Test - eFootball 2022 : Testtagebuch, Teil 2: Neue Saison, neues Glück?
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Typisch Konami! Der Start in die zweite Saison von eFootball 2022 musste einfach holprig verlaufen. In Vorbereitung auf das entsprechende Update waren die Server einige Tage lang gar nicht verfügbar, sodass sich lediglich Offline-Freundschaftsspiele austragen ließen. Aber als eFootball-Spieler nimmt man solche “Besonderheiten” inzwischen achselzuckend zur Kenntnis.
Im Hauptmenü muss ich erstmal mehrere Fehler- und Wartungsmeldungen wegdrücken, um überhaupt zum Dreamteam-Modus vordringen zu können. Immerhin entschädigt Konami alle Spieler für seine Schludrigkeiten mit reichlich In-Game-Währung und Erfahrungspunkten, die in den Kauf neuer Fußballer oder die Verbesserung meiner aktiven Mannschaft fließen. So haben die Server-Ausfälle und diverse andere Baustellen auch eine gute Seite.
Frische Anreize
Natürlich dreht sich auch in der zweiten Saison alles um die Verpflichtung von Talenten, aktuellen Superstars und Legenden des Fußballs. Dazu gehört unter anderem das Personal vom FC Liverpool (mangels Lizenz Liverpool Red getauft). Um an einen von acht Spielern zu kommen, wird umgerechnet ein Euro fällig. Doch dank der üppigen Konami-Geschenke kann ich ohne Invest an der Lotterie teilnehmen. Heraus kommt der defensive Mittelfeldspieler Fabinho – prima, der passt perfekt in mein Team.
Damit starte ich sogleich in eines der neuen Tourevents, die aus Spielen gegen KI-Gegner bestehen. Insgesamt drei solcher Wettbewerbe stehen offen, die sich thematisch an bestimmten Vereins- und Nationalmannschaften orientieren. So trete ich beispielsweise gegen die aktuelle Mannschaft des FC Bayern München an – inklusive Robert Lewandowski. Der Zuwachs an Veranstaltungen ist aber nicht die einzige Neuerung.
Über Herausforderungen wie erzielte Tore oder gewonnene Partien schließe ich neuerdings Ziele ab, die mich mit GP-Währung und weiteren Extras belohnen. Eine feine Sache, schließlich sorgt das für einen frischen Spielanreiz. In einem separaten Menü kann ich alle aktiven Herausforderungen einsehen und nach deren Abschluss die entsprechenden Boni einsacken.
Mal Rumpelfußball, mal Rasenschach
Am wichtigsten ist und bleibt aber die Spielbarkeit. Nach wie vor beeinflusst die KI der Spieler maßgeblich, ob etwas gelingt oder komplett in die Sporthose geht. Läuft alles rund, startet mein Stürmer nach einem geglückten Doppelpass in Richtung Tor durch. Erwischt der vermeintliche Knipser dagegen einen schlechten Moment, läuft er konsequent am Spielgerät vorbei oder spart sich den Sprint gleich ganz.
Ähnliche Aussetzer treten auch in der eigenen Defensive auf: Ist der Verteidiger gut drauf, läuft er dem Angreifer die Kugel ab oder schiebt ihn mit seinem Körper weg. Hat er keinen Bock auf einen Zweikampf, wird eine gefühlte Minute gewartet und damit der Weg zum Tor freigemacht. Genauso kann es passieren, dass das manuelle Umschalten zwischen einzelnen Akteuren nicht gleich funktioniert. Besonders Außenverteidiger müssen immer wieder deutlich verschoben werden, weil sie gerne ins Zentrum rücken und dem Flügelspieler damit reichlich Platz für eine Flanke lassen.
Selbst im für gewöhnlich stabilen Mittelfeld gibt es Momente, in denen die Kicker nicht bei der Sache sind. Technisch beschlagene Strategen drehen für Sekundenbruchteile frei, statt angemessen auf eine Stick-Bewegung zu reagieren. Zack, volles Brett rein in den Gegenspieler, mitsamt Rolle rückwärts und Ballverlust. In diesen Fällen drücke ich meinen stets griffbereiten Stressball kräftig. Reihen sich gleich mehrere solcher bekloppten Aktionen aneinander und entscheiden eine Partie in der 90. Minute für den Gegner, hilft nur noch, tief durchzuatmen und die Konsole auszuschalten.
Bleibt sie an und gehe ich halbwegs beruhigt ins nächste Spiel, kann das genaue Gegenteil passieren. Phantastische Laufwege der Stürmer, Sahne-Pässe aus dem Abwehrzentrum, intensive Zweikämpfe, herrliche Dribblings auf dem Flügel und irre Schlenzer samt Torerfolg sind die Gründe, warum ich trotz aller Umstände nicht von Konamis Fußball lassen kann. Meine taktischen Vorgaben werden genauso sauber umgesetzt wie die Eingaben am Controller, sodass der Gegner selbst auf den hohen Schwierigkeitsgraden keine Chance hat. So geht Fußball!
Zuverlässig unzuverlässig
Aber woran liegt es, dass der Spielablauf derart inkonsistent ist? Zweifellos sind die meisten Animationen ein Hingucker und dem realen Sport näher als je zuvor. Doch zugleich steht sich der Titel damit oftmals selbst im Weg. Denn die hübschen Bewegungen hemmen den Spielfluss. Eine Ballannahme im gegnerischen Strafraum macht die beste Torchance zunichte. Der Zwischenschritt eines Verteidigers gibt dem Stürmer genug Raum für einen Abschluss. Das langsame Abrollen und Aufstehen meines Torwarts verhindert einen Konter. Und so weiter.
Mich beschleicht zudem das Gefühl, dass die verwendete Unreal-Engine mit der Dynamik, die ein Fußballspiel naturgemäß ausmacht, dezent überfordert ist. Rasche Positionswechsel, überraschende Zweikämpfe oder Abpraller nach einem Schuss bringen einzelne oder gleich mehrere Spieler teilweise völlig aus dem Konzept. Da lässt sich manuell nix mehr regeln, sondern nur noch auf einen glücklichen Ausgang der Situation hoffen.
Zuverlässig unzuverlässig verlaufen auch viele Online-Spiele. Positiv ist, dass sich die Verbindungsqualität bei Begegnungen in der eFootball Liga deutlich verbessert hat. Meist kann ich ohne erwähnenswerte Lags oder Einbrüche in der Bildrate zocken. Von einem generell guten Spielgefühl kann dennoch nicht die Rede sein.
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Zum einen hapert es bei der Balance der Teamstärke. Manch Gegner schickt Spieler mit niedrigen 70er-Werten auf den Platz, die meine 90er-Truppe in jeder Hinsicht überfordern. Zum anderen zeigen sich auch online die oben beschriebenen Merkwürdigkeiten, und zwar auf beiden Seiten. In einigen Partien ist kein koordinierter Spielaufbau möglich, weil sich weder Ball noch Sportler nachvollziehbar oder planbar verhalten. Fast alles wirkt verzögert, träge und dem Zufall geschuldet. Der Online-Spielspaß bleibt also nach wie vor sehr überschaubar.
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