganten wie Logitech und Thrustmaster in den letzten zwei Jahren nachzogen. Direct Drive hat somit den Massenmarkt erreicht. Zurecht, schließlich sind die Vorteile der Technik unbestreitbar. Doch während die Massenproduktion bei den genannten Herstellern wenig Vielfalt mitbringt, erweitert Fanatec sein Portfolio mit dem Clubsport DD durch eine (angebliche) Mittelklasse. Wir haben dem mal auf den Zahn gefühlt.

Über Fanatec-Produkte zu berichten, ist derzeit ein zweischneidiges Schwert. Über die hohe Qualität und weitreichende Kompatibilität der Lenkräder braucht man nicht zu diskutieren. Doch seit einem halben Jahr kämpft der Hersteller gegen eine Abwärtsspirale. Der gute Ruf von einst scheint verspielt, weil sich die Bayrische Firma beim letzten Black Friday offenbar übernommen hatte.

Lieferungen verzögerten sich um bis zu sechs Monate und das Service-Angebot schrumpfte, wodurch ein Reigen schlechter Reviews und negativer Berichte in den sozialen Medien folgte. Mit schwerwiegenden Folgen, denn auch Investoren sahen ihre Felle davonschwimmen. Der langjährige CEO Thomas Jackermeier musste seinen Hut nehmen. Inzwischen gehen Meldungen um, die Firma könne von Corsair aufgekauft werden. Corsair hat bereits offiziell bestätigt, dass über eine Übernahme verhandelt wird.

Über vor und Nachteile einer Übernahme ließe sich lang spekulieren. Womöglich würden Fanatec-Produkte dadurch endlich auch bei großen Händlern erhältlich sein, statt nur über deren Webseite. Andererseits ginge ein unabhängiger Hersteller mit frischen Ideen verloren.

Hätte hätte Fahrradkette. Im Augenblick ist wichtiger, dass Fanatec wieder liefern kann - und das auch tut. Wer heute bestellt, sollte zwar noch immer mit vier bis sechs Wochen Lieferzeit rechnen, aber das ist eine absehbare und akzeptable Zeit.

Das neue Direct Drive – Lenkrad

Durch diesen Umstand kamen auch wir nach langer Wartezeit zu unserem Testmuster des neuen Mittelklasse-Lenkrads Clubsport DD+, das (theoretisch) seit einem halben Jahr verfügbar ist. Es wurde uns jedoch nicht gestellt. Wir haben es selbst erworben und zusätzlich zu Testzwecken den Lenkradaufsatz des Gran Turismo DD Extreme-Bundles von Fanatec erhalten.

Gleich vorweg: Das Warten hat sich gelohnt, denn was Fanatec auf die Beine gestellt hat, übertrifft in einigen Aspekten selbst das für Profis gedachte Podium DD, das wir 2021 für euch testeten.

Genau genommen gibt es zwei Varianten dieser Lenkradbasis:

Clubsport DD
Preis: 799 Euro (ohne Lenkrad oder Pedale)
Systeme: PC (und Xbox, wenn ihr ein Xbox-Kompatibles Lenkrad aufsteckt)
Drehmoment: Bis zu 12 Newtonmeter

Clubsport DD+
Preis: 999 Euro (ohne Lenkrad oder Pedale)
Systeme: PS4, PS5, PC, (Xbox, wenn ihr ein Xbox-kompatibles Lenkrad aufsteckt)
Drehmoment: Bis zu 15 Newtonmeter

Mittelklasse ist wohl Auslegungssache, denn rund 1000 Euro plus zusätzliche Anschaffungen nimmt man nicht mal schnell aus der Portokasse. Im Vergleich zu einigen anderen Lenkrädern, für die man sein Erstgeborenes hergeben muss, ist die Summe aber noch überschaubar, zumal es Bundle gibt, mit denen man ein paar Euro spart.

Beide Varianten der neuen Motorbasis werden mit unterschiedlichen Lenkrad-Aufsätzen angeboten. Zwei Bundles nehmen wir für euch unter die Lupe, nämlich das offiziell lizenzierte „Gran Turismo DD Extreme“ und das ebenfalls offiziell von der Formel 1 lizenzierte „Clubsport Racing Wheel F1“. Beide enthalten die Clubsport DD+ Basis, sind also für die Playstation geeignet und kosten jeweils 1299 Euro (ohne Pedale).

