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Test - Dragon’s Dogma 2 : Test: Das ungewöhnlichste Rollenspiel seit Ewigkeiten

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Es ist diese alte, klassische Geschichte: Junge trifft Drache, Drache frisst das Herz des Jungen, Junge wird zum prophezeiten Auserwählten. Gut, vielleicht ist das nicht die klassischste aller Geschichten, aber es ist immerhin die Story von Dragon’s Dogma 2 und seinem mittlerweile 12 Jahre alten Vorläufer. Wo der erste Teil noch ein eigenwilliger Geheimtipp unter Kennern exzentrischer Spielideen war, scheint der Nachfolger heute genau einen Nerv der Zeit zu treffen.

Dragon’s Dogma 2 ist der wahr gewordene Traum aller Spieler, denen die Videospiele von heute zu Vieles auf dem Silbertablett servieren und keine Herausforderung mehr bieten. Das Spiel weigert sich vehement, festgefahrene Rollenspiel-Konventionen zu bedienen, die im vergangenen Jahrzehnt zum Standard geworden sind, und macht viele Dinge einfach anders.

Ich würde sogar fast so weit gehen zu sagen, dass Dragon’s Dogma 2 nichts weniger als den Gegenentwurf zu all den vermeintlich modernen Rollenspielen bildet, die den Spieler stets nur von einer Quest-Markierung zur nächsten schicken und spielerische Freiheit lediglich mit ausufernden, aber generischen Möglichkeiten verwechseln.

Händchenhalten? Nicht mit mir!

Um zu veranschaulichen, was ich damit meine, nehmen wir zum Beispiel einfach mal die Quests. Dragon’s Dogma 2 bietet jede Menge Aufgaben, die über das übliche “Töte 12 Goblins!” oder “Bring mir acht Wolfsfelle!” hinausgehen. Teilweise werdet ihr sogar vor richtig harte Entscheidungen gestellt. Kurz nachdem ihr ein kleines Grenzstädtchen betreten habt, kommt zum Beispiel ein aufgeregter Mann auf euch zu, der einen Edelstein verloren hat und euch darum bittet, diesen wiederzubeschaffen, damit ihm sein Meister nicht zürnt.

Was wie der Beginn einer typischen „Fetch-Quest“ beginnt, entwickelt sich aber nur ein paar Meter weiter bereits zum echten Dilemma. Denn dort hält uns schon der nächste Interessent an, der ebenfalls gerne in Besitz des Steins gelangen würde und uns eine stattliche Belohnung dafür anbietet. Zum Glück findet sich der gewünschte Gegenstand relativ schnell in der Auslage eines zwielichtigen Händlers und verlangt euch nun eine folgenschwere Entscheidung ab: Übergebt ihr ihn wie aufgetragen dem ursprünglichen Besitzer? Oder streicht ihr die versprochene Belohnung des Anderen ein, überlasst den Diener dadurch aber der Bestrafung seines Meisters und damit möglicherweise dem Tod?

Es gibt aber noch eine weitere Option. Ihr könntet auch beim Fälscher eine Kopie der Sphäre anfertigen lassen. Auf diese Art kassiert ihr einfach beide Belohnungen, riskiert aber auch, dass einer der Getäuschten den Betrug herausfindet. Und das hat Konsequenzen.

Anders als ihr es aus quasi jedem anderen modernen Videospiel gewohnt seid, werdet ihr bei einer solchen Quest eben nicht an die Hand genommen. Kein Questmarker zeigt auf den zwielichtigen Händler, keine Auftragsbeschreibung verrät euch, dass ihr eine Fälschung anfertigen lassen könnt. Mehr als ein schlichtes “Sucht die Jadeit-Sphäre!” verrät euch das Spiel nicht. Alles Weitere ist euch vollkommen selbst überlassen.

Dragon‘s Dogma 2 breitet in diesem Sinne eine Freiheit und eine Vielzahl an Möglichkeiten vor euch aus, wie sie allenfalls mit Baldur‘s Gate 3 oder Elden Ring zu vergleichen ist. Mein Lieblingsbeispiel ist die Suche nach einer verbannten Rebellin. “Suche Karina!” (Name aus Spoilergründen von der Redaktion geändert) Kein Hinweis, niemanden, den man fragen könnte, und die Dame ist irgendwo auf der riesigen Karte. Ihr braucht also ordentlich Glück, um sie zu finden (oder müsst euch halt die Lösung aus dem Internet suchen, wenn man das denn will).

