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Test - Everybody's Golf : Vom ersten Moment an in den Bann gezogen

  • PS4
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Seit 20 Jahren gehört die Everybody's-Reihe zur PlayStation wie das Grün zum Golfplatz. Dabei erschienen nicht nur Golfspiele in ihrer langen Geschichte, unter anderem wagte die Marke auch einen Ausflug auf den Tennisplatz. Allen Everybody's-Titeln gemeinsam war jedoch: Sie wussten stets zu unterhalten und konnten sich eine große Fanbasis aufbauen. Jetzt endlich dürft ihr mit Everybody's Golf auch auf der PS4 den virtuellen Golfschläger schwingen und euch auf die Jagd nach Rekorden auf den Golfplätzen begeben.

Golfspiele für Computer und Konsolen gibt es grundsätzlich in drei Varianten: zum einen Minigolf, das wir hier aber außen vor lassen können. Dann noch die, die den Sport sehr ernsthaft angeht, wie etwa die altehrwürdige PGA-Tour-Reihe. Als dritte Variante gibt es Golfspiele, die rein auf den Spaßfaktor setzen und zum Beispiel extreme Spezialschläge anbieten. Freunden dieser Titel wird sicherlich Pangya ein Begriff sein.

Ab auf die Insel

Everybody's Golf passt in keines der beiden letztgenannten Schubfächer, denn die Reihe baut schon immer auf einen ernsthafte Simulationskern, der jedoch durch seinen Anime-Look und viele andere Dinge aufgelockert wird. Genau das erwartet euch auch bei Everybody's Golf für die PS4. Zu Beginn erstellt ihr euren Charakter und könnt auf einen recht umfangreichen Editor zurückgreifen.

Ob Männlein oder Weiblein, klein oder groß, dick oder dünn, bleibt ganz euch überlassen. Schnell noch eine der viele Frisuren auswählen, den Charakter anziehen, ihn mit Accessoires wie Brillen, Mützen und Schmuck aufwerten und schon kann es losgehen. Kenner der Serie haben hier ihr erstes Aha-Erlebnis, denn statt in einem langweiligen Auswahlmenü landet ihr auf einer kleinen Insel, die als eure Basis dient. Auf dieser Insel könnt ihr euch von Beginn an recht frei bewegen, auch wenn sie anfangs noch recht leer erscheint. Im späteren Spielverlauf wird das Erkunden jedoch deutlich interessanter.

Auf der Insel könnt ihr nun entscheiden, was ihr machen wollt. Möchtet ihr eure Karriere als Golfer beginnen und erst einmal gegen die CPU spielen? Soll es direkt in den Mehrspielerpart gehen? Wollt ihr im Laden nachschauen, ob es neue Klamotten für euren Charakter gibt? All das erledigt ihr an kleinen Terminals, die über die Insel verstreut sind. Wem das zu umständlich ist, der kann ein Schnellmenü aufrufen und dort das Gewünschte direkt auswählen. Recht bald werdet ihr jedoch feststellen, dass es zu Beginn des Spiels nicht nur auf eurer Insel recht leer ist, sondern auch in anderen Bereichen des Spiels.

Vom Gegner zum Zuschauer

So zum Beispiel bei den Golfplätzen, denn von denen steht euch erst mal nur ein einziger zur Auswahl, der zudem nur mit neun Löchern aufwartet. Spielt ihr einige Partien in der Karriere, steigt ihr nach und nach im Rang auf. Hierdurch schaltet ihr nicht nur neue Golfplätze frei, sondern auch geheime Gegner. Je erfolgreicher ihr spielt, umso größer wird die Zahl eurer Fans. Alle Computergegner, die ihr mit mindestens drei Schlägen Unterschied besiegt, werden zu Zuschauern und tummeln sich dann auch als Bewohner auf eurer Insel.

Mit ihnen könnt ihr reden, um wertvolle Tipps zu erhalten, und ihr könnt deren Aussehen annehmen. Gefällt euch einer der Zuschauer besonders gut, kopiert ihr ihn kurzerhand und seht ab sofort wie er oder sie aus. Je erfolgreicher ihr spielt, desto mehr andere Dinge schaltet ihr frei. Nach jeder Partie erhaltet ihr beispielsweise neue Kleidung, Frisuren oder sogar ganz besondere Bälle und Schläger, die ihr natürlich auch benutzen könnt. Hunderte Objekte warten im Spiel nur darauf, freigespielt zu werden.

