Test - Fallout: New Vegas : Glücksspiel mal ganz anders
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Das Charaktersystem ist ohnehin das Schmuckstück des Spiels. Neben den Grundwerten, die später durch Implantate verbessert werden können, gibt es eine ganze Reihe an Fähigkeiten, die nach Level-ups aufgebessert werden wollen. Hier bieten sich unzählige Optionen, den Charakter zu spezialisieren. Ebenso wird ein erneutes Spielen mit anderer Spielweise und anderen Entscheidungen dadurch eine spannende Sache. Hinzu kommen spezielle Verbesserungen, die ab und zu gewählt werden können. Hier sind sowohl nützliche Optionen, wie erhöhte Erfahrungspunkte, oder zusätzliche Fertigkeitspunkte möglich als auch Gimmicks, wie besonders alberne Situationen. Insgesamt bietet das Spiel damit sehr gute Möglichkeiten, die eigene Spielfigur zu personalisieren.
Nicht viel Neues - außer Problemen
Was wir allerdings vermissen, sind echte Neuerungen. Fallout: New Vegas richtet sich nach dem Prinzip „mehr vom Gleichen". Auffällig ist im Grunde nur der Hardcore-Modus als neuer Schwierigkeitsgrad. Darin spielen Ermüdung, Hunger und Durst eine stärkere Rolle, die Verstrahlung ist stärker zu spüren, Heilmethoden wirken nicht sofort, sondern über Zeit und erhaltene Wunden haben nachhaltigere Auswirkungen, die beim Arzt behandelt werden müssen. Klar, es gibt noch neue Gegenstände und ein paar Erweiterungen der bisherigen Features, aber mehr im Grunde auch nicht. Etwas schade, dass Obsidian hier nicht ein bisschen mehr Initiative gezeigt hat, die Reihe weiterzuentwickeln.
Vielleicht liegt das aber auch daran, dass Obsidian schon genug Probleme mit der Entwicklung des Spiels hatte, denn auffällig sind die vielen kleinen und großen technischen Fehler und Unzulänglichkeiten. Das beginnt schon bei der Grafik, die im Grunde keinen spürbaren Fortschritt zu Fallout 3 aufweist und streckenweise sogar schwächer aussieht. Zwar wird das Szenario stimmungsvoll eingefangen, aber es wimmelt von Pop-ups, matschigen Texturen sowie Grafikfehlern und sieht teilweise extrem altbacken aus. Über die hölzernen Animationen der Lebewesen und NPCs sowie die schwachen Gesichtsanimationen wollen wir gar nicht erst reden.
Und weiter geht es mit den kleinen Nervtötereien. Neben den eingangs erwähnten Fehlern bei den Quests reagieren auch die Fraktionen nicht immer logisch und die KI der Gegner hat zum Teil gewaltige Macken. Anders ist es wohl kaum zu erklären, dass wir einen Raum voller Gegner der gleichen Fraktion betreten, uns einige aber völlig ignorieren und sogar mit uns reden wollen, während wir ihre Kumpels aus den Socken ballern. Auch bei der Wegfindung der KI hapert es gewaltig. NPCs, die gegen Wände laufen, sind keine Seltenheit und etwaige Begleiter, die wir anheuern können, sind oftmals komplett auf dem Holzweg.
Damit immer noch kein Ende. Die Ladezeiten sind extrem häufig und nicht gerade kurz, meist sogar deutlich länger als beim Vorgänger. Vor allem im Freeside/Vegas-Abschnitt sieht man fast mehr Ladebildschirme als eigentliches Spiel. Mitunter folgen drei oder vier jeweils dreißig Sekunden dauernde Ladezeiten. Das wäre mit etwas Geduld gerade noch verschmerzbar, wenn das Spiel nicht die fatale Neigung hätte, sich beim Laden gnadenlos aufzuhängen. Auch läuft das gesamte Spiel nicht sonderlich rund und stottert mehr als einmal, wenn neue Bereiche eines Abschnitts der Spielwelt gestreamt werden. Insgesamt hinterlässt Fallout: New Vegas im direkten Vergleich sogar noch einen schwächeren Eindruck als der Vorgänger.
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