Preview - Dragon Age: Inquisition : BioWares Mammut-RPG angetestet
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Früher war alles besser: Videospiele waren liebevoller entwickelt, schöner und irgendwie echter. Nach dem nicht vollständig überzeugenden zweiten Teil ist BioWare mit Dragon Age: Inquisition auf Wiedergutmachungskurs. Aber garantiert das auch eine hohe Qualität für das Action-Rollenspiel?
Die Reaktionen auf die letzten BioWare-Spiele – Mass Effect 3 und Dragon Age 2 – waren durchwachsen. Fans ärgerten sich in Mass Effect 3 über das unbefriedigende Ende. Bei Dragon Age 2 fehlte die taktische Kamera und überhaupt konnte das Action-Rollenspiel dem von BioWare gesetzten hohen Standard nicht gerecht werden. Aber von einem Bruch zwischen BioWare und den Spielern will Cameron Lee, Produzent von Dragon Age: Inquisition, nichts hören: „Natürlich gibt es mal Meinungsverschiedenheiten. Aber die Reaktionen der Spieler motivieren uns auch. Wir haben eine große Wand im Studio. Dort hängen Bilder von Cosplays und Deviantart. Außerdem gab es letztens eine Twitter-Aktion, bei dem unsere Fans ihr liebstes BioWare-Spiel nennen sollten. Wir haben alles ausgedruckt und aufgehängt. Das motiviert gerade in der harten Endphase einer Entwicklung enorm.“
Dragon Age: Inquisition wirkt fast wie eine Liebeserklärung von BioWare an seine Anhänger. Hier steckt die Quintessenz von dem drin, was das Unternehmen groß gemacht hat. Die Dialoge sind üppig, gespickt mit wichtigen Informationen und bedeutenden Entscheidungen. Die Charaktere wirken kantig und unbequem. Und die Spielwelt ist enorm. Bereits das Hinterland, in dem wir uns bei Electronic Arts austoben konnten, ist so groß wie alle Areale der beiden Vorgänger zusammen. Dragon Age: Inquisition soll über zehn dieser Ländereien verfügen – angefüllt mit Haupt- und Nebenmissionen, Monstern und Katakomben.
Der Hang zum Größenwahn wird gleich zu Beginn deutlich. Ihr startet nämlich mit dem bislang umfangreichsten Charakterbaukasten der Dragon-Age-Geschichte. Nach der Wahl von Geschlecht und Rasse – Mensch, Elf, Zwerg oder Qunari – findet ihr euch nämlich in einem Editor wieder, der fast schon an NBA 2K15 erinnert. Vom Abstand der Augenbrauen bis zu den Nasenflügeln gestaltet ihr eure Spielfigur nach eurem Belieben. Anschließend legt ihr die Klasse fest. Ihr entscheidet euch zwischen einem Dieb mit zwei Dolchen, Bogen oder Armbrust, einem Krieger mit Vorliebe für Schild und Schwert oder Einhandwaffe und natürlich dem Zauberer.
Nightmare, der höchste der vier Schwierigkeitsgrade, ist bereits zu Beginn zugänglich, aber der Schwierigkeitsgrad kann jederzeit geändert werden. Cameron sieht Dragon Age: Inquisition als forderndes, aber nicht unmögliches Spiel: „Es gibt derzeit einen Trend hin zu anspruchsvolleren Spielen. Wir suchen einen Mittelweg. Auf Leicht und Normal kann jeder Dragon Age: Inquisition durchspielen. Die höheren Stufen erfordern dann mehr strategisches Geschick und sind wirklich knackig schwer. Hier kommt es besonders auf die Nutzung der taktischen Karte und der Tränke an.“ Ein neues Dark Souls will Dragon Age: Inquisition aber nicht werden.
Wie tickt ihr?
So ist die erste Spielstunde fast schon zu einfach. Kaum im Spiel landet ihr gleich in der Gefängniszelle und werdet von Cassandra, der Sucherin der Wahrheit, verhört. Sie glaubt nämlich, dass ihr für die Dimensionslöcher – sogenannte Rifts – verantwortlich seid, die überall im Land für Chaos und Zerstörung sorgen. Ganz unbegründet ist dieser Verdacht nicht, denn die Hände eures Helden leuchten in demselben Grün, das auch den seltsamen Rissen entströmt.
Das Verhör läuft mit dem typischen BioWare-Dialograd ab. An Schlüsselstellen könnt ihr emotionale Antworten geben und somit euer Gegenüber verärgern oder besänftigen - oder ihr zeigt gar Schwäche. Die Nebendarsteller merken sich eure Entscheidungen und bilden sich entsprechend eine Meinung über euch. Die Charaktere sind geschwätzig, allerdings auch angenehm schlagfertig. Dragon Age: Inquisition vermittelt einem das Gefühl, mit Gleichberechtigten zu sprechen und nicht etwa mit doofen Computer-Klonen.
Zu den Schwertern
Natürlich stellt sich nach kürzester Zeit heraus, dass der einstmals Aussätzige der Schlüssel zur Lösung des Rift-Schlamassels sein könnte. Auf Tastendruck könnt ihr nämlich die Löcher zerstören. Das entgeht auch Cassandra nicht. Sie schließt ein Zweckbündnis mit euch, dem sich Zwerg Varric und Elfenzauberer Solas anschließen. Die erste Abenteurer-Party ist geboren und muss sich sogleich einem riesigen Dämon stellen.
In Dragon Age: Inquisition wählt ihr zwischen Echtzeitkämpfen und der taktischen Kamera. Im Echtzeitmodus ist das Spiel sehr schnell und erfordert weniger Strategie - ideal für das kleine Scharmützel zwischendurch. Die Computer-Mitstreiter agieren eigenständig und handeln ihrer Rolle entsprechend. Solas beispielsweise bleibt brav im Hintergrund, während Kriegerin Cassandra mit Schwert und Schild an der Front kämpft. Grundlegende Verhaltensmuster – etwa wann man einen Heiltrank benutzt – stellt ihr im Charaktermenü ein.
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