Test - eFootball PES 2021 Season Update : Altes Spiel mit neuen Trikots
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Eigentlich stünde in diesem Jahr eine große PES-Party an: Die Fußballreihe feiert schließlich ihren 25. Geburtstag. Doch Konami verschiebt die Sause um ein Jahr, denn erst 2021 wird ein gänzlich neues PES für die PS5 und Xbox Series erscheinen. Bis dahin vertröstet man die Spieler mit dem sogenannten eFootball PES 2021 Season Update.
Eigentlich könnten wir an dieser Stelle nur auf unseren PES Test aus dem vergangenen Jahr verlinken. Denn im Kern handelt es sich beim Season Update um eFootball PES 2020 aus dem September 2019. Aufmachung und Spielmodi wurden nahezu unverändert aus dem Vorjahr übernommen. Um abseits einiger Menübilder etwas Neues zu entdecken, muss man genau hinschauen.
Startet ihr eine Meister-Liga, könnt ihr diesmal aus drei neuen Trainern für euren Verein wählen: Ex-Bayern-Coach Pep Guardiola, Chelsea-Legende Frank Lampard sowie ManU-Ikone Ryan Giggs. Die Coaches seht ihr bei Pressekonferenzen, Treffen mit dem Vorstand und Trainingseinheiten. Hin und wieder müsst ihr Journalistenfragen beantworten oder interne Entscheidungen treffen, etwa hinsichtlich der Saisonziele. Diese Passagen sind unabhängig vom gewählten Trainer identisch und wiederholen sich regelmäßig.
Lombardia NA gegen Milano RN
Während die neuen Trainermodelle eine nette Ergänzung darstellen, mussten beim Thema Lizenzen einmal mehr Abstriche gemacht werden. Die bisherigen Partnerclubs Inter Mailand und AC Milan kehren Konami den Rücken und bleiben FIFA 21 vorbehalten. Im Gegenzug ist Juventus Turin weiterhin nur in PES originalgetreu enthalten. Zusätzlich kommt mit der AS Roma ein neuer offizieller PES-Partner hinzu. Somit laufen die Spieler mit ihren realen Trikots und Logos ins digitale Olympiastadion der ewigen Stadt ein.
Die italienische Serie A ist nur ein Beispiel für die löchrige Rechtesituation rund um Clubs und Wettbewerbe. Zwar wird die Liga mit allen echten Logos und Pokalwettbewerben dargestellt, muss aber neben den Mailänder Clubs auch Brescia Calcio ohne Lizenz aufführen. Noch deutlich größer sind die Löcher bei der spanischen und englischen Liga.
Barcelona, Arsenal und Manchester United sind die einzigen lizenzierten Vereine, alle anderen tragen falsche Namen und äußerst hässliche Leipchen. Auf deutscher Seite sind nur Bayern München, Bayer Leverkusen und Schalke 04 dabei. Komplett enthalten sind dagegen die Ligen aus Frankreich, den Niederlanden, Belgien, der Türkei, Russland, Dänemark, Schottland und der Schweiz. Dazu kommen verschiedene reale Wettbewerbe aus Südamerika und Asien.
Bei der Aktualität der Kader und Clubs schlampt Konami erneut heftig. Trotz Day-One-Patch ist nur ein Bruchteil der enthaltenen Teams auf einem aktuellen Stand. So laufen etwa die Clubs aus den Top-Ligen von Italien und Spanien mit den Kadern der vergangenen Saison auf. Ein umfassendes Update, das die Sommertransfers berücksichtigt, ist erst für den 22. Oktober vorgesehen.
Glücklicherweise können PS4- und PC-Spieler das Lizenzproblem erneut auf einfache und legale Weise mit herunterladbaren Datenpaketen großer Fanseiten lösen – danach entsprechen Vereinsnamen, Trikots, Embleme oder auch die europäischen Pokalwettbewerbe der Realität. Ohne diese Hilfe bleiben euch nur zwei Möglichkeiten: Entweder ihr akzeptiert die Situation oder editiert alles in mühsamer Kleinarbeit selbst. Immerhin sind die meisten Spieler mit ihren richtigen Namen enthalten. Bekannte Kicker verfügen außerdem über hervorragende Gesichter und warten mit ihren echten Tattoos auf.
Alles beim Alten?