Allerdings gibt es auch eine ganz einfache Möglichkeit, diese Probleme (fast immer) zu lösen. Und die lautet schlicht: Lasst euch Zeit! Dragon’s Dogma 2 ist kein Spiel, dass sich mal eben schnell durchspielen lässt, vor allem nicht beim ersten Mal. Vielmehr will es euch bewusst ermutigen, dass ihr Quests auch erstmal zur Seite legt, wenn ihr nicht mehr weiterkommt. In der Zwischenzeit kümmert ihr euch eben um eine andere Aufgabe. Oder ihr sprecht nochmal mit jedem NPC, der irgendwo herumläuft. Vielleicht habt ihr ja Glück. Über die Rebellin bin ich zum Beispiel im wahrsten Sinne des Wortes gestolpert. In einem weit entfernten Dorf, zu dem mich eine komplett andere Quest geführt hat.

Spiel, Spaß, Spannung und wundgelaufene Füße

Fragt sich nur, wie es die Gute in der Kürze der Zeit von einem Ende der Karte zum anderen geschafft hat. Das Schnellreisesystem von Dragon’s Dogma 2 hat sie höchstwahrscheinlich nicht benutzt, denn auch mit diesem Feature, in dem euch moderne Rollenspiele gerne bequem betten, will euch Dragon‘s Dogma 2 aus der Komfortzone locken und das Erleben der Spielwelt über die bloße Durchreise stellen.

Um zu einem der wenigen Schnellreisepunkt zu gelangen, benötigt ihr nämlich erst bestimmte Reisesteine und die sind entweder äußerst selten oder ziemlich teuer. Das motiviert aber wiederum zum selbständigen Erkunden der riesigen Spielwelt. Und die kann sich nicht nur grafisch sehen lassen, sondern bietet auch abseits der Wege genug zu tun. In Vermund kann man kaum einen Stein werfen, ohne damit eine Kiste, sammelbare Ressourcen oder einen Gegner zu treffen, der dreimal so groß ist wie ihr selbst.

Die gesamte Spielwelt ist ein riesiger Abenteuerspielplatz für Erweckte. Gleichzeitig zwingt euch das Spiel aber durch sein Questdesign immer wieder zu langen Gewaltmärschen auf den immer selben Wegen. Wenn ihr also irgendwann die drei Zyklopen, die immer an derselben Stelle stehen, schon mit Vornamen kennt, dann muss man sich schon fragen, ob diese Quest nicht einfach eine E-Mail respektive Brieftaube hätte sein können.

Der ewige Kreis aus Blut und Feuer

Auch mit seiner Geschichte erzählt Dragon‘s Dogma 2 alles andere als Fantasy-Einerlei. In der Welt des Spiels herrscht nämlich ein ewiger Kreislauf. Alle paar Jahre erscheint ein großer Drache und beginnt damit, Dörfer zu zerstören und deren Bewohner von außen knusprig zu grillen. Von der kulinarischen Seite mal abgesehen, ist er aber auch auf der Suche nach dem Erweckten, seinem Gegenspieler.

Hat er einen geeigneten Kandidaten gefunden, verschlingt er dessen Herz und schafft damit eine Verbindung zwischen sich selbst und dem Erweckten. Dieser Auserwählte ist auserkoren, dem fliegenden Ungetüm den Garaus zu machen, sobald er bereit dazu ist. Mit der Berufung zum Erweckten geht gleichzeitig auch die Königskrone des Menschenreichs Vermund einher und prinzipiell ist es ja prima, König zu sein. Wenn der Drache irgendwann vom Weltenzerstörer zur Wanddekoration umgeschult wurde, ist die Welt erstmal gerettet, bis der Drache irgendwann erneut auftaucht.

Wir schlüpfen natürlich in die Haut genau dieses frisch herzlosen Erweckten auf der edlen Quest, die Königskrone zu übernehmen und im Anschluss das Ungetüm zu erschlagen. Dummerweise sitzt aber bereits ein angeblicher Erweckter auf dem Thron und genau wie bei Highlandern, dem letzten Stück Pizza und dem Papst kann es davon eigentlich immer nur einen geben. Also machen wir uns auf, den Usurpator zu entthronen und selbst in den Palast zu ziehen, damit wir uns danach in aller Ruhe um das Problem mit dem Drachen kümmern können.

Junger Bogenschütze zum Mitreisen gesucht!