Die Golfpartien laufen gegen die Computergegner wie folgt ab: Ihr spielt immer in einer Vierergruppe, die gleichzeitig am Abschlag eines Lochs ist. Ihr müsst aber nicht wie in anderen Spielen darauf warten, bis eure Gegner geschlagen haben, sondern sucht euch euren Abschlag auf dem Tee aus und schwingt den Schläger. Die vom Computer gesteuerten Spieler sind gleichzeitig mit euch unterwegs, jedoch als „Geister“. Ihr seht, was sie auf dem Kurs anstellen, sie stehen euch aber nie im Weg oder blockieren gar euren Ball – ähnlich wie in Ghost-Rennen bei Rennspielen. In dem Moment, in dem ihr euch aufs Schlagen konzentriert, werden die Animationen der anderen Golfer eingefroren, ihr werdet also nicht abgelenkt.

Das ist sehr gut gelöst, denn so könnt ihr euch voll und ganz auf den anstehenden Schlag konzentrieren. Geschlagen wird mit der aus anderen Golfspielen bekannten Drei-Klick-Methode. Ihr drückt eine Taste, um den Schwung zu starten, legt mit dem nächsten Druck die Stärke des Schlages fest und mit dem letzten versucht ihr, den Abschlag so genau wie nur möglich zu treffen. Anfänger dürfen auch auf eine Zwei-Klick-Variante zurückgreifen, bei der dann der Abschlag automatisch erfolgt. Hierzu sei aber angemerkt, dass die KI die Zone, die für den besten Schlag gedacht ist, nur sehr selten trifft, Schläge also gerne auch mal danebengehen.

Der Caddy, euer bester Freund?

Ihr könnt euch bei der Auswahl der Schläger auf euren Caddy verlassen oder ihr sucht euch selbst aus, mit welchem Holz, Eisen et cetera ihr auf den Ball dreschen wollt. Euer Caddy macht seine Arbeit recht ordentlich, hin und wieder ist es jedoch ratsam, den Schläger selbst auszuwählen. Besonders dann, wenn Hindernisse wie beispielsweise Bäume im Weg stehen und ihr lieber einen anderen Weg zum Loch gehen wollt als den direkten, den euch euer Caddy vorschlägt. So müsst ihr trotz der Hilfe immer ein wenig mitdenken und könnt euer eigenes Spiel aufziehen.

Je besser ihr zum Beispiel mit einem Schläger trefft, je kräftiger ihr schlagt oder je besser ihr den Ball ans Loch legt, desto mehr profitiert ihr im Laufe des Spiels davon. Jeder Schläger kann nämlich gelevelt werden, wodurch sich zum Beispiel die Schlagweite erhöht. Habt ihr euren Ball aufs Grün gebracht, wechselt die Ansicht in eine spezielle Perspektive. Das Grün wird dabei in ein Raster aufgeteilt. Fließende Linien zeigen euch an, ob das Grün nach links oder rechts abfällt, ob der Weg zum Loch ansteigt oder abfällt oder ob ihr Komplikationen bei eurem hoffentlich letzten Schlag erwarten müsst.

Wind etwa wird auf dem Grün nicht mehr berechnet, auf dem restlichen Kurs spielt er dafür eine wichtige Rolle. Da ihr keinen virtuellen Grashalm in die Luft werfen dürft, wird euch die Windrichtung und die -stärke mittels eines Pfeils am rechten oberen Bildschirmrand angezeigt. Auf dem Bildschirm erhaltet ihr aber noch weitere Informationen. So erfahrt ihr, wie die Beschaffenheit des Kurses ist, seht das komplette Loch auf einer Minikarte und könnt dort mittels eines Cursors schnell festlegen, wohin ihr überhaupt schlagen möchtet. Mehrere Kameras stehen euch zur Wahl, mit denen ihr auch über den Platz fliegen dürft.

Zudem bekommt ihr immer einige Tipps eingeblendet, was zum Beispiel bei welchen Windverhältnissen zu beachten ist. Diese Tipps lassen sich deaktivieren, gerade Neulinge werden sich aber über sie freuen. Die Menge an Informationen ist mehr als ausreichend, durch sie habt ihr alles Wichtige schnell und übersichtlich im Blick. Da ihr nicht einfach nur den Ball mit normalen Schlägen vom Tee ins Loch bringen dürft, gibt es in Everybody's Golf viele Möglichkeiten, seine Flugbahn zu „manipulieren“. Verleiht dem Ball Back- oder Topspin, damit er nach dem Ausrollen einen Extraschub bekommt, oder schneidet ihn an, um gekonnt Hindernisse zu umspielen. Diese Schlagarten werdet ihr schon nach kurzer Zeit wie im Schlaf beherrschen.

Everybody's Golf - Launch Trailer
In Kürze ist die PS4-Ausgabe von Everybody's Golf offiziell erhältlich.