Auf Dauer stärker

Mit 12 bis 15 Newtonmetern Drehmoment und seinen Maßen von 20 x 16 x 16 cm bei 8 Kilogramm Gewicht landet die neue Direct Drive-Basis in allen Belangen genau in der Mitte zwischen dem Einsteigermodell Gran Turismo DD Pro mit 5 bis 8 Newtonmetern (siehe unser Test) und dem Profi-Lenkrad Podium DD mit bis zu 20 Newtonmetern Gegenwehr (siehe unser Test).

Rein äußerlich ähnelt die neue Basis eher dem DD Pro und bietet exakt dieselben Anschlüsse. Auf der Rückseite stehen also vier Port bereit, an denen ihr zwei Schalthebel, eine Handbremse und eure Pedale anschließt. Per USB-C zu USB-A-Kabel geht es dann an den PC oder die Konsole. Außerdem gibt es einen Spezial-Anschluss für zukünftige Peripherie.

In Sachen Leistung hat Fanatec nicht zu viel versprochen, Im Gegenteil, sämtliche Werte in der Werbung tiefstapeln sogar. Mal abgesehen davon, dass die angegebenen 12 bis 15 Nm (je nach Modell) konstant gehalten werden, statt nur Maximalstöße zu sein, liefert Fanatecs neues dreiteiliges Motorendesign diese Kraft auch ultraschnell an eure Hände.

Klar, die Direct Drive-Technik war im Allgemeinen schon immer weit schneller und stärker als die altmodischen Riemen- oder Zahnradantriebe früherer Lenkräder, doch das Clubsport DD+ erreicht seinen Spitzenwert in der Gegenwehr – der weit über den versprochenen 12 – 15 Nm liegt - schon nach drei Millisekunden. Das ist gut doppelt so schnell wie bei vielen Konkurrenzprodukten.

Obwohl das Clubsport DD+ faktisch fünf Newtonmeter weniger Drehmoment aufwendet als das Podium DD, hatten wir im direkten Vergleich in iRacing und Assetto Corsa Competizione das Gefühl, schneller und konstanter Änderungen am Grip der Reifen feststellen zu können. Es geht nicht um weltbewegende Unterschiede. Besitzer eines Podium DD haben also keinen Grund, ihre geliebte Lenkradbasis zu verkaufen. Aber es ist schon bemerkenswert, dass das Mittelklasse-Produkt aufgrund eines moderneren Designs die Spitzenklasse übertrumpft.

Full Force- ein Feature für die Zukunft

Das Clubsport DD / DD+ bringt allerdings weit mehr mit als nur veränderte Force-Feedback-Werte. Da wäre etwa die neue zweite Vibrations-Ebene mit dem Namen Full Force, die euch subtile Dinge wie Asphaltbeschaffenheit, Motorenvibrationen und Curb-Unebenheiten an die Fingerspitzen leiten soll. Ein ähnliches System kennt man schon von Logitech-Lenkrädern (da nennt es sich True Force).

Leider unterstützt noch kein einziges Rennspiel Fanatecs Full Force. iRacing hat die dazu nötige Routine vor Kurzem ins Treiberprofil implementiert, aber noch nicht in das Physikmodell. Immerhin: dadurch sollte eine Unterstützung nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Assetto Corsa Competizione und Gran Tursimo 7 versprechen ebenfalls eine Full Force Implementierung in naher Zukunft.

Ausprobieren konnten wir das Feature also bislang nur über die PC-Treibersoftware, die eine Demo enthält. Diese Demo ist beeindruckend und legt nahe, dass Fanatecs Full Force zugleich stärker wie auch detailreicher ist als Logitechs True Force. Ein handfestes Urteil können wir uns aber nicht erlauben, bevor praktische Beispiele in Spielen verfügbar sind.

Quick Release 2 – stabiler, aber teuer für Umsteiger

Der größte und am meisten bemängelte Schwachpunkt früherer Fanatec-Lenkradbasen war das Verbindungsstück zwischen Motorwelle und Lenkrad-Aufsatz – der sogenannte Quick-Release, der ein schnelles Aufstecken der Lenkräder ermöglicht. Fanatecs Lenkstange war immer vergleichsweise dünn und die kugelförmigen Haltenoppen nicht optimal angeordnet. Der entstehende Zwischenraum resultierte in einem leichten, aber doch spürbaren Wackeln, das bei harten Kurveneinschlägen besonders zum Vorschein kam. Zumindest bei einigen Geräten, denn die Größe des nicht ganz abschließenden Raums im Verbindungsstück variierte mitunter. So auch bei uns – bei unserem Podium DD ist der Spielraum minimal, beim CSL DD dagegen wackelt der Lenkrad-Aufsatz ein ganzes Stück mehr.