Aber der Job als Erweckter kommt nicht nur mit einer schicken Krone und weichem Bett daher, sondern bietet auch noch eine ganze Menge anderer Vorteile. Da wären vor allem die Vasallen, ein ganzes Volk, dessen einzige Aufgabe darin besteht, dem Erweckten zu dienen. Während eures Abenteuers seid ihr stets in Begleitung von bis zu drei dieser NPC-Helfer.

Einer davon ist euer Hauptvasall, den ihr selber erstellen könnt, ihm (oder ihr) einen Namen gebt und ausrüstet. Die zwei weiteren Begleiter rekrutieren sich hingegen von anderen Spielern. Vasallen verfügen nämlich sozusagen über die Fähigkeit, Zeit und Raum zu überwinden, um zwischen den verschiedenen parallelen Realitäten des Erweckten (also anderen Spielern) zu wechseln.

Die Vasallen greifen euch aber nicht nur als Partymitglied im Kampf tatkräftig unter die Arme, sie machen sich vor allem beim Erkunden der Umgebung bezahlt. Erspäht einer eurer Begleiter ein sammelbares Blümchen oder einen interessanten Punkt in der Umgebung, der sich zu erkunden lohnt, dann weist er euch lautstark darauf hin, setzt einen Marker auf die Minimap oder sammelt das Kraut direkt selbst ein.

Besonders wichtig ist aber die Unterstützung der Vasallen in den Quests. Denn während das Spiel, wie eingangs beschrieben, äußerst wortkarg darin auftritt, euch zu sagen, was zu tun ist, gleicht das die Redseligkeit eurer Vasallen wieder aus. Denn hat ein Vasall in eurer Gruppe auf seinen Reisen mit einem anderen Spieler schon mal die Quest abgeschlossen, auf der ihr euch gerade befindet, dann bietet er sich als Fremdenführer an und läuft voraus zum Questziel. Ein Autopilot sind eure Vasallen dabei gottlob nicht: Die Einzelheiten der jeweiligen Lösungswege einer Quest müsst ihr für gewöhnlich trotzdem alleine herausfinden. Allerdings kann das Dauergeplapper in der Party auch schonmal leicht nerven, wenn ihr zum dutzendsten Male auf eine Leiter in der Nähe hingewiesen werdet.

Selbstverständlich wird aber auch euer eigener Hauptvasall von anderen Spielern genutzt. Keine Sorge, ihr müsst in der Zwischenzeit nicht auf euren besten Freund verzichten. Wurde euer Vasall aber von einem anderen Spieler ausgeliehen, bekommt ihr nach der Rast in einem Gasthaus dafür wertvolle Belohnungen oder Geschenke. Werden Vasallen nämlich nach bestandener Aufgabe wieder verabschiedet, werden ihnen kleine Aufmerksamkeiten für ihre Herren mitgegeben. Das können praktische Tränke sein oder aber auch einfach ein fauler Apfel, der sich noch irgendwo ganz unten im Inventar findet. Darüber hinaus reichende Interaktionen mit anderen Spielern gibt es nicht. Dragon‘s Dogma 2 ist ein Multiplayer-Spiel der ausschließlich indirekten Art.

Junge, warum hast du nichts gelernt?

Selbst bei den Klassen weigert sich Dragon’s Dogma 2, sich irgendeinem traditionellen Schema zu beugen. Das geht schon damit los, dass man statt eine Klasse zu wählen, eine sogenannte Laufbahn einschlägt. Zu Beginn habt ihr und euer Hauptvasall Zugriff auf die Laufbahnen Krieger, Magier, Bogenschütze und Dieb, später kommen noch sechs weitere wie die Mystische Klinge oder der Waffenmeister dazu. Das Besondere an den Laufbahnen ist allerdings, dass ihr sie jederzeit wechseln könnt und sich damit auch euer Spielstil komplett verändert. Dadurch motiviert das Spiel zum ständigen Experimentieren.

Seid ihr zum Beispiel als Dieb unterwegs, weicht ihr Angriffen per Knopfdruck einfach aus, Krieger blocken hingegen mit ihrem Schild noch einiges an Schaden ab, und als Bogenschütze bleibt euch eigentlich nichts anderes übrig als zu beten, dass ihr genug Heiltränke eingesteckt habt. Hier hilft vor allem Erfahrung. Als Bogenschütze könnt ihr zwar nicht ausweichen, habt aber einen Move, bei dem ihr euch von Gegnern abstößt und einen großen Satz nach hinten macht - etwas kniffliger zu nutzen, aber mit genug Übung klappt auch das irgendwann.