Spielerisch und grafisch macht PES 2021 seine Sache sehr gut. Euch erwarten viele feine Ballannahmen, elegante Dribblings, druckvolle Torschüsse und andere optische Leckerbissen. Damit zieht ihr das Spiel so auf, wie es euch gefällt: Haltet die Null mit einem Abwehrbollwerk, schiebt eine ruhige Kugel und wartet auf Fehler des Gegners oder attackiert mit voller Offensivkraft. Verschiedene Aufstellungen und Taktiken geben euch reichlich Möglichkeiten und wirken sich spürbar auf das Spiel aus.
In der aktuellen Version 1.01 wirkt der gesamte Ablauf etwas ruhiger und besser kontrollierbar als im Vorjahr. Dribblings mit dem rechten Stick geraten dezent präziser und die Anwahl der Spieler klappt etwas flotter. Das alles fällt allerdings nur auf, wenn ihr unzählige Stunden in PES 2020 verbracht habt. Ob die kleinen Verbesserungen bestehen bleiben, ist zudem fraglich. Bereits im letzten Jahr schraubte Konami mit den sogenannten Data Packs fortwährend am Gameplay, was nicht immer positive Effekte hatte.
Ansonsten wurden die Schwächen aus dem Vorjahr übernommen. Gerade auf den hohen Schwierigkeitsgraden werden Tasteneingaben manchmal leicht verzögert umgesetzt. Dazu reagieren die Spieler teils etwas träge und manches Gegentor wirkt in seiner Entstehung beinahe gescripted. Während das kein großes Problem darstellt, nerven die sehr inkonsequenten Schiedsrichter genau wie im Vorgänger: Während euch oft schon leichte Rempler abgepfiffen werden, kann der Gegner selbst im eigenen Strafraum vielfach ungestraft austeilen.
Die mit Abstand größte Baustelle bleiben jedoch die Online-Modi. Konami verzichtet weiterhin auf eigene Server und hält stattdessen am veralteten Peer-to-Peer-System fest. Das führt immer wieder zu Ruckelpartien und Verzögerungen, die manchmal so stark sind, dass das Match kaum noch spielbar ist. In den Versus-Spielen in den Modi myClub sowie Matchday ist außerdem Cheating keine Seltenheit.
Der Klassiker: Nachdem ihr in Führung gegangen seid, verschlechtert sich plötzlich die Verbindungsqualität und der Gegner gewinnt die Oberhand, weil eure Spielkontrolle verloren geht. Dazu gesellen sich immer wieder völlig absurde Momente, in denen eure Spieler unvermittelt ineinander stolpern, am Gegner vorbeilaufen oder komplett den Dienst verweigern.
Generell habt ihr bei Online-Begegnungen zu selten das Gefühl, euer Spiel wirklich kontrollieren zu können. Häufig sind es kleine Verzögerungen bei den Pässen und dem Umschalten auf einen anderen Spieler, die euch aus dem Konzept bringen. Zu allem Überfluss setzen die Schiris auch online ihre fragwürdige Linie fort. Viele Partien erinnern darum mehr an Glücksspiel denn an Fußball, was auf Dauer enorm frustriert. Angesichts dieser gravierenden Probleme von eFootball und damit eSport zu sprechen, erscheint wie ein ganz schlechter Witz.
Offline gewinnt!
Möchtet ihr eure Nerven schonen und langfristig Spaß haben, ist eine Saison in der Meister-Liga die beste Wahl. Abgesehen von den eingangs erwähnten Trainern hat sich aber auch hier nichts getan. Erneut geraten Transfersummen und Gehälter überwiegend realistisch, jedoch ist weiterhin schwer abzuschätzen, ob die gebotenen Konditionen dem ersehnten Neuzugang tatsächlich ausreichen. Selbst wechselwillige Kicker sagen manchmal noch ab, obwohl eigentlich alles in trockenen Tüchern zu sein schien.
Nicht ganz nachvollziehbar fällt auch die Entwicklung junger Talente aus. Bei einigen vermeintlich hochbegabten Akteuren steigen die Werte trotz regelmäßiger Einsätze und guter Leistungen nicht oder nur langsam an. Auf der anderen Seite bauen Spieler mit Anfang 30 selbst dann ab, wenn sie topfit sind und zu den absoluten Leistungsträgern des Teams zählen.
Ungeachtet dieser kleinen Macken ist und bleibt die Meister-Liga das Herzstück der PES-Reihe. Dank der im vergangenen Jahr verbesserten Präsentation mit etwas hübscheren Menüs, besonderen Spielpaarungen und Trainermodellen wirkt alles etwas frischer und weniger angestaubt als in der Vergangenheit.
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