Fanatec versprach schon vor Jahren eine Lösung in Form eines neuen Designs. Der versprochene Quick Release 2 wurden nun endlich standardmäßig im Clubsport DD / DD+ verbaut und ist ein klarer Fortschritt. Kein Wunder, entspricht er doch einem Quick Release, wie er in echten Rennwagen verwendet wird.

Das Aufstecken eines Lenkrad-Aufsatzes bleibt dadurch weiterhin kinderleicht. Einfach aufschieben, einrasten lassen, fertig. Abnehmen ist ebenfalls schnell erledigt, indem man den Verschluss nach oben zieht. Mithilfe der neuen Metallstreben, die sich vertikal am Verbindungsstück festkrallen, sitzt das Lenkrad nun bombenfest auf der Welle des Motors. Mindestens genauso fest wie bei den hochgelobten Moza-Lenkrädern. Prima!

Die Sache hat nur einen Haken: das neue Design unterscheidet sich radikal von Quick Release Version 1. Wer also schon Fanatec-Lenkrad-Aufsätze besitzt und sich ein Clubsport DD oder DD+ zulegt, muss sie zwangsläufig umrüsten, was mit einem Schraubenzieher und einem Inbusschlüssel etwa 15 Minuten in Anspruch nimmt und nicht ganz billig ist.

Für den lenkradseitigen Verschluss gibt es drei Varianten:

  1. QR2 Lite (Wheel Side) aus Kunststoff für 50 Euro. Da das Plastik offiziell nur bis 8 Newtonmeter Drehmoment belastet werden kann, wird der Motor bei Verwendung automatisch auf 8 Nm gedrosselt.

  2. QR2 Wheel Side aus Aluminium (100 Euro). Das Metall erlaubt eine volle Belastung, sodass ihr eure Wheel Base bis zum Anschlag ausnutzen könnt.

  3. QR2 Pro (Wheel Side) aus Aluminium in einem Guss (200 Euro). Diese Luxusversion entspricht dem FIA-Standard, kann also auch an einem echten Rennwagen verwendet werden (z.B. im BMW M4 GT3). Für reine Konsolenspieler ist sie aber unnötig.

Den QR Lite gibt es, weil sich die kleineren Lenkräder aus dem Einsteiger-Segment auf Quick Release 2 umrüsten lassen. Für das Clubsport DD braucht ihr aber mindestens die Standardausführung für 100 Euro, was ganz schön teuer werden kann, wenn ihr mehrere Lenkrad-Aufsätze besitzt. Zudem bekommt ihr bei einem Neukauf eines Lenkradaufsatzes QR2 noch nicht standardmäßig dazu, sondern müsst ihn extra kaufen. Somit wird jede Neuanschaffung automatisch 100 Euro teurer als bisher, und ihr habt sinnlos einen AR1 zuhause rumliegen. Zumindest in der Übergangszeit, die laut Fanatec nach zwei Jahren abgeschlossen sein soll. Danach wird QR1 nicht mehr bedient. Eine Lösung, die leider nicht gut durchdacht ist. Fairerweise sollte man schon jetzt wählen dürfen, ob man QR1 oder QR2 braucht.

Dieses Problem besteht erst einmal nicht, wenn ihr euch die Lenkradbasis als Bundle zulegt, denn in dem Fall bekommt ihr das mitgelieferte Lenkrad selbstverständlich mit QR2-Verbindungsstück.

Das Gran Turismo Extreme Bundle

Das erste der beiden von uns getesteten Bundles besteht aus dem Clubsport DD+ und einem Lenkrad im Gran Turismo Design, das nicht nur von Polyphony Digital lizenziert wurde, sondern auch deren Designvorgaben entspricht. Soll heißen: es ist nicht D-förmig, sondern rund, wodurch es sich wunderbar zum Driften eignet. Zudem verfügt es einerseits über alle üblichen PlayStation-Kontrollelemente, andererseits kommt es mit vier daumengroßen Joysticks daher, mit denen ihr in Gran Turismo 7 Einstellungen am Auto und am HUD vornehmen könnt, ohne ins Menü wechseln zu müssen. Beispielsweise könnt ihr die Radaranzeige anpassen oder die Traktionskontrolle feinjustieren.