Aber an Trainingsgelegenheiten wird es euch ohnehin nicht mangeln. Die Straßen von Vermund und dem Nachbarland Batthal sind voll von Skeletten, Harpyien, Wölfen, Echsen, Kobolden und sonstigem Kroppzeug, das euch an den Kragen will. Und zu allem Überfluss haben Orks teilweise alle 10 Meter einen neuen Hinterhalt für euch eingerichtet. Auch hier könnt ihr euch allerdings auf eure Vasallen verlassen. Die schlagen sich in Kampfsituationen nicht nur gut, sondern teilweise fast zu gut, sodass man sich als Held mitunter fast schon überflüssig vorkommt – erst recht, wenn man eine Klasse gewählt hat, die im aktuellen Kampf nur wenig ausrichten kann, etwa wenn man es als Nahkämpfer mit einem fliegenden Ungetüm zu tun hat.

Fürs besondere Spektakel sorgen zudem die Schlachten gegen enorme Monster wie Oger, Zyklopen, Greifen oder Golems. Die sind zwar wesentlich zäher als ihre kleingewachsenen Kollegen, dafür könnt ihr an den riesigen Gestalten emporklettern, um an ihre Schwachpunkte zu gelangen. Selbst der größte Zyklop fällt irgendwann um, wenn ihr ihm euer Schwert nur oft und tief genug ins Auge rammt.

Der Tod hat seinen Preis (nämlich exakt 99 Cent)

Eine Sache hat sich das Spiel aber dann doch noch von so manchem Kollegen der jüngeren Spielelandschaft abgeschaut. Und leider war das genau ein Feature, das wirklich niemand wollte und für das Capcom im Moment ziemlich einstecken muss: Microtransactions. Den größten Aufschrei gab es wohl um die Möglichkeit, für die Änderung des Aussehens seines Charakters oder Vasallens zu bezahlen. Das zugehörige Item ist zwar auch ohne Einsatz von Echtgeld im Spiel zu ergattern, allerdings so selten, dass es so gut wie gar nicht zu bekommen ist. Hierfür hat Capcom aber bereits Nachbesserung versprochen.

Ansonsten wird das Thema im Internet mal wieder heißer gekocht, als es wirklich gegessen werden sollte. Die meisten Sachen aus dem Angebot des Echtgeld-Stores würde ich maximal als “ganz nett”, aber letztlich nur bedingt brauchbar einstufen. Schön, dass euer Zelt jetzt weniger wiegt, aber am Ende des Tages macht das für eure Reisen keinen allzu großen Unterschied.

Dragon's Dogma 2 - Auf ins Abenteuer

Dragon’s Dogma 2 ist das neuste Action-Rollenspiel aus dem Hause Capcom. Zusammen mit seinen Vasallen muss man sich durch eine Fantasy-Welt kämpfen und dabei spannende Abenteuer erleben.

Nur einen einzigen Gegenstand finde ich ziemlich daneben. Solltet ihr während eurer Reise doch mal den (virtuellen) Löffel abgeben, seid ihr dazu gezwungen, einen älteren Speicherstand zu laden. Das kann durchaus bedeuten, dass die letzte Stunde praktisch umsonst war oder ihr zumindest einen langen Weg nochmal zurücklegen müsst. Die Welt ist eben gefährlich und unerbittlich. Abhilfe schaffen hier sogenannte Lazarussteine.

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Im normalen Spielverlauf sind diese allerdings sehr selten, oft nur schwer zu beschaffen und müssen daher mit höchstem Bedacht eingesetzt werden. Meistens müsst ihr versteckte Truhen öffnen oder Sprungrätsel lösen und bekommt dafür auch nur ein Bruchstück eines Steins. Drei dieser Teile fügen sich dann schlussendlich zu einem nutzbaren Lazarusstein zusammen. Entweder hütet ihr also jeden einzelnen Lazarusstein wie euren Augapfel ODER ihr kauft ihn eben für 99 Cent im Shop. Zwar gibt es nur insgesamt maximal fünf der Steine zu erwerben, was also auch diese Option sehr einschränkt und damit auch die damit verbundenen Kosten begrenzt. Trotzdem hinterlässt es eine kleine Delle in einem zentralen Aspekt des Spiels.

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