Tornados auf dem Grün

Auch wird nicht jedes Turnier nach den gleichen Regeln gespielt. Nur in den „offiziellen“ Turnieren werden die puren Golfregeln genutzt, ansonsten kann es schon mal passieren, dass die Löcher riesig sind oder kleine Tornados an ihnen emporwirbeln, die die Bälle anziehen und so das Einlochen erleichtern. Spezialbälle dürfen ebenfalls eingesetzt werden, stehen euch jedoch nur in geringer Stückzahl zur Verfügung. Nur die Standard- und Anfängerbälle werden euch nie ausgehen.

Ihr werdet leider schnell bemerken, dass die CPU-Gegner – gerade zu Beginn – keine echten Profis sind. Sehr bald wird selbst ein blutiger Anfänger Turnier um Turnier gewinnen, auch wenn er den höheren Schwierigkeitsgrad aktiviert. Doch keine Angst, je weiter ihr im Spiel voranschreitet und je höher euer Rang steigt, umso stärker werden auch die Gegner. Habt ihr keine Lust auf die CPU, stürzt ihr euch einfach in den ebenfalls sehr umfangreichen Mehrspielermodus.

Leider lassen sich dort nur die Kurse anwählen, die ihr im Singleplayer bereits freigespielt habt. Dann jedoch könnt ihr an Turnieren mit bis zu vier Spielern teilnehmen, euch einen guten Platz auf den täglichen Ranglisten sichern oder einfach die Kurse frei erkunden und mit anderen Spielern chatten.

Das Schöne daran ist, dass eine Partie recht schnell vorbei ist. Weil man nicht auf die anderen Spieler warten muss, lässt sich beispielsweise die Teilnahme an einer täglichen Rangliste in wenigen Minuten erledigen, denn neun Löcher sind rasch absolviert. Die Ladezeiten sind recht kurz und treten nur vor einem Turnier auf.

Ebenfalls hervorzuheben ist, dass ihr Everybody's Golf mit bis zu vier Spielern an nur einer Konsole spielen könnt. Dazu benötigt ihr sogar nur einen Controller, der immer an denjenigen weitergegeben wird, der gerade an der Reihe ist. Dadurch eignet sich das Spiel auch für Partys, denn eine schnelle Runde Golf mit einfach zu erlernender Steuerung geht immer.

Mehr als nur Golf spielen?

Gelegentlich machen sich gerade auf der alten PS4 leichte Pop-ups bemerkbar. Während große Umgebungsobjekte wie Bäume und Häuser sofort zu sehen sind, erscheinen kleinere wie Grashalme hin und wieder erst recht spät. Das ist nicht dramatisch, hätte aber nicht sein müssen.

Everybody's Golf bietet euch aber noch viel mehr als „nur“ das Golfspielen. Nach und nach werdet ihr gegen geheime Gegner antreten. Von ihnen bekommt ihr nicht nur deren komplette Outfits und neue Animationen, sondern auch besondere Fähigkeiten. So lernt ihr zum Beispiel das Schwimmen oder dürft euch ein Golf-Cart zulegen, mit dem ihr über die Golfplätze fahren könnt. Damit aber nicht genug, denn selbst Angler sollen schon an den vielen kleinen Seen auf den Golfkursen gesehen worden sein.

Optisch ist Everybody's Golf mit Ausnahme der gelegentlichen Pop-ups eine sehr runde Angelegenheit. Schon auf der Ur-PS4 sieht der Titel knallig bunt aus und kann an jeder Ecke mit seinem Anime-Charme auftrumpfen. Besitzt ihr eine PS4 Pro, dürft ihr in 4K und mit eingeschaltetem HDR durch die prachtvolle Landschaft ziehen. Ganze fünf Golfkurse sind im Spiel enthalten. Das klingt erst einmal nicht nach sonderlich viel, jedoch gibt es von ihnen auch gespiegelte Varianten, wodurch die Menge verdoppelt wird.

Der Sound ist gelungen, wenn auch nicht überragend. Die Hintergrundmusik werdet ihr schon bald kaum noch wahrnehmen, da sie eher unscheinbar im Hintergrund vor sich hin dudelt. Hier und da gibt es Sprachausgabe, die meisten Texte müsst ihr jedoch in Dialogboxen lesen. Immerhin wurden selbst die wenigen gesprochenen Worte eingedeutscht.

Einen unschönen Aspekt wollen wir zum Schluss nicht unerwähnt lassen. So sind gleich zum Release des Spiels zusätzliche kostenpflichtige Inhalte im PlayStation-Store verfügbar. Dazu zählen auch zwei Golfkurse. Eine solche Verkaufspolitik hat natürlich den faden Beigeschmack, dass der Spieler für etwas zur Kasse gebeten wird, das eigentlich direkt ins Spiel gehört hätte.

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