Grundsätzlich sieht es dem mitgelieferten Lenkrad des Einsteiger-Bundles „Gran Turismo DD Pro“ sehr ähnlich, kommt aber mit drei Zentimetern mehr Durchmesser auf bequeme 30 cm. Außerdem verfügt es über einen 8 cm breiten OLED-Bildschirm für Telemetrie-Anzeigen und Lenkrad-Einstellungen sowie farbige LEDs unterhalb der daumengroßen Joysticks, deren Farbe anhand der begleitenden PC-Software verändert werden darf. Die eingestellten Farben bleiben aber nur bei Verwendung am PC dauerhaft aktiv. Nutzt ihr das Lenkrad an der PlayStation, bleiben die LEDs weiß.

Zudem gibt es ein paar erwähnenswerte Komfortunterschiede, angefangen bei der angenehm griffigen Kunstlederverkleidung anstelle nackten Plastiks und den angenehm großen Magnet-Schaltwippen. Deren Bewegungsspielraum dürfte gerne etwas kürzer sein, aber grundsätzlich sind sie eine willkommene Verbesserung im Vergleich mit den kleinen Plastikwippen des Einsteiger-Lenkrads. Als Bonus spendierte Fanatec analoge Kupplungs-Wippen.

Schöne Features, aber leider ist nicht alles Gold, was glänzt. Enttäuschend ist beispielsweise die Tatsache, dass Fanatec nur einen QR2 Lite aus Plastik als Verbindungsstück verbaut hat. Kurioserweise drosselt er hier das Drehmoment nicht, man kann also die vollen 15 Newtonmeter Kraft des Clubsport DD+ ausnutzen.

Da das Material auch unter starker Belastung nicht nachgab und wir beim Spielen keine Nachteile feststellen konnten, gibt es an sich nichts zu meckern, aber man kommt schon ins Grübeln, warum dann bei einem nachgekauften QR2 Lite nur 8 Nm möglich sind. Geht es hier um eine verstärkte Spezialausführung? Keine Ahnung, aber hat ein Geschmäckle, wenn ihr uns fragt. Ein QR2 aus Aluminium wäre angesichts des Bundle-Preises sicher nicht zu viel verlangt gewesen.

Nicht zuletzt empfanden wie das Material des Lenkrads als zu leicht. Es könnte gerne etwas mehr Masse haben. Nicht, dass es sie biegen würde oder so, aber es fühlt sich nicht besonders wertig an. Ein rein subjektives Urteil, das nichts über die Tauglichkeit aussagt.

Das Clubsport Racing Wheel F1-Bundle

Das zweite Bundle in unserem Test besteht ebenfalls aus dem Clubsport DD+, kommt aber mit Fanatecs lizenziertem Formel-1-Lenkrad-Aufsatz daher (dem Clubsport Formula V2,5). Leider hat sich abseits der atmungsaktiven Ledergriffe, die das früherer Alcantara ersetzen, nichts am Design getan. Die Daumen-Drehregler sind also noch immer einen Tick zu empfindlich und der Durchmesser mit 27 cm noch immer recht klein. Man kann damit wunderbar Formel 1 fahren (was wir mit EA Sports F1 24 ausgiebig taten), aber bei GT-Fahrzeugen entstehen Begehrlichkeiten. Es kommt nicht von Ungefähr, dass einige Dritthersteller inzwischen Mod-kits für dieses Lenkrad anbieten, die es auf bis zu 32 Zentimeter strecken.

Warum auch nicht - der Rest des Designs ist schließlich hervorragend und es fehlt keinesfalls an Bedienelementen. Zwei Daumen-Drehregler, zwei Joysticks, zwei Kippschalter, elf Buttons, drei Status-Drehregler und zwei schöne große Magnet-Schaltwippen – was will man mehr. Hmm, vielleicht noch die analogen Kupplungs-Wippen, die beim Gran Turismo-Wheel verbaut wurden, die hätten hier nämlich mehr Sinn ergeben. Aber wer will denn kleinlich sein. Auch ein etwas größerer Telemetrie-Bildschirm, wie ihn Moza und andere Hersteller inzwischen bei ihren Formula-Wheels verbauen, wäre mal eine sehenswerte Neuerung bei Fanatec. Aber das sind Luxuswünsche.

Viel wichtiger im Sinne dieses Bundles ist der QR2 aus Aluminium. Hier hat man also nicht geknausert, sodass man sich keine Sorgen um die Haltbarkeit machen muss.

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