Test - Dragon's Dogma : Herzensangelegenheit
- PS3
- X360
Auf in die Schlacht
Die meiste Zeit werdet ihr euch mit gezückten Waffen im Clinch mit den unterschiedlichsten Wesen wiederfinden. Zum Glück, denn das Kampfsystem ist außerordentlich gut gelungen. Im Gegensatz zur japanischen Tradition prügelt ihr euch in Dragon's Dogma in Echtzeit. Die Bedienung geht leicht von der Hand. Neben leichten Angriffen könnt ihr auch schwere ausführen. Das kennt man ja alles. Mit dem R1-Knopf schaltet ihr auf die besonderen Angriffe um. Insgesamt sind die Kämpfe dynamisch, wuchtig, äußerst direkt und im Genre einzigartig.
Das liegt unter anderem daran, dass ihr auf größere Monster klettern könnt. Ähnlich wie in Shadow of the Colossus kraxelt ihr an den Ungetümen herum. Je länger ihr euch festklammert, desto weniger Ausdauer habt ihr. Diese Spielmechanik erweitert nicht nur das Spektrum an Möglichkeiten, die Feinde zu schlagen, es ist auch eine Notwendigkeit, um die Kolosse zu Fall zu bringen oder andere Schwachstellen zu entblößen. Kleinere Feinde lassen sich festhalten, damit eine Kollege zum finalen Schlag ansetzen kann. Ihr könnt Gegner auch ablenken oder provozieren, um sie aus der Reserve zu locken. Leider verzichteten die Entwickler darauf, ein Zielsystem einzufügen. So passiert es gerade im Kampf gegen mehrere Feinde, dass ihr planlos durch die Gegend rennt oder Feinde attackiert, die ihr nicht attackieren wolltet.
Komfort gesucht
Dragon's Dogma ist nicht so erbarmungslos wie die Rollenspiele von From Software, trotzdem ist es eine raubeinige Erfahrung. Das liegt nicht nur an den anspruchsvollen und herausfordernden Kämpfen. Einige Elemente im Spiel sind unnötig kompliziert und unkomfortabel. Da ihr nicht selten weite Wege zurücklegen müsst, wäre eine Schnellreisesystem hilfreich gewesen. Gerade am Anfang müsst ihr oft zwischen Hauptstadt und Dörfern hin- und hermarschieren. Zwar gibt es bestimmte Steine, die euch das einmalig ermöglichen, aber auch nur zurück zur Hauptstadt. Des Weiteren könnt ihr nicht beliebig rasten, um zum Beispiel die Nacht zu überspringen und den minimierten Lebensbalken wiederherzustellen. Dafür findet ihr hin und wieder bestimmte Lager. Hier könnt ihr dann auch die Vorräte wieder auffüllen. In beiden Fällen zeigt The Elder Scrolls: Skyrim, wie man es besser macht. Ferner habt ihr nur einen Speicherplatz zur Verfügung.
Das Inventar ist in vielen Rollenspielen ein Knackpunkt und nur selten übersichtlich. Das ist leider auch in Dragon's Dogma der Fall. Zwar wird einigermaßen übersichtlich angezeigt, welche Gegenstände wo liegen, um aber Waffen oder Ausrüstung zu wechseln, müsst ihr noch mal einen separaten Bildschirm ansteuern. Überdies wäre es toll gewesen, bestimmte Aktionen Schnelltasten zuweisen zu können. Irgendwann nervt es, bei Anbruch der Nacht die Öllampe aus dem Inventar zu kramen.
Schwächen im Detail
Die Welt erinnert deutlich an den westlichen Fantasy-Kosmos. Gerade die Hauptstadt Gran Soren wirkt mit ihren verwinkelten Gassen und hohen Steinmauern erfreulich mittelalterlich. Die Gewänder sind nicht überkandidelt, euch erwarten also keine bauchfreien Rüstungen aus Gold. Trotzdem gibt es visuell einige Schwächen. Besonders die Texturen sind matschig. Es fehlt der letzte Schliff. Man merkt, dass die MT-Framework-Engine schon in Lost Planet 2 und Resident Evil 5 zum Einsatz kam und daher schon ein wenig betagt ist.
Abschließend noch eine Frage: Wer zum Teufel kam auf die Idee zum Titellied? Dragon's Dogma ist ein Rollenspiel in einem erwachsenen Fantasy-Szenario. Legt ihr das Spiel allerdings in die Konsole, werdet ihr im Hauptmenü mit fiesestem Plastikpop begrüßt. Lasst euch aber davon bloß nicht abschrecken, im Spiel selbst werdet ihr von epochalen Klängen begleitet. Deutsche Sprachausgabe gibt es nicht. Stattdessen wurden die Dialoge von guten englischen Sprechern vertont - bisweilen sogar mit Akzent